>@Perry Nordeng/ESS
© Perry Nordeng/ESS
  • Europäische Investitionsbank unterzeichnet drittes Darlehen für Europäische Spallationsquelle (ESS) in Lund
  • Über InnovFin erhält ESS mit Unterstützung des EU-Programms Horizont 2020 weitere 50 Millionen Euro

Die Europäische Investitionsbank hat mit der Europäischen Spallationsquelle (ESS) im schwedischen Lund einen Finanzierungsvertrag über 50 Millionen Euro (505 Millionen Schwedische Kronen) unterzeichnet. Das Darlehen wird über „InnovFin – EU-Mittel für Innovationen“ mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Rahmen von Horizont 2020, dem EU-Programm für Forschung und Innovation, bereitgestellt. Die Mittel ergänzen ein bestehendes Darlehen aus dem Jahr 2016 im Gesamtumfang von 200 Millionen Euro. Der Bau der ESS schreitet trotz der anhaltenden Covid-19-Pandemie voran. Ende 2020 waren etwa 75 Prozent der Projektarbeiten abgeschlossen.

Die ESS war das erste Projekt in der Rechtsform eines ERIC*, das direkt von der Bank der EU finanziert wurde. Die EIB stellte jedoch nicht nur Geld bereit: über InnovFin erbrachte sie auch technische Beratungsleistungen, um den Weg für einen erfolgreichen Abschluss des Darlehensvertrags zu ebnen.

EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Die ESS eröffnet mit ihren einzigartigen Forschungskapazitäten eine Vielzahl neuer Chancen in den Bereichen Biowissenschaften, Energie und Umwelttechnologie, die die EIB vorrangig fördert. Wir haben die ESS von Anfang an unterstützt und setzen unser Engagement für dieses bahnbrechende Vorhaben der europäischen Wissenschaft gerne fort. Europa muss an der Spitze der internationalen wissenschaftlichen Forschung bleiben. Daher finanzieren wir Forschungsprojekte, wo wir können.“

Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend: „Die Europäische Kommission freut sich, ihre Unterstützung für die ESS und ihre einzigartigen Forschungskapazitäten auszuweiten. Das hochambitionierte Projekt bringt die Wissenschaft einen bedeutenden Schritt voran, und wir sind stolz darauf, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein.“

Die ESS ist eine Art „Supermikroskop“: Mithilfe der Neutronenstreuung können Forschende Materialstrukturen und -bewegungen auf atomarer oder molekularer Ebene untersuchen und so grundlegende atomare Strukturen und Kräfte auf Längen- und Zeitskalen sehen und verstehen, die bei anderen Spallationsquellen unerreichbar sind. Von diesen neuen Möglichkeiten profitieren zahlreiche Disziplinen von Lebenswissenschaften über Ökologie, Energieversorgung, Verkehr und Maschinenbau bis hin zu Physik, Chemie und sogar Archäologie.

Hintergrundinformationen

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen. Im Forschungsbereich half sie beispielsweise, den großen Hadronenbeschleuniger am CERN zu finanzieren.

InnovFin – EU-Mittel für Innovationen: Die Europäische Kommission und die Europäische Investitionsbank-Gruppe (EIB und EIF) entwickelten 2014 eine neue Generation von Finanzierungsinstrumenten und Beratungsdiensten für das EU-Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 (2014–2020). Damit wollten sie innovativen Unternehmen den Zugang zu Krediten erleichtern. Über die maßgeschneiderten Produkte von „InnovFin – EU-Mittel für Innovationen“ werden bis 2020 Finanzierungen für Forschung und Innovation bereitgestellt. Gefördert werden kleine, mittlere und große Unternehmen sowie Projektträger, die in Forschungsinfrastruktur investieren.

InnovFin – Großprojekte soll den Zugang zu Risikokapital für Projekte im Bereich Forschung und Innovation verbessern. Das Instrument richtet sich an größere Unternehmen, Hochschulen und öffentliche Forschungsorganisationen, FuI-Infrastruktureinrichtungen (einschließlich innovationsfördernde Infrastrukturen), öffentlich-private Partnerschaften und Zweckgesellschaften (einschließlich Projektträger, die „First-of-a-kind“-Demonstrationsprojekte in industriellem Maßstab durchführen). Die Darlehen und Garantien von 25 Millionen Euro bis 300 Millionen Euro werden direkt von der EIB vergeben.

Die Europäische Spallationsquelle (ESS) ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum, das mit der stärksten Neutronenquelle der Welt arbeitet. Die ESS wird der Wissenschaft vielfältige neue Forschungsmöglichkeiten eröffnen, die von den Lebenswissenschaften bis zur Werkstoffentwicklung und vom Denkmalschutz bis zum Magnetismus reichen. Die Standorte des gesamteuropäischen Projekts sind in Schweden und Dänemark. Im schwedischen Lund wird derzeit die Hauptforschungseinrichtung gebaut, während das Datenverarbeitungs- und Softwarezentrum in Kopenhagen (Dänemark) angesiedelt sein wird. 2025 dürfte der Bau abgeschlossen sein. Später sollen jährlich zwei- bis dreitausend Gastforscherinnen und ‑forscher von anderen Universitäten und Instituten und aus der Industrie am ESS-Nutzerprogramm teilnehmen und die vielfältigen Neutroneninstrumente der Einrichtung nutzen, um Antworten auf wissenschaftlichen Fragen zu finden.

* Die EU-Rechtsform eines Konsortiums für eine europäische Forschungsinfrastruktur (ERIC) soll die gemeinsame Errichtung und den gemeinsamen Betrieb von Forschungseinrichtungen, die im europäischen Interesse liegen, erleichtern.