Zu wenig und zu viel Wasser sind ein großes Problem. Hören Sie, wie wir in den kommenden Jahrzehnten mit Wassermangel und Überschwemmungen umgehen werden

Wege aus der Klimakrise 2122 wird Sie umhauen. In diesem Podcast 100 Jahre aus der Zukunft erzählen wir Ihnen, wie Sie den Klimawandel in den Griff bekommen. Mit Technologien, die schon entwickelt werden, während Sie dies hören. Abonnieren Sie „Wege aus der Klimakrise 2122“ auf Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music oder einer der anderen großen Podcast-Plattformen. Erfahren Sie, wie Sie überleben.

Falls Sie gerade in Singapur sind, oder besser noch: Falls Sie in Singapur sind und dies unter der Dusche oder beim Zähneputzen lesen, dann kommt das Wasser dafür aus einem geschlossenen Kreislauf. Gereinigtes Abwasser wird in dem Stadtstaat nicht ins Meer oder in Flüsse geleitet, sondern wieder ins Wassernetz eingespeist.

Das klingt eklig, ich weiß. Aber nicht alles Abwasser kommt aus der Toilette. Das Wasser aus Waschbecken und Dusche etwa ist nicht so schmutzig.

Singapur hat kaum eigenes Wasser und daher ernste Versorgungsprobleme. 2040 ist es eines der Länder, die am stärksten durch Wasserengpässe gefährdet sind. Aber dank seiner Anstrengungen, eine eigene Wasserversorgung aufzubauen, ist es vielen anderen Ländern um Jahre voraus. Und diese Anstrengungen zahlen sich aus. Denn spätestens 2060 kann Singapur seinen Wasserbedarf zu 85 Prozent über das NEWater-System und entsalztes Meerwasser decken.

Der geschlossene Wasserkreislauf entlastet die Umwelt, und solche Systeme werden in Ihrer nahen Zukunft auch in anderen Städten entwickelt.

Klimafreundliche Nutzung von Abwasser

Ich habe vorhin von Toiletten gesprochen. Das bringt uns zum Thema Biogas im häuslichen Abwasser. Zu Ihrer Zeit arbeitet ein deutsches Unternehmen gerade an einer Toilette, die das Abwasser so reinigt, dass es zur Bewässerung genutzt werden kann. Das ist eine Zukunftstechnologie für Afrika, wo viele Subsistenzbauern kaum Wasser haben.

Was hält Ihre Zukunft noch bereit?

Nun, in erster Linie jede Menge Energie. Abwasser enthält nämlich Energie. Und zwar fünf Mal so viel wie für seine Reinigung nötig ist. Weil es vor allem viel organisches Material enthält, aus dem Methan erzeugt werden kann. Und mit diesem Methan aus dem Wasser lässt sich wiederum viel Wärme und Strom erzeugen.

Noch wertvoller ist allerdings die Wärmeenergie im Abwasser: Sie lässt sich mit Wärmetauschern, Wärmepumpen oder ähnlichen Technologien gewinnen und dann für diverse Anwendungen wie Fernwärme- und -kälte oder Treibhäuser nutzen.

Abwasser hat nämlich eine relativ hohe Temperatur, wenn es aus warmen Quellen wie Duschen, Geschirrspülern und Waschmaschinen stammt.

Das ist nur eine der Neuerungen, die Sie in den nächsten Jahren erleben.

Klimalösungen für Stickstoff und Phosphor im Wasser

Aus Abwasser können nicht nur sauberes Wasser und Energie gewonnen werden. Es enthält auch Nährstoffe, vor allem Phosphor und Stickstoff. Und die müssen raus, weil sie sonst die Gewässer überlasten.

Was nicht so bekannt ist: Phosphor ist in der richtigen Dosis ein überlebenswichtiges Element. Warum? Ganz einfach: Wir brauchen Phosphor, damit unsere Nahrungsmittel wachsen. Als Phosphat ist er ein unverzichtbares Düngemittel. Doch Phosphor geht zur Neige. Förderbare phosphorhaltige Mineralien könnten knapp werden und in 50 oder 100 Jahren komplett erschöpft sein. Gleichzeitig verbrauchen wir so viel davon, dass es die Gewässer belastet – Stichwort: Eutrophierung.

Die Lösung dafür ist jedoch zum Teil schon gefunden. Es gibt bereits Verfahren, die dem Wasser bis zu 85 Prozent des Phosphors entziehen. Wir müssen die Technologie nur weiter verbessern und weltweit einsetzen.

Stickstoff dagegen ist als Rohstoff weniger interessant. Davon gibt es in der Atmosphäre genug. Also müssen wir ihn einfach nur entfernen; eine Rückgewinnung ist nicht nötig. Das Problem ist aber: Wenn wir Stickstoff aus dem Abwasser entziehen, entsteht Lachgas, ein starkes Treibhausgas. Wird Stickstoff dagegen rückgewonnen, fallen weniger Treibhausgase an, und wir vermeiden, dass die Gewässer mit Nährstoffen überlastet werden. Das sind wichtige technische Entwicklungen für Wasser- und Abwasserbetriebe, denn die sind für bis zu sieben Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Digitale Klimalösungen für Wasser

Über das Thema Digitalisierung haben wir ja bereits gesprochen. Die Digitalisierung wird den Wassersektor technisch entscheidend voranbringen und eine enorme Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel sein. Denn wenn die Temperaturen steigen, wird Wasser immer wertvoller.

Beispiele für die Digitalisierung kennen Sie ja schon aus Ihrer Stadt oder sogar aus Ihrer Wohnung: Wenn Sie etwa Fahrrad fahren und Sensoren die Laternen auf dem Weg vor Ihnen anschalten, sodass nicht die ganze Straße ständig und unnötig beleuchtet werden muss. Das ist nur ein Vorteil smarter Städte. Vielleicht haben Sie auch zu Hause einen intelligenten Stromzähler, der Ihnen zeigt, wann die Nachfrage und damit der Preis niedrig ist. Wenn nicht, dann wird es nicht mehr lange dauern.

Solche smarten digitalen Helfer halten auch bald in der Wasserversorgung Einzug. Da spüren sie Wasserverluste auf oder zeigen vor einem Unwetter, wie Wasser optimal im Netz gespeichert werden kann. Das ist digitaler Hochwasserschutz: Zusätzliche Speicher für das Wasser verhindern, dass andere Gebiete überschwemmt werden.

Im Wassersektor geht es langsamer voran als in anderen Bereichen, über die wir gesprochen haben. Das liegt an der massiven Infrastruktur, die jahrzehntelang nicht erneuert werden muss. Doch all die beschriebenen Veränderungen werden kommen.

Wasserentsalzung als Klimalösung

Die Meerwasserentsalzung ist ein Weg, Privathaushalte, Unternehmen und die Industrie mit Wasser zu versorgen. Das passiert schon seit rund 30 Jahren. Aber nun wird die Entsalzung günstiger und sauberer und setzt sich breiter durch. Auf Malta ist fast das gesamte Wasser entsalztes Meerwasser, in Israel ebenso. Bald wird die Entsalzung auch in anderen Gegenden genutzt, die noch gar nicht wissen, dass bei ihnen das Wasser knapp ist.

Denn Wasser – ob zu wenig oder zu viel – ist auch dort ein Thema, wo die Wassermenge bisher immer recht gleichmäßig verteilt war. Die Überschwemmungen im Jahr 2021 kosteten Deutschland 35 Milliarden Euro. Die Lösungen für diese Probleme sind nicht alle digital. Und man braucht dafür nicht immer große Rohre. Wasserfachleute prüfen in diesem Zusammenhang sogenannte „naturbasierte Lösungen“. Das bedeutet, dass man Infrastruktur eventuell anpasst. Und so zum Beispiel das Hochwasser auf ein Feld leitet, damit es versickern kann, anstatt es in Betonbecken aufzufangen, wo das Wasser oft nicht schnell genug abläuft und dann Überflutungen verursacht.

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