(Brüssel, 10. Juli 2007) – Nachdem am 5. Juni von Janez Potočnik, dem EU-Forschungskommissar, und Philippe Maystadt, dem Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB), die Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis (RSFF) ins Leben gerufen wurde, wurde heute in Brüssel die erste Operation im Rahmen der RSFF unterzeichnet. Dieses innovative Instrument soll die Finanzierung risikoreicherer Vorhaben in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Innovation unterstützen.

Der Präsident der EIB, Philippe Maystadt, unterzeichnete den Darlehensvertrag mit Professor List, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der AVL List GmbH, einem der größten Technologieunternehmen in Österreich, in Anwesenheit von Daniel Jacob, Stellvertretender Generaldirektor der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission. Maystadt erklärte: „Dieses Darlehen im Rahmen der Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis zeigt das Engagement der Bank und der Europäischen Kommission, innovative Unternehmen als entscheidende Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht nur in Österreich, sondern in der gesamten EU zu unterstützen. Dies wird durch die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und der EIB ermöglicht, die Kapitalbeiträge und das Know-how bereitstellen, um Vorhaben im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation, die die Umsetzung der Lissabon-Agenda fördern, zu unterstützen.“

„Europa muss nach Möglichkeiten suchen, wie Investitionen – insbesondere von Privatunternehmen – in Forschung, Entwicklung und Innovation gefördert werden können; die RSFF stellt dabei einen sehr interessanten neuen Gedanken des Siebten Forschungsrahmenprogramms der EU dar“, so Janez Potočnik, Kommissar für die Wissenschafts- und Forschungspolitik der EU, anlässlich der Unterzeichnung.

Das Darlehen von 30 Mio EUR an die österreichische AVL List GmbH ist für die Finanzierung von Forschung und experimenteller Entwicklung im Zeitraum von 2007 bis 2009 in den Bereichen Antriebstechnologien und zugehörige Instrumente/Testsysteme bestimmt. Das Projekt ist auf die Entwicklung sauberer und effizienter Automobil-Antriebssyssteme mit dem Schwerpunkt auf der Senkung des Schadstoffausstoßes ausgerichtet, was die Auswirkungen des Verkehrs auf das Klima verringern wird. Das Projekt betrifft außerdem Forschung in den Bereichen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie, Nanokompositen und Motortechnik mit dem Ziel, die Energieeffizienz zu verbessern.

AVL ist ein führendes, in Familienbesitz befindliches Technologie- und Maschinenbauunternehmen, das auf Antriebstechnik/Motoren und damit zusammenhängende Messtechnologien spezialisiert ist. Mit etwa 3 400 Mitarbeitern und nachweisbaren Erfolgen bei der Lieferung von hochmoderner Technologie seit über 50 Jahren unterstützt das Unternehmen weltweit viele große Automobilhersteller im Bereich FuE. Unter der Leitung des Geschäftsführers Prof. Dr. Dipl-Ing. Helmut List hat AVL mehrere innovative, bahnbrechende Antriebstechnologien entwickelt und sich bei kraftstoffsparenden Technologien für Antriebssysteme einen Namen gemacht. Zusammen mit dem gut ausgebauten Netz an Kooperationspartnern dürfte dies dazu beitragen, die europäischen Ziele größerer Energieeffizienz und geringeren Schadstoffausstoßes im Verkehr zu erreichen.

Darüber hinaus ist AVL ein führender Koordinator der europäischen Technologieplattform „Embedded Systems“ (ARTEMIS). Das Unternehmen hat sich im Rahmen des zweiten bis sechsten Forschungsrahmenprogramms außerdem an zahlreichen von der EU unterstützten Projekten beteiligt.

