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© ESA–Pierre Carril, 2015

Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Agentur für das Europäische Globale Satelliten-Navigationssystem (GSA) haben heute eine Vereinbarung über ihre Zusammenarbeit unterzeichnet, um Investitionsprojekte in der europäischen weltraumgestützten Dienstleistungswirtschaft zu unterstützen. Unterzeichnet wurde die Vereinbarung in Prag am Rande der Feier zum 15. Jahrestag der Gründung der GSA.

EIB und GSA wollen neue Wege bei der Förderung von Investitionen der europäischen weltraumgestützten Wirtschaft beschreiten und dabei ihr Know-how und ihre Erfahrung einbringen. Ihr gemeinsames Ziel ist, innovative Unternehmen zu unterstützen und die Entwicklung neuer Anwendungen zu beschleunigen, die europäische globale Satellitennavigationssysteme und Erdbeobachtungsdaten nutzen. Dadurch sollen Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Fachkräfte in der EU geschaffen und das Alltagsleben der Europäerinnen und Europäer verbessert werden. Mögliche Anwendungsbereiche wären reibungslose Navigation, Such- und Lebensrettungseinsätze oder Getreidebeobachtung und Präzisionslandwirtschaft, um den Bedarf an Düngemitteln und Pestiziden zu verringern.

Ambroise Fayolle, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen im Bereich Innovation: „Der Weltraum ist die letzte Grenze. Und das weltweite Wettrennen darum, wer sie zuerst erreicht, hat bereits begonnen. Die globalen Wettbewerber der EU und neue private Wirtschaftsteilnehmer investieren massiv in die Raumfahrt. Gleichzeitig entstehen bahnbrechende neue Technologien und Geschäftsmodelle, und mit ihnen ändern sich die Wettbewerbsbedingungen. Wir müssen dafür sorgen, dass Europa nicht an den Rand gedrängt wird. Deshalb freuen wir uns besonders über diese Vereinbarung mit der GSA: Sie ist ein wichtiger Schritt in dem Bemühen, europäische Raumfahrtunternehmen stärker zu unterstützen und damit ihnen und der EU beim Wettlauf ins All einen Vorsprung zu verschaffen.“

Carlo des Dorides, Exekutivdirektor der GSA: „Dank EGNOS und Galileo verfügen wir in den Bereichen Satellitennavigation und neue Geschäftschancen über große Erfahrung und Marktkenntnis, die wir in die Vereinbarung mit der EIB einbringen wollen. Unternehmen, die ihre Anwendungen weltweit erfolgreich vermarkten wollen, sind auf einen zusätzlichen Mehrwert angewiesen. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Zusammenarbeit diesen Mehrwert für sie schafft.“

Raumfahrtsektor im Wandel

Die globale Weltraumwirtschaft hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren ist sie um durchschnittlich 6,7 Prozent pro Jahr gewachsen, und damit fast doppelt so stark wie die Weltwirtschaft (3,5 Prozent). Angetrieben wurde das Wachstum zum Teil von den USA, China und anderen Ländern, die neue ehrgeizige Weltraummissionen gestartet haben. Der Hauptgrund aber ist das Phänomen „New Space“, die kommerzielle Raumfahrt. So sind durch innovative Technologien und Geschäftsmodelle neue Produkte und Dienstleistungen entstanden, die Kosten für Raumfahrt und Weltraumnutzung gesunken.

Die neuen Akteure der Weltraumwirtschaft haben seit 2000 über 14,8 Milliarden Euro investiert. Und sie investieren immer schneller: Insgesamt sind die Investitionen in Raumfahrtunternehmen zwischen 2012 und 2017 um das 3,5-Fache gegenüber dem vorausgehenden Sechsjahreszeitraum gestiegen. Dominiert wird der Markt von US-Investoren, die rund zwei Drittel der über 400 Weltrauminvestoren weltweit stellen.

Europa war in der Vergangenheit stets ein Vorreiter in der öffentlich geförderten Raumfahrt und hat massiv in die Raumfahrtinfrastruktur investiert, z. B. durch die Satellitenprogramme Copernicus und Galileo. Europa zeichnet sich nach wie vor durch akademische und wissenschaftliche Exzellenz aus, läuft aber Gefahr, bei der nächsten Welle der Raumfahrtinnovationen den Anschluss zu verpassen, wenn es nicht mehr private Investitionen in den New-Space-Sektor ankurbelt.

Nach einer jüngst veröffentlichten Studie der EIB und der Europäischen Kommission über die Zukunft des europäischen Raumfahrtsektors fehlt es in den Augen europäischer Raumfahrtunternehmen an privaten Finanzierungsquellen, insbesondere für Investitionen in der Spätphase. Privates Kapital suchen sie sich deshalb eher außerhalb der EU, vor allem in den USA. 

Öffentliche Innovationsinstrumente spielen in Europa daher eine wichtige Rolle, um privates Kapital für den Raumfahrtsektor zu mobilisieren. 40 Prozent der in der Studie berücksichtigten europäischen Unternehmen bemühen sich um öffentliche Mittel, da dies in der Branche als Gütesiegel gilt, ohne das keine privaten Investitionen fließen.