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    Von Nihan Koseleci, Angel Diez Fraile und Jean-Luc Revéreault

    Für Immanuel Kant war klar: Nur durch Erziehung werden wir Menschen. Und: Wir sind das, was die Erziehung aus uns macht. Erziehung und Bildung sind daher lebensnotwendig – so wie die Luft zum Atmen und Nahrung zum Essen.

    Unsere Bildung beginnt schon mit der Geburt. Sie ist unser wirtschaftliches, soziales, technisches und ethisches Rüstzeug für ein besseres Leben. Sie bringt Hoffnung für die ärmsten Familien, sie stärkt die Frauen, und sie treibt die Wirtschaft an.

    Doch oft bleibt Bildung leider ein unerreichtes Ziel: Mehr als 120 Millionen Kinder auf der Welt haben keinen Grundschulabschluss. In Afrika besucht die Hälfte der Kinder keine Schule. Vielen ist der Weg zur Schulbildung durch Konflikte und Katastrophen in ihren Ländern versperrt. Das muss sich ändern – und zwar schnell.

    Genau daran arbeitet die Europäische Investitionsbank weltweit. Zusammen mit der Europäischen Kommission und anderen Partnern investieren wir dort, wo die Not im Bildungssektor am größten ist, von der Vorschule bis zur Universität.

    >@ clu/Getty Images
    © clu/ Getty Images

    Kant war überzeugt, dass wir Wissen, Moral und Zufriedenheit erst durch die Erziehung erreichen.

    Entwicklung beginnt mit Erziehung

    Das lateinische educare, aus dem sich unser Verb „erziehen“ ableitet, bedeutet so viel wie „herausführen“ oder „herausbringen“. Jedes Kind hat eigene Begabungen, die angemessen gefördert werden sollten und Raum zur Entwicklung brauchen.

    Leben und Zukunft eines Kindes werden wesentlich von der Gehirnentwicklung in den ersten Lebensjahren bestimmt. Nur durch Lernen und entsprechende Anreize können Kinder ihr volles Potenzial entfalten.

    Bildung beginnt also zu Hause. Doch für viele Kinder ist das Zuhause ein freudloser, sogar unsicherer Ort. Sie brauchen den Kindergarten als Zufluchtsstätte. Hier können sie behütet aufwachsen. Eine hochwertige Vorschulerziehung und Betreuung sind eine Grundvoraussetzung, damit Kinder aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen die gleichen Chancen haben.

    Wer also in die ersten Lebensjahre investiert, bekämpft Armut und stärkt Wirtschaft und Chancengleichheit. Denn oft sind es die Mütter, die ihre Arbeit für die Kindeserziehung zurückstellen, sodass die Lebenseinkommenslücke zwischen Frauen und Männern noch größer wird. Eine Investition in die Kinderbetreuung ist daher auch eine Investition in die Geschlechtergleichstellung.

    Eine Investition in die Kinderbetreuung ist auch eine Investition in die Geschlechtergleichstellung, weil Frauen ihre Arbeit für die Erziehung nicht zurückstellen müssen.

    ©Reptile8488/ Getty Images

    In Montenegro fördert die Europäische Investitionsbank in der Hauptstadt Podgorica und in neun weiteren Städten die Sanierung und den Bau von Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen. Damit schafft sie bis zum Jahr 2030 bessere Lernbedingungen für mehr als 8 000 Schülerinnen und Schüler und über 2 000 neue Schulplätze.

    Mit ihrem Kredit ergänzt die Europäische Investitionsbank die EU-Hilfe aus dem EU-Programm für Beschäftigung, Bildung und Sozialfürsorge in Montenegro. Das Projekt wird außerdem mit 2,7 Millionen Euro aus der Initiative zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz bezuschusst, mit der die Europäische Union der südlichen Nachbarschaft und dem Westbalkan helfen will.

    Education saves mothers’ lives

    >@Education transforms lives, Unesco 2013.
    ©Education transforms lives, Unesco 2013.
    >@Education transforms lives, Unesco 2013.
    ©Education transforms lives, Unesco 2013.
    >@Education transforms lives, Unesco 2013.
    ©Education transforms lives, Unesco 2013.

    Bildung für alle: Wo stehen wir?

    Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung – egal, wo sie geboren sind und aufwachsen. Sie müssen die Möglichkeit zum Schulbesuch haben, von der Vorschule bis zur weiterführenden Schule. In den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung haben wir versprochen, inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten für lebenslanges Lernen zu fördern. Diese Versprechen müssen wir halten.

    Allerdings haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind sowohl im Ländervergleich als auch auf nationaler Ebene nach wie vor erheblich. In vielen Teilen der Welt haben Kinder keine Bücher zu Hause. Sie haben keine Möglichkeiten, Kindergarten oder Vorschule zu besuchen, ihre Schulen haben weder Strom noch Wasser, und es fehlt an Hygiene und qualifizierten Lehrkräften.

    Gerade Mädchen aus armen Haushalten sind in Bildungsfragen benachteiligt. Dies ist sehr bedenklich, denn dort, wo Mädchen und Jungen in der Erziehung gleichberechtigt behandelt werden, sind Gesundheit, Chancengleichheit und Beschäftigung besser – das belegen Forschungsergebnisse.

    Mütter mit Schulbildung sind gesünder. Sie sind medizinisch besser informiert, d. h. sie erkennen bestimmte Krankheitsanzeichen und können so rechtzeitig dagegen vorgehen.

    Die aktuellen Gelder für Bildung und Erziehung sind nur ein bescheidener Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt. Hier kann die Europäische Investitionsbank viel bewegen. Wir sind fest entschlossen, noch stärker in Bildung zu investieren und damit mehr Kindern die Chance auf Erfolg zu geben – in der Schule und danach.

    Investitionen in gute Lehrkräfte

    Als im März in Serbien der Lockdown begann, strahlte das Bildungsministerium im öffentlichen Fernsehen Lerninhalte für die Grund- und weiterführenden Schulen aus.

    Glücklicherweise hatte Serbien schon einige Jahre zuvor damit begonnen, digitale Lerninhalte und interaktive Online-Materialien und -Schulbücher zu entwickeln. Allerdings mussten diese Inhalte und die digitale Infrastruktur überarbeitet und aktualisiert werden.

    Die Schulen einfach nur mit Computern auszustatten, war keine Lösung. Als Erfolgsrezepte erwiesen sich letztlich die Ausstattung mit mehr Ressourcen, darunter für computergestütztes Lernen, und eine entsprechende Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Landesweit wurden Schulungen für Lehrkräfte angeboten, um sie für die digitale Schule fit zu machen.

    Gutes Lehrpersonal ist die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Wir bei der Europäischen Investitionsbank glauben, dass wirklicher Lernerfolg nur mit guten Lehrerinnen und Lehrern und der richtigen Didaktik möglich ist. Mit unserem 70-Millionen-Euro-Kredit kann Serbien sein Personal schulen und die digitale Infrastruktur und das digitale Lehrmaterial modernisieren.

    Dank der Hilfe der EIB werden alle serbischen Schulen bis 2021 digitalisiert. Ein gleichberechtigter Zugang zur Bildung in Serbien schafft außerdem einen Anreiz für die Kinder, sich eine Zukunft im eigenen Land aufzubauen.

    Dieses Projekt ist Teil der laufenden Bildungsförderung durch die Europäische Investitionsbank in Serbien. Zuletzt hatte die Bank ein Programm zur Modernisierung von Schulen und ein Projekt zur Förderung öffentlicher Forschung und Entwicklung finanziert.

    Bildung für das Herz

    Jedes Jahr erfahren weltweit 246 Millionen Kinder Gewalt, sei es in Form von Mobbing, Diskriminierung oder körperlicher Misshandlung. Auch deshalb ist Bildung wichtig: Alle Menschen, aber gerade junge Frauen und Männer, müssen das Wissen, die Werte, die Einstellung und das Verhalten entwickeln, um Verantwortungsbewusstsein, kritisches Denkvermögen und Empathie auszubilden, ebenso wie die Fähigkeit, gegen Gewalt vorzugehen.

    Bildung bedeutet auch die Erziehung zu Empathie, Mitgefühl, Uneigennützigkeit und Güte. Aber wie kann man Kindern nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermitteln? Tunesien hat hier gute Antworten gefunden.

    2017 startete das Land in 80 weiterführenden Schulen ein Pilotprogramm, um positives Verhalten zu fördern und so das Lernklima zu verbessern. Dieses Programm erhielt 1,5 Millionen Euro aus der Nachbarschaftsinvestitionsfazilität der EU. Außerdem war es Bