Das Projekt Marmary, eines der weltweit ehrgeizigsten Projekte auf dem Gebiet des städtischen Nahverkehrs, soll Europa mit Asien verbinden.

Die Europäische Investitionsbank gewährt der Republik Türkei ein Darlehen in Höhe von 400 Mio EUR zur Finanzierung des rollenden Materials für das Marmara-Nahverkehrsprojekt in Istanbul. Das rollende Material bestehend aus 440 Wagen, die zu Nahverkehrszügen von 5 bzw. 10 Wagen zusammengestellt werden sollen, wird auf dem städtischen Schienennetz zum Einsatz kommen.

Das Darlehen steht im Zusammenhang mit einem Projekt der Bank, für das im September 2004 bzw. im Dezember des vergangenen Jahres Finanzierungsverträge unterzeichnet wurden. Es betrifft die Teilfinanzierung der Modernisierung des städtischen Schienennetzes. Die 76 km lange Eisenbahnstrecke wird Halkali auf der europäischen Seite der Stadt mit dem Vorort Gebze auf der asiatischen Seite verbinden; damit wird sich die Fahrzeit zwischen den beiden Orten erheblich verkürzen, was dazu beiträgt, die Stadt von dem zunehmenden Verkehrsaufkommen zu entlasten. Das Eisenbahnnetz wird 75 000 Fahrgäste pro Stunde befördern und mit dem kommunalen Schienennetz der Stadtschnellbahn und der U-Bahn verknüpft werden. Etwa 63 km des Netzes werden überirdisch, 14 km - einschließlich eines 1,4 km langen Tunnels - dagegen unter dem Bosporus verlaufen. 37 bestehende Bahnhöfe werden modernisiert und drei Untergrund-Bahnhöfe neu gebaut werden. Das Projekt, dessen Fertigstellung für April 2009 vorgesehen ist, wird mit einem EIB-Darlehen in Höhe von 650 Mio EUR unterstützt. Das jetzt gewährte Darlehen von 400 Mio EUR ergänzt das bereits unterzeichnete Darlehen in Höhe von 650 Mio EUR und wird den Finanzierungsbeitrag der EIB zu dem Gesamtprojekt Bosporus-Tunnel auf 1,05 Mrd EUR erhöhen; dies ist der höchste Betrag, den die EIB je für ein Projekt in der Türkei gewährt hat.

Obgleich die Türkei konsequent eine stringente Haushaltspolitik verfolgt, werden mehrere große Infrastrukturprojekte durchgeführt, die sich von Stadtverkehrs- und Intercity-Express-Verbindungen über Staudämme bis hin zu Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen erstrecken, denen in großem Umfang staatliche Mittel zufließen. Die gute Wirtschaftsleistung des Landes, der Rückgang der Inflation und die sinkenden Zinsen sowie die Aussicht auf den EU-Beitritt der Türkei machen das Land für ausländische Banken, Regierungen und internationale Kreditinstitute interessant.

Um für einen Finanzierungsbeitrag der EIB in Betracht zu kommen, müssen Stadtverkehrsprojekte den Nachweis der Nachhaltigkeit erbringen. Dies ist bei Investitionsvorhaben in der öffentlichen Nahverkehrsinfrastruktur in der Regel der Fall, da solche Projekte zu einer verbesserten Qualität des städtischen Umfelds beitragen. Indem sie eine Verlagerung des Individualverkehrs auf den öffentlichen Nahverkehr und ein verringertes Verkehrsaufkommen fördern, leisten diese Projekte nicht nur einen Beitrag zu einer besseren Luftqualität und einer geringeren Lärmbelästigung, sondern auch zum Klimaschutz, da sie die Energieeffizienz verbessern und die CO2-Emissionen senken.

Insgesamt hat die Bank in der Türkei bisher mehr als 4 Mrd EUR für Investitionsvorhaben in den unterschiedlichsten Wirtschaftssektoren vergeben. Auf Darlehen an Kommunen für Investitionsvorhaben in den Bereichen Umweltschutz und städtischer Nahverkehr entfallen etwa 31% dieser Mittel, von denen 11% für die Beseitigung von Erdbebenschäden verwendet wurden.