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    >> Die Reihe „Klimalösungen“ ist auch als Podcast und E-Book erhältlich.


    Von Alessandra Borrello und Jonas Byström

    Etwa acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer. Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir dort ansetzen, wo der Plastikmüll entsteht.

    Der Schutz der Meere beginnt an Land.

    Weltweit werden täglich Unmengen an Plastikabfällen auf Straßen, in Flüssen und an Stränden „entsorgt“. Die meisten davon treiben schließlich im Meer. Und nicht nur das: Sie verstopfen die Kanalisation und führen in vielen Städten zu mehr Überschwemmungen. So entsteht ein Nährboden für Insekten und Nagetiere, die Krankheiten übertragen.

    Ein großes Problem besteht darin, dass zu viele Tüten, Flaschen und Strohhalme aus Plastik gekauft und kurz darauf weggeworfen werden. Dafür gibt es eine simple Lösung: Kaufen Sie solche Produkte und Verpackungen einfach nicht mehr! Ein anderes großes Problem lässt sich jedoch nicht so leicht lösen: In vielen Teilen der Welt ist die Abfallsammlung und ‑entsorgung mangelhaft. Auch dadurch landet zwangsläufig viel Plastik im Meer.

    Rund 40 Prozent davon stammen von den zwei Milliarden Menschen in Regionen, in denen es keine Abfallsammlung gibt. 90 Prozent der Plastikabfälle, die über Fließgewässer in die Ozeane gelangen, werden über gerade einmal zehn Flüsse eingeleitet, die meisten davon in Afrika und Asien. Das rasche Bevölkerungswachstum und die weltweite Urbanisierung – vor allem in Küstengebieten – verschärfen das Problem weiter.

    Die Erhaltung der Ozeane gehört zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung. Deshalb hat sich die Europäische Investitionsbank gemeinsam mit anderen Entwicklungsinstitutionen in den vergangenen Jahren intensiv für Projekte eingesetzt, die dieses Ziel verfolgen.

    Wenn wir investieren, müssen wir daher besonders an die Ozeane denken. Schließlich bedecken sie fast zwei Drittel unseres Planeten. Sie sind Wasser-, Nahrungs- und Sauerstoffquelle, sie beeinflussen das Klima, und sie sind unmittelbare Lebensgrundlage für fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Die Ozeane liefern uns erneuerbare Energie, natürliche Ressourcen und neue Stoffe, die für Pflanzen-, Tier- und Medizinprodukte von Bedeutung sind.

    ©Chase Dekker Wild-Life Images/ Getty Images

    Die Plastikflut stoppen

    Seit einigen Jahren sorgt der Plastikmüll in den Ozeanen immer wieder für Schlagzeilen. Man findet ihn in großen Mengen in den Mägen gestrandeter Wale und weltweit als Mikroplastik in Fischen. In den Ozeanen treiben Billionen winziger Plastikpartikel und an einigen Stellen sogar riesige Müllteppiche. Der größte ist der „Great Pacific Garbage Patch“. Er bedeckt eine Fläche, die schätzungsweise dreimal so groß ist wie Frankreich. Plastik enthält gefährliche Chemikalien, die über die Nahrungskette im Fisch und dann bei uns auf dem Teller landen – mit gravierenden gesundheitlichen Konsequenzen.

    Zur Bekämpfung des Plastikmülls hat die Europäische Investitionsbank 2018 gemeinsam mit der deutschen Förderbank KfW und der französischen Entwicklungsbank Agence Française de Développement die Clean-Oceans-Initiative gestartet. Die drei Banken bieten technische Beratung an und stellen über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu zwei Milliarden Euro bereit. Das Geld fließt in Projekte, durch die Plastikmüll und andere Abfälle gesammelt und Abwässer gereinigt werden, bevor sie ins Meer fließen.

    Die Initiative richtet sich vor allem an Städte in Küsten- und Flussregionen in den Entwicklungsländern Asiens und Afrikas sowie an öffentliche Einrichtungen und private Unternehmen beliebiger Größe. Sie fördert auch Forschung und Innovation sowie

    folgende Maßnahmen:

    • Sammlung, Recycling und sachgerechte Entsorgung von Kunststoffen
    • Verringerung des Plastikeintrags über Häfen
    • innovative Ideen zur Reduzierung von Plastikabfällen oder zur Entwicklung wiederverwendbarer Kunststoffe
    • Abwassersammlung und ‑behandlung
    • Projekte, die verhindern, dass Plastikabfälle bei starken Regenfällen in Flüsse oder Meere gelangen
    © Turnervisual/ Getty Images

    Sauberes Wasser für Tausende Menschen

    Rund ein Dutzend Vorhaben sind derzeit in Planung oder wurden bereits unterzeichnet. Hier drei genehmigte Projekte:

    • Ein Darlehen von 50 Millionen Euro für Cotonou an der Südküste Benins zur Erneuerung der Regenwassersysteme und zum Schutz des Gebiets vor Überschwemmungen in der Regenzeit. Davon profitieren 187 000 Menschen, gleichzeitig wird die Umweltverschmutzung im Golf von Guinea eingedämmt.
    • Ein Darlehen von 80 Millionen Euro für eine bessere Wasser- und Sanitärversorgung in Buenos Aires. Mit dem Geld will die Stadt die Kanalisation und eine Kläranlage ausbauen sowie eine Wasseraufbereitungsanlage im Großraum Buenos Aires modernisieren. Für mehr als 24 000 Menschen verbessern sich dadurch die Sanitärversorgung und die Wasserqualität.
    • Ein Darlehen von 214 Millionen Euro zur Reinigung des Kitchener Drain, eines 69 Kilometer langen Kanals im Nildelta in Unterägypten. Der Kitchener Drain gehört zu den am stärksten verschmutzten Kanälen des Landes. Bevor das Abwasser das Mittelmeer erreicht, sollen große Mengen an Plastik herausgefiltert werden.

    Die neue Initiative der Bank richtet sich vor allem an Entwicklungsländer. Jedoch können auch Projekte in anderen Regionen gefördert werden, wenn sie wesentlich zur Säuberung der Meere beitragen. So finanzierte die Bank etwa in Warschau ein Abwasserprojekt, das verhindert, dass unbehandelte Abwässer in die Weichsel gelangen und dann in die Ostsee fließen.

    Mitunter ist es schwierig, bankfähige Projekte zu finden. Zudem ist die Vorbereitung von Projekten in den Entwicklungsländern sehr zeit- und ressourcenaufwendig. Doch wenn wir diese schwierige Aufgabe jetzt nicht angehen, werden wir – und unsere Ozeane – die Folgen in den kommenden Jahrzehnten schmerzhaft zu spüren bekommen.

    Blaue Wirtschaft – Investitionen gegen die Plastikbedrohung

    Die Ozeane leiden nicht nur unter der Plastikflut. Auch der Klimawandel und die sieben Milliarden Menschen auf der Erde belasten sie. Die Folge:

    • schmelzende Eiskappen
    • steigender Säuregehalt
    • Übernutzung
    • Zerstörung der Küsten
    • Einleitung ungeklärter Abwässer

    Wir arbeiten eng mit anderen Entwicklungsinstitutionen und mit dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen, um Lösungen zu finden und um alle einzubeziehen, die auf die Meere angewiesen sind. Dazu gehören die Schifffahrt, die Fischerei, der Tourismus, die Aquakultur, der Energiesektor und die Biotechnologie. Globale Herausforderungen können wir nur gemeinsam bewältigen. Das gilt auch für den Schutz natürlicher Ressourcen wie die Ozeane.

