Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union, gewährt dem Office National de l'Electricité (ONE) ein Darlehen von 120 Mio EUR. Ziel des finanzierten Projekts ist es, die Kapazität der Stromverbindungsleitungen zwischen Marokko und zwei seiner Nachbarländer (Spanien und Algerien) zu steigern und die Sicherheit und die Zuverlässigkeit des bestehenden marokkanischen Stromnetzes zu erhöhen.

Das Darlehen der Bank dient insbesondere der Finanzierung des Baus einer zweiten Verbindungsleitung zwischen Marokko und Spanien und ergänzt damit die 1995 bereitgestellte Finanzierung zugunsten der ersten Verbindungsleitung zwischen den beiden Ländern.

Das Projekt wird von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) und der Agence Française de Développement (AFD) kofinanziert. Daran wird die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen drei der im Bereich der Finanzierung großer Infrastrukturvorhaben im Mittelmeerraum aktivsten Geldgeber deutlich. Durch eine Verbesserung Stromaustauschs zwischen dem Maghreb und Europa werden die Investitionen des ONE einen Ausbau der Integration und der Kooperation im Stromsektor auf regionaler Ebene ermöglichen. Außerdem dürfte das Projekt durch die Erhöhung der Zuverlässigkeit des inländischen Stromnetzes und durch die Steigerung der Kapazität eines vorhandenen transeuropäischen Netzes auf mittlere Sicht die Liberalisierung des marokkanischen Strommarkts erleichtern.

In Marokko hat die EIB seit 1978 rund 2 Mrd EUR für die Finanzierung von Großprojekten, die einen Beitrag zur Entwicklung der marokkanischen Wirtschaft leisten, bereitgestellt. Dazu gehören unter anderem die erste Stromverbindungsleitung zwischen der EU und Marokko durch die Straße von Gibraltar, Hochspannungs-Stromübertragungsleitungen in Marokko selbst und die Stromverteilung in ländlichen Gebieten, der Ausbau der interregionalen und internationalen Telefonverbindungen sowie die Durchführung wichtiger wasserwirtschaftlicher Vorhaben (Abwasserbeseitigung in mehreren Küstenstädten, Bewässerung der landwirtschaftlichen Gebiete von Doukkala u.a.). Darüber hinaus hat sie im Rahmen von Globaldarlehen zur Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen des produktiven und des genossenschaftlichen Sektors beigetragen, was insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Joint Ventures zwischen marokkanischen und europäischen Unternehmen erfolgte.

Seit 1974 hat die Bank in den Partnerländern des Mittelmeerraums mehr als 12,6 Mrd EUR zur Verfügung gestellt. Im Hinblick auf die Schaffung einer Freihandelszone mit der EU bis zum Jahr 2010 konzentriert sich die Tätigkeit der EIB insbesondere darauf, diese Volkswirtschaften bei ihren Vorbereitungen auf die Liberalisierung der Märkte zu unterstützen.

Wie vom Europäischen Rat Barcelona (15. und 16. März 2002) angeregt, wird die EIB ihre Zusammenarbeit mit den Partnerländern des Mittelmeerraums verstärken und ihre neue "Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer" (FEMIP) einrichten. Im Rahmen dieser Fazilität, die am 18. Oktober 2002 in Barcelona offiziell ins Leben gerufen wurde, werden umfangreichere Mittel bereitgestellt, mit denen die EIB ihre jährliche Darlehensvergabe in der Region schrittweise von 1,5 Mrd EUR auf 2 Mrd EUR steigern wird.

Qualitativ gesehen wird der Schwerpunkt der neuen Fazilität auf der Finanzierung von Projekten des privaten Sektors liegen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Ziel ist zum einen die Liberalisierung der Wirtschaft und zum anderen die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt der FEMIP werden Projekte im sozialen Bereich (insbesondere im Gesundheitssektor, im Bildungswesen und im Bereich Umweltschutz) sein, die zur sozialen Stabilität beitragen und Investitionen des produktiven Sektors fördern.