>@Thomas Fedra/EIB
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen überreicht den „European Banker of the year Award“ an EIB-Präsident Werner Hoyer
  • Hoyer mahnt Politik und Wirtschaft: Die notwendigen Innovationen für die emissionsfreie Wirtschaft werden nicht vom Himmel fallen

Ein Banker, der eigentlich gar keiner ist, wurde jetzt in einer feierlichen Zeremonie als „European Banker of the year“ geehrt: EIB-Präsident Werner Hoyer. „Die Vorstellung, nach mehr als 30 Jahren in der Politik, heute diese Auszeichnung zu erhalten, und damit in die Fußstapfen von so gestandenen Bankiers wie Jean-Pierre Mustier, Axel Weber oder Jean-Claude Trichet zu treten, fällt mir noch immer schwer“, sagte Hoyer in seiner Dankesrede im großen Festsaal des Frankfurter Rathauses „Römer“.

Er nehme den Preis aber gerne im Namen der weltweit fast 4000 Mitarbeiter der Europäischen Investitionsbank an. Verliehen hatte die Auszeichnung die „Gruppe 20+1“, eine Vereinigung internationaler Finanzjournalisten führender Wirtschaftsmedien, bereits vor einem Jahr für 2019. Pandemiebedingt wurde die offizielle Preisverleihung vom vergangenen November auf den 28. Juni 2021 verschoben.

Die Jury hatte Hoyer gewählt, weil die EIB mit ihren Förderprogrammen zur Stabilisierung der Europäischen Union beitrage. Unter Hoyers Führung habe die EIB in Europa und der Welt die Themen Klimaschutz, Innovation und Produktivität vorangebracht. Zudem sei die EIB die erste internationale Finanzinstitution, die beschlossen habe, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobte in ihrer Laudatio die EU-Klimabank dafür, bei der Umsetzung der europäischen Ambitionen zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes an vorderster Front zu stehen.

Hoyer verband den Dank für die Auszeichnung mit einer Mahnung an Politik und Wirtschaft: „Wir alle wissen, dass die Jahre bis 2030 unsere letzte Chance sind, eine Katastrophe abzuwenden.“ Wenn es gelingen solle, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, dann müssten die EU-Staaten in diesem Jahrzehnt in jedem Jahr 350 Milliarden Euro in Innovationen investieren.

Der EIB-Präsident ist überzeugt: Nur mit massiven Investitionen in neue Technologien werde sich die Transformation der Wirtschaft hin zu Klima-Neutralität bewältigen lassen. Denn allein mit Verzicht und Verboten werde es nicht gelingen, den CO2-Ausstoss in jedem künftigen Jahr um acht Prozent zu verringern – wie es im Jahr 2020 als Folge des pandemiebedingten Lockdowns der Fall war.

Die notwenigen Innovationen würden allerdings „nicht vom Himmel fallen“, so Hoyer. Jeder Volkswirt könne bestätigen, dass gerade im Bereich von Umweltschutz-Technologien der gesamtwirtschaftliche Nutzen von Investitionen in der Regel den kommerziellen „return“ deutlich übersteige. Es komme daher zu Marktversagen insbesondere in der frühen Phase der Technologie-Entwicklung. Und damit zu Unterinvestitionen.

An diesem Punkt könnten öffentliche Förderbanken wie die EIB politische Maßnahmen ergänzen. Während die Politik Grundlagenforschung fördern, einen CO2 Preis etablieren und Regulierungen beschließen müsse, könne die EIB dies durch die gezielte Förderung von vielversprechenden Innovationsvorhaben ergänzen. Damit entstünden auch neue Exportchancen für die europäische Industrie.

Die EIB habe zum Beispiel in schwimmende Windparks in Portugal und die erste ‚Gigafabrik für Lithium-Ionen-Akkus‘ in Schweden investiert und Wasserstoffanwendungen im Bereich der Stahlherstellung in Luxemburg, dem Unternehmenssitz der EIB, gefördert. 2020 unterstützte die EIB BioNTech in der Frühphase der Entwicklung des heute weltweit erfolgreichsten Corona-Impfstoffes.  

Das Ziel der EIB sei immer, neuartigen Produkten mithilfe von maßgeschneiderten Beratungs- und Finanzierungsprodukten zur Marktreife zu verhelfen.

Acceptance speech by President Werner Hoyer at the European Banker of the Year award ceremony

Watch President Hoyer's acceptance speech at the European Banker of the year award ceremony

Hintergrundinformationen

Werner Hoyer

Der heute 69-jährige Ökonom Werner Hoyer begann seine Karriere als Volkswirt an der Kölner Universität und verfasste in den 1980er Jahren das bekannte volkswirtschaftliche Lehrbuch Grundlagen der mikroökonomischen Theorie mit. Bevor er 2012 EIB-Präsident wurde, war er seit 1987 FDP-Abgeordneter im Bundestag und in zwei Legislaturperioden Staatsminister im Auswärtigen Amt, mit Schwerpunkt Europapolitik.

Die Gruppe 20+1

Die Gruppe 20+1 ist ein Zusammenschluss von Finanzjournalisten am deutschen Bankenplatz Frankfurt am Main, die für führende europäische Medien arbeiten, darunter die Financial Times, Agence France-Presse, Fortune, Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Handelsblatt, Die Welt, ARD, ZDF und Thomson Reuters.  Die Gruppe vergibt jedes Jahr gemeinsam mit dem Fachverlag dfv-Eurofinance den „European Banker oft he year Award“. Vor der Preisverleihung im Frankfurter Römer findet jeweils der „Frankfurt Euro Finance Summit“ mit hochrangigen Vertretern aus Politik und Finanzwelt statt.