Im Vorfeld des fünften Gipfeltreffens der Afrikanischen und der Europäischen Union, das in dieser Woche in Abidjan stattfindet, hat die Europäische Investitionsbank (EIB) offiziell zugesagt, privatwirtschaftliche Investitionen von mehr als 230 Millionen Euro in ganz Afrika finanziell zu unterstützen.

Die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen fördert die neuen Initiativen, um afrikanischen Kleinbauern und Kleinstunternehmen den Kreditzugang zu erleichtern und um Investitionen in die Gesundheit und Bildung zu mobilisieren, die vor allem einkommensschwachen Familien in Westafrika zugutekommen. Außerdem will die EIB das Wachstum von neu gegründeten afrikanischen Digital- und Technologieunternehmen stärken und die finanzielle Inklusion ländlicher Gemeinschaften in Äthiopien voranbringen.

Weitere Vereinbarungen:

  • Die EIB unterzeichnete ihre erste Operation mit der African Export Import Bank (Afreximbank) im Betrag von 100 Millionen Euro zur Unterstützung von handelsbezogenen Investitionen und Projekten zwischen Europa und Afrika.
  • Mit der Regierung von Côte d’Ivoire vereinbarte die EIB eine Finanzierung von 35 Millionen Euro für die Modernisierung der Wasserversorgungsnetze des Landes. Das Projekt erhält zudem einen Zuschuss von der Europäischen Kommission und einen Finanzierungsbeitrag von der französischen Entwicklungsagentur (AFD). Es wird die Trinkwasserversorgung von voraussichtlich 700 000 Menschen sicherstellen.
  • Die EIB stellt über den Maghreb Private Equity Fund IV bis zu 15 Millionen Euro für KMU bereit. Der Fonds vergibt hauptsächlich Wachstumskapital für kleine und mittlere Privatunternehmen in Tunesien, Marokko, Algerien und Ägypten. Er richtet sich an Sektoren wie das Gesundheitswesen, die Pharmabranche, den Verbrauchsgüter- und Fertigungssektor, den Einzelhandel, die Finanzdienstleistungsbranche, den Verkehrs- und Logistiksektor, die Agrarindustrie, das Bildungswesen und den IT-Sektor.
  • Zusätzlich unterzeichneten die Europäische Kommission und die EIB in Abidjan eine neue Vereinbarung, die weiteren 55 000 Menschen in einer der ärmsten Regionen Senegals über das Senelac-Programm Zugang zu einer zuverlässigen und sauberen Stromversorgung gewährleisten wird.

Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank, erklärte:

„Die EIB unterstützt als Bank der EU nachdrücklich neue Investitionen in Afrika, die wirtschaftliche Möglichkeiten erschließen, Arbeitsplätze schaffen und den Klimawandel bekämpfen. Daher freuen wir uns, vor dem Hintergrund des EU-Afrika-Gipfels in Abidjan unsere Unterstützung für neue Investitionen in Afrika zusagen zu können, die in vorrangige Sektoren fließen, die Versorgung besonders schutzbedürftiger Menschen verbessern und jungen Frauen und Männern eine bessere Zukunft ermöglichen. Das breite Spektrum der neuen Finanzierungen, die in dieser Woche vereinbart wurden, spiegelt die politischen Prioritäten der Europäischen Union wider und unterstreicht das einzigartige Engagement der Bank der EU in Afrika. Die neuen Verträge wären ohne den großen Einsatz und das professionelle Engagement unserer Partner auf diesem lebendigen Kontinent nicht möglich gewesen. Die EIB fördert gemeinsam mit den anderen EU-Institutionen nachhaltiges Wachstum, Innovationen sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen, von denen Menschen in Europa und Afrika gleichermaßen profitieren.“

Der für Entwicklungsfragen zuständige EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle sagte:

„Bei der EIB bemühen wir uns derzeit mit Nachdruck darum, noch bessere Wege zur Unterstützung der produktiven Investitionen zu finden, die Arbeitsplätze in Afrika schaffen und die nachhaltige Entwicklung des Kontinents vorantreiben. Daher helfen wir beim Aufbau zentraler Infrastrukturen, beispielsweise durch die hier in Abidjan angekündigten Energie- und Wasserversorgungsprojekte, und fördern Innovationen und Kleinunternehmen. Wir wissen, dass die Bevölkerung Afrikas bis 2050 auf 2,4 Milliarden vorwiegend junge Menschen anwachsen könnte. Aus diesem Grund treiben wir Maßnahmen wie die Boost-Africa-Initiative voran, in deren Rahmen wir in Partnerschaft mit der Afrikanischen Entwicklungsbank und der Europäischen Kommission innovative Start-ups unterstützen. Und wir engagieren uns – u. a. auch mit den in dieser Woche unterzeichneten neuen Finanzierungen – für Kleinstunternehmen und KMU.“

Die neuen EIB-Mittel für Kleinstunternehmen und KMU umfassen langfristige Darlehen und Eigenkapitalfinanzierungen im Gesamtvolumen von über 55 Millionen Euro. Damit sollen Investitionen west- und ostafrikanischer Partner von voraussichtlich 230 Millionen Euro unterstützt werden.

Hilfe für schutzbedürftige Gemeinschaften in Afrika

Eine neue Kooperation mit westafrikanischen Partnern wird Menschen in besonders schutzbedürftigen Gemeinschaften der Region zugutekommen.

Eine von Oasis Capital Ghana verwaltete gemeinsame Finanzierungsinitiative in Ghana und Côte d’Ivoire wird dazu beitragen, kleine und mittlere Unternehmen in zahlreichen Branchen, darunter der Gesundheits- und Bildungssektor, zu unterstützen und in beiden Ländern Arbeitsplätze für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen zu schaffen.

In Kooperation mit ADVANS Côte d’Ivoire wird ein neues Darlehensprogramm angeboten, das sich an landwirtschaftliche Gemeinschaften richtet und landesweit technische Unterstützung und neue Mikrofinanzierungen für Kleinbauern vorsieht. Unter anderem erhalten Kakaoproduzenten Hilfe bei der Bewältigung spezifischer Herausforderungen.

Über den neuen Cepheus Growth Capital Fund, der ein Volumen von 100 Millionen US-Dollar hat, unterstützt die EIB zudem Private-Equity-Investitionen in Äthiopien. Der Fonds wird landesweit Finanzierungen für Unternehmen aus den Bereichen Fertigung, Verbrauchsgüter, Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung bereitstellen und verstärkt Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge schaffen. Damit engagiert sich die EIB erstmals in einem auf Äthiopien spezialisierten Fonds. Es ist eine von mehreren Finanzierungen der EIB für einen Private-Equity-Fonds, der sich auf ein einzelnes Land in Afrika konzentriert.

Stärkung der finanziellen Inklusion in Afrika

Darüber hinaus bestätigte die EIB ihre Unterstützung für die Mobile-Banking-Plattform M-Birr, die zur finanziellen Inklusion in Äthiopien beiträgt. Die Plattform ermöglicht es äthiopischen Finanzinstituten, Kunden auch in entlegenen Regionen zu erreichen, und unterstützt die elektronische Bereitstellung von Sozialleistungen für schutzbedürftige Gemeinschaften, darunter von Dürre bedrohte Bauern.

Eine neue Kooperation mit Mikrofinanzpartnern in Senegal und Mali soll Existenzgründern und Kleinstunternehmen in der Region besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln verschaffen und zusätzliche Unterstützung seitens internationaler und inländischer Investoren mobilisieren. Die Mittel im Umfang von jeweils vier Millionen Euro für MicroCred Senegal und MicroCred Mali sind die ersten Darlehen im Rahmen der Mikrofinanzfazilität Westafrika. Finanziert werden die Darlehen aus der von der Europäischen Investitionsbank verwalteten Investitionsfazilität.

Unterstützung für afrikanische Jungunternehmer beim Aufbau zukunftsfähiger Firmen

In Abidjan unterzeichnete die EIB zudem ein neues Engagement über 10 Millionen Euro für Partech Afrika. Diese neue Initiative soll Finanzierungsmittel in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro für neu gegründete innovative Technologiefirmen in Afrika mobilisieren. Jungunternehmer im englisch- und französischsprachigen Afrika, die innovative Geschäftsmodelle entwickeln, sollen schon in der Frühphase Unterstützung erhalten. Die Angebote richten sich an Firmen, die in den Bereichen Finanztechnologie, verbraucherbezogene Online-Dienstleistungen, Mobilität, unternehmensbezogene Dienstleistungen, Gesundheitstechnologie und Online-Dienste tätig sind.

Bewältigung von Herausforderungen im Bereich Handelsfinanzierung

Die erste wegweisende Vereinbarung der EIB mit der African Export Import Bank (Afreximbank) sieht eine auf sieben Jahre angelegte Finanzierungsfazilität von 100 Millionen Euro vor. Das Darlehen dient der Finanzierung von langfristigen handelsbezogenen Investitionen und Projekten in Afrika südlich der Sahara. Die förderfähigen Investitionen werden direkt vom Darlehensnehmer finanziert oder – im Fall von Darlehen an KMU – indirekt durch örtliche Geschäftsbanken, mit denen die Afreximbank eine Geschäftsbeziehung unterhält.

Bessere Stromversorgung in der ärmsten Region Senegals

Das in dieser Woche von der Europäischen Kommission und der EIB in Abidjan unterzeichnete Programm betrifft die Verbesserung und Modernisierung des Stromübertragungs- und -verteilungsnetzes in Senegal. Vorgesehen sind die Verbindung mehrerer derzeit isolierter Netze und die ländliche Elektrifizierung in der Region Casamance, einer der ärmsten Regionen des Landes, die zudem in besonderem Maß von Migration betroffen ist. Das Programm ist Teil des PNUER-Programms (Programme National d’Urgence d’Electrification Rurale), das gemeinsam von der Regierung Senegals und dem von der Weltbank finanzierten Projekt PASE (Projet d’Appui au Secteur de l’Electricité) entwickelt wurde.

Dieser Teil des Programms beruht auf einem EU-Zuschuss in Höhe von 12,8 Millionen Euro über die Afrikanische Investitionsfazilität (AfiF), ein Kombinationsinstrument des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF). Die EU hat die ländliche Elektrifizierung als wesentlichen Faktor für die Förderung der landwirtschaftlichen Entwicklung und der Ernährungssicherheit herausgestellt. Die Operation unterstützt somit die vorrangigen Ziele der EU für das Land und trägt zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Armutsbekämpfung in Senegal bei. Die mit dem Programm angestrebte Elektrifizierung der Region Casamance ergänzt ein anderes von der EIB finanziertes Projekt. Dieses Projekt betrifft einen Stromverbund, der Stromlieferungen vom Wasserkraftwerk Kaleta in Guinea nach Senegal ermöglicht.

Bessere Trinkwasserversorgung für Hunderttausende in Côte d’Ivoire

Das Projekt unterstützt die Regierung von Côte d’Ivoire in ihren Bemühungen um eine Verbesserung des Trinkwasserzugangs und entspricht damit den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDG). Es wird sich erheblich auf die öffentliche Gesundheit auswirken, denn 700 000 Menschen werden von dem modernisierten Netz profitieren und 300 000 erstmals an die Wasserversorgung angeschlossen.

Förderung des Risikokapitalmarkts und von KMU in den Ländern der südlichen Nachbarschaft der EU

Der Maghreb Private Equity Fund IV wird von AfricInvest verwaltet. Die EIB-Finanzierung trägt zur Entwicklung der nordafrikanischen Private-Equity-Branche bei, die durch die Unsicherheiten nach den Ereignissen von 2010/2011 stark beeinträchtigt wurde. Das Projekt fällt unter die Risikokapital-Fazilität für die Länder der südlichen Nachbarschaft, die von der Bank und der Europäischen Union finanziert wird.