Die neue Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis (RSFF) stellt Projektträgern in den Bereichen Forschung und Innovation mehr Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Diese haben größere Schwierigkeiten, Zugang zu Finanzierungsmitteln zu erhalten, als traditionelle Wirtschaftszweige, was auf die relativ große Unsicherheit und das höhere Risiko ihrer Tätigkeit zurückzuführen ist. Die RSFF ermöglicht Fremdmittelfinanzierungen, die mit höheren Risiken verbunden sind. Zielgruppe der RSFF sind Unternehmen jeder Größe und Unternehmensform, insbesondere innovative kleine oder mittlere Unternehmen, darunter die große Gruppe der Midcap-Unternehmen, die für die Innovation in Europa entscheidend sind. Die Umsetzung der RSFF schreitet gut voran, wie das breite Spektrum an Projekten, für die im Rahmen der RSFF in den Bereichen Maschinen- und Automobilbau, Life Sciences und erneuerbare Energien Finanzierungen beantragt wurden, und die Risikoteilungsfazilität für KMU und Midcap-Unternehmen zeigen. Einzelheiten zu der ersten Gruppe der im Rahmen der RSFF mitzufinanzierenden Projekte werden in Kürze bekanntgegeben.

Zur Strategie der EIB für die Inanspruchnahme der Fazilität für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis (RSFF) gehört, dass dem Markt neue Finanzierungsprodukte angeboten werden, z.B. Mezzanine-Finanzierungen, Darlehen für Forschungsinfrastruktur und Darlehen mit Risikoteilung mit Partnerbanken, um den spezifischen Bedürfnissen der einzelnen Projektträgergruppen gerecht zu werden. Darüber hinaus konzentriert sie sich auf sämtliche Sektoren, die für die Exzellenz im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation in Europa als entscheidend angesehen werden und die im Zusammenhang mit der Wettbewerbsstrategie der Europäischen Union potenziell führende Märkte darstellen. Erste Nachfragen kommen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien sowie dem Bereich Maschinenbau, dem produzierenden Gewerbe und dem Automobilsektor. Der Entwicklung dieser Sektoren wurde, zusammen mit den Life Sciences, darunter Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie und europäische Forschungsinfrastrukturen, Vorrang eingeräumt. Eine erhebliche zusätzliche Nachfrage wird außerdem von allen Sektoren erwartet, die im Rahmen der Lissabon-Agenda und dem 7. Forschungsrahmenprogramm als vorrangig eingestuft wurden, nämlich Europäische Technologieplattformen (ETPs) und Gemeinsame Technologieinitiativen (JTIs).

Die EIB beabsichtigt die Umsetzung der RSFF in enger Zusammenarbeit mit allen großen nationalen und regionalen Banken in der EU, die die Entwicklung europäischer Unternehmen unterstützen. Die RSFF-Fazilität wird den von der EIB erbrachten Zusatznutzen erheblich verstärken, indem sie sich am Kreditrisiko dieser Operationen beteiligt und so die Kapazität von Banken und anderen Finanzintermediären erhöht, die Geschäftstätigkeit mit ihren Kunden in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Innovation auszuweiten.

Die EIB wird im Rahmen der RSFF das notwendige Kapital zur Unterlegung der erwarteten Darlehen und Garantien der EIB von etwa 10 Mrd EUR in den nächsten sieben Jahren bereitstellen und zwar in Form der 2 Mrd EUR, die die Europäische Kommission im Rahmen des Siebten Forschungsrahmenprogramms und die EIB für diesen Zweck vorgesehen haben.

Hintergrundinformationen

Die Unterstützung der Umsetzung der Lissabon-Strategie der EU, die auf die Schaffung einer auf Wissen und Innovation basierenden wettbewerbsfähigeren europäischen Wirtschaft abzielt, zählt zu den Prioritäten der Finanzierungstätigkeit der EIB. Die EIB, deren Finanzierungsbeiträge zur Förderung der politischen Ziele der EU beitragen, hat bisher über 46 Mrd EUR für die Finanzierung von Investitionsprojekten bereitgestellt, die einen Beitrag zur Lissabon-Agenda leisten; davon sind 35 Mrd EUR für FEI-Projekte bestimmt.

Weitere Informationen unter www.eib.org/innovfin

Vgl. hierzu auch die RSFF-Website der Europäischen Kommission unter http://ec.europa.eu/invest-in-research/funding/funding02_en.htm