    Die Europäische Investitionsbank konzentriert sich bei ihren Finanzierungen zum Schutz der Meere auf die Bekämpfung des Plastikmülls. Allerdings beteiligt sie sich auch an vielen anderen nachhaltigen Meeres- und Küstenprojekten. Stichworte sind Klimaanpassung, biologische Vielfalt und Ökosysteme. Die Projekte sollen den Zustand der Meere und Küstengebiete verbessern und sie gleichzeitig widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen.

    © Busakorn Pongparnit/ Getty Images

    Investitionen in die blaue Wirtschaft – zum Wohle der Küstenbevölkerung

    2018 trug die Europäische Investitionsbank maßgeblich zur Annahme der „Sustainable Blue Economy Finance Principles“ bei. Diese 14 Grundsätze sollen dafür sorgen, dass Investitionen weder die Meeresfauna und -flora, noch die Entwicklung der Küsten oder die Gesundheit der Ozeane beeinträchtigen. Sie sollen verhindern, dass die Meere weiter zerstört, mit Plastik verschmutzt und überfischt werden. Gleichzeitig sollen sie die Zusammenarbeit in den Bereichen Meeresgesundheit, wissenschaftliche Forschung, Datenerfassung und Innovation fördern.

    Die Europäische Investitionsbank ist auch am Sustainable Ocean Fund beteiligt,  der 2018 eingerichtet wurde. Er unterstützt vor allem Fischerei- und Aquakulturprojekte, die Lieferkette für Fische und Meeresfrüchte sowie Maßnahmen zur Küstenentwicklung. Für den Fonds, der hauptsächlich in Lateinamerika, Afrika und Asien investiert, stellt die EU-Bank bis zu 20 Millionen Euro bereit.

    Der Sustainable Ocean Fund wird 100 Millionen US-Dollar einwerben und das Geld in bis zu 20 Meeresprojekte in Schwellenländern investieren. Dadurch sichert er die Existenz von Fischereigemeinschaften, die auf das Meer angewiesen sind. Der Fonds fördert mehr als 5 000 Arbeitsplätze in strukturschwachen Küstenstädten und sichert 14 000 Jobs entlang der Lieferketten sowie in damit verbundenen Branchen.

    Gesunde Ozeane sind nicht nur ökologisch von Bedeutung. Sie sind auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Große Institutionen wie die Europäische Investitionsbank holen mit ihrer Beteiligung private Geldgeber ins Boot, die erkennen, dass sie mit grünen Investitionen Gewinne machen können. Das schützt nicht nur die Ozeane, sondern fördert auch Wachstum und Beschäftigung.

    Man kann gar nicht oft genug hervorheben, wie wichtig es ist, die Ozeane noch stärker zu schützen. Die Menschen müssen endlich begreifen, dass die Flüsse und Ozeane keine Müllschlucker sind. Nur mit sauberen Meeren können wir die Zukunft der Menschheit sichern.

    Klimalösungen:

    • Für Entscheider: Ergreifen Sie Maßnahmen, damit weniger oder keine Einweg-Kunststoffe verwendet werden. Nehmen Sie die Hersteller von Plastikverpackungen auch für die Entsorgung in die Pflicht.  Machen Sie sich bewusst, dass das Sammeln und Recyceln von Kunststoffen die Ozeane und das Klima schützt.
    • Für Verbraucher: Eine ordnungsgemäße Abfallentsorgung ist gut für die Umwelt und für unsere Gesundheit. Mit der Trennung von Plastikmüll lässt sich sogar Geld verdienen. Beteiligen Sie sich an Müllsammelaktionen an Flüssen und Stränden.
    • Für Finanzinstitute: Finanzieren Sie gezielt Projekte der Kreislaufwirtschaft, damit die Umwelt nicht durch Plastikmüll verschmutzt wird. Fördern Sie das Recycling und die Wiederverwertung von Plastikabfällen und nicht den Bau von Deponien.

    Alessandra Borrello und Jonas Byström gehören zu den Umweltexperten der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg.


    >> Die Reihe „Klimalösungen“ ist auch als Podcast und E-Book erhältlich.