• Nach dem Covid-19-Schock sank die Kreditnachfrage in der Region zwischen März und September 2020, und die Kreditanforderungen wurden verschärft
  • Erstmals seit 2015 nehmen die notleidenden Kredite wieder zu, aber weniger stark als im Frühjahr 2020 erwartet
  • Starkes Bekenntnis internationaler Bankengruppen zur Region, Strategien sind auf Expansion oder Stabilität ausgerichtet

Heute wurde die Herbstausgabe des CESEE Bank Lending Survey der Europäischen Investitionsbank (EIB) veröffentlicht. Sie gibt Einblicke in die Tätigkeit von Bankengruppen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie Details zu ihren Geschäftserwartungen. Der Bericht analysiert Portfolios, untersucht Finanzierungsangebot und -nachfrage und nimmt die Entwicklung der notleidenden Kredite unter die Lupe.

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Hinweis: Die Grafik zeigt den Nettoanteil der Antworten lokaler Banken (Banken, die eine Verbesserung erwarten, gegenüber Banken, die eine Verschlechterung erwarten)

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die internationalen Bankengruppen weiter zu Mittel-, Ost- und Südosteuropa bekennen und ihre Strategien auf Expansion oder Stabilität ausge­richtet sind. Dennoch schwächten sich in der Pandemie ihre Aktivitäten ab, womit sie ihr Kapital schonten. Tochtergesellschaften in der Region und lokale Banken berichten von einem Nachfragerückgang bei Krediten und haben ihre Kreditanforderungen in den vergangenen sechs Monaten verschärft.

Erstmals seit fünf Jahren, so die befragten Banken, ist die Nachfrage nach Finanzierungen gesunken. Vor allem Investitionen sind aktuell rückläufig, während der Betriebskapitalbedarf die Nachfrage noch stützt.

Die Quoten der notleidenden Kredite verschlechterten sich, wenn auch weniger als in der Frühjahrsausgabe 2020 der Umfrage erwartet. Dieser Trend dürfte in den nächsten sechs Monaten anhalten und zieht bereits Spuren: Internationale Bankengruppen und einheimische Banken berichten über allgemein verschärfte Kreditstandards – auch für kleinere und mittlere Unternehmen. Die Sicherheitsanforderungen sind deutlich gestiegen.

EIB-Vizepräsidentin Lilyana Pavlova: „Covid-19 hat eine beispiellose Erschütterung unserer Volkswirtschaften ausgelöst. Mit regulatorischen und staatlichen Maßnahmen gelang es, die Wirtschaft über Wasser zu halten. Vor allem öffentliche Garantien halfen, die Kreditvergabe der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa nicht versiegen zu lassen. Mit dem europäischen Garantiefonds und ihren Finanzierungen und Beratungsdiensten unterstützt die EIB-Gruppe die Region auch weiterhin – um die Schäden einzudämmen, aber auch um Investitionen zu befeuern, die die Wirtschaft der Region für eine grünere, digitalere und wettbewerbsfähigere Zukunft braucht.“

EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Das Finanzsystem in Mittel-, Ost- und Südosteuropa hält dem unerbittlichen Virus bislang stand, und internationale Banken bekennen sich zur Region. Angesichts der doppelten Herausforderung, vor der die Wirt­schaften hier stehen, beunruhigt die rückläufige Nachfrage nach Investitions­finanzierungen. Damit der gleichzeitige Übergang zu einer grünen und digitalen Wirtschaft gelingt und wieder kräftig investiert wird, bedarf es öffentlicher Unterstützung und Koordination. Nur so können die Volkswirtschaften langfristig wettbewerbsfähig bleiben.“

Der CESEE Bank Lending Survey ist Teil der regelmäßigen Berichterstattung von EIB, IWF, EBWE und Weltbank für die Koordinierungsinitiative europäischer Banken, die Wiener Initiative. Deren Ziel ist es, die Finanzstabilität europäischer Schwellenländer zu wahren. Die Umfrage für die neue Ausgabe wurde mitten in der Coronapandemie durchgeführt. Zu früheren Ausgaben der Umfrage.

Hintergrundinformationen

Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB

Die Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB veröffentlicht Research-Berichte und Studien und analysiert die Investitionstätigkeit in der Europäischen Union und anderen Regionen. Sie unterstützt die Bank bei ihrer Arbeit und Positionierung und bei der Festlegung ihrer Strategien und Leitlinien. Das 40-köpfige Team wird von Chefvolkswirtin Debora Revoltella geleitet.

CESEE Bank Lending Survey

Die Umfrage der EIB zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa ist eine in dieser Form einmalige halbjährliche Befragung von rund 90 lokalen Banken, Bankengruppen und Finanzinstituten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. In der aktuellen Umfrage, die im September 2020 durchgeführt wurde, erhob die EIB Daten zum Zeitraum März–September 2020 und fragte nach den Erwartungen für den Zeitraum Oktober 2020–März 2021. Im Mittelpunkt stehen Daten zu Kreditanforderungen und -konditionen, Genehmigungsquoten und den verschiedenen Einflussfaktoren im Inland und international. Bei der Untersuchung der Kreditnachfrage werden auch Kreditanträge und deren Qualität analysiert. Die Umfrage enthält konkrete Fragen zur Kreditqualität und zu den Refinanzierungskonditionen der Banken. Damit kann ein Datenbestand für eine Zeitreihenanalyse aufgebaut werden. Die Gesundheit des Bankensektors in Mittel-, Ost- und Südosteuropa lässt sich so nahezu in Echtzeit beurteilen. Die Umfrage wurde von der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB entwickelt und ist Teil einer Berichtsreihe der EBWE, des IWF und der Weltbank für die Wiener Initiative.

Weitere Informationen: https://www.eib.org/de/about/economic-research/surveys.htm