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  • Kreditverknappung seit dem letzten Jahr ist nicht vorüber, aber die zuletzt große Kluft zwischen Angebot und Nachfrage dürfte schwinden
  • Wachsende Zahl von Banken will ihr Geschäft in der Region trotz schrumpfender Rentabilität selektiv ausweiten

Die EIB-Umfrage zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (CESEE Bank Lending Survey) weist für das zweite Halbjahr 2023 auf eine anhaltende Verknappung des Kreditangebots1 in der Region hin. Das Angebot dürfte sich in fast allen Ländern (außer Albanien) schwach oder neutral entwickeln. Gleichwohl wird sich die große Kluft der letzten Jahre zwischen Angebot und Nachfrage (stabile Nachfrage bei knapperem Angebot) wohl verkleinern. Die Kreditnachfrage2 von Bankkunden zeigt sich robust und dürfte leicht wachsen. Einzelhandel und Anlageinvestitionen – besonders der Wohnungsmarkt – dämpften die Nachfrage, aber im nächsten Zeitraum dürften die Anlageinvestitionen wieder zulegen. Entgegen zuvor negativen Erwartungen hat sich die Kreditqualität über die letzten sechs Monate verbessert. Allerdings rechnen die Banken angesichts des schwächeren Konjunkturausblicks und höherer Zinsen in den kommenden sechs Monate erneut mit einer Zunahme der notleidenden Kredite.

Eine wachsende Anzahl von Banken will dennoch ihr Geschäft in der Region selektiv ausweiten (50 Prozent gegenüber 45 Prozent in der letzten Runde und 30 Prozent in der Runde davor) oder auf dem bisherigen Niveau halten. Gemessen an der Gesamtkapitalrendite und der Eigenkapitalrendite arbeiten die meisten Tochterbanken in der Region profitabler als der Gesamtkonzern, besonders im Kosovo3, in Nordmazedonien und in Tschechien. Allerdings haben sich die Aussichten seit der letzten Runde deutlich eingetrübt: In mehreren Ländern (Albanien, Kroatien, Polen, Rumänien und Ungarn) signalisieren jetzt über 50 Prozent der Banken eine geringere Rentabilität als im Gesamtkonzern.

EIB-Vizepräsident Kyriacos Kakouris: „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Verknappung des Kreditangebots seit 2022 – durch den Krieg in der Ukraine, Inflation, höhere Zinsen und die Konjunkturabschwächung – weiter anhält. Von den strafferen Angebotsbedingungen sind alle Geschäftssegmente betroffen, vor allem aber kleine und mittelgroße Unternehmen. Und da liegt die Aufgabe der EIB Global: Sie bietet über unsere Finanzpartner weiter günstige Kredite für kleine Unternehmen in der Region und hilft ihnen finanziell aus der Klemme, sodass sie dekarbonisieren, expandieren und neue Arbeitsplätze schaffen können.“

EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Die Umfrage ist ein wichtiges Instrument zur Beobachtung der Trends im mittel-, ost- und südosteuropäischen Bankensektor und der Faktoren, die die Kreditanforderungen und ‑konditionen in der Region beeinflussen. Sie zeigt uns, vor welchen Herausforderungen die Banken dort stehen, und gibt Aufschluss über den Finanzierungsbedarf der Unternehmen und privaten Haushalte. Die Ergebnisse helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und passende Konzepte zu entwickeln.“

Die Umfrage, die von der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen Banken durchgeführt wird, liefert wertvolle Daten zum grenzüberschreitenden Bankgeschäft, zu Faktoren, die die Kreditvergabe beeinflussen, und zu Markterwartungen. Weitere Informationen und länderspezifische Ergebnisse finden Sie im Bericht zur Umfrage.

Hintergrundinformationen

Die EIB

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Ihre Mittel und ihr Know-how fließen in Projekte, die die Ziele der EU unterstützen. Die EIB-Gruppe arbeitet eng mit Partnern aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor zusammen, um nachhaltige Investitionen, Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Innovationen in Europa zu fördern.

Der CESEE Bank Lending Survey

Die Umfrage der EIB zum Kreditgeschäft der Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (CESEE Bank Lending Survey) ist eine halbjährliche Befragung von rund 15 internationalen Bankengruppen und 85 Tochter- oder unabhängigen Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Sie erhebt Daten zu Kreditanforderungen und ‑konditionen und zu den verschiedenen Einflussfaktoren im Inland und international. Auch die Kreditnachfrage wird untersucht. Die Umfrage enthält konkrete Fragen zur Kreditqualität und zu den Refinanzierungskonditionen der Banken. Damit kann ein Datenbestand aufgebaut werden, mit dem sich der Zustand des Bankensektors in Mittel-, Ost- und Südosteuropa nahezu in Echtzeit beurteilen lässt. Die Umfrage wurde von der Abteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB entwickelt und ist Teil einer Berichtsreihe der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank für die  Wiener Initiative.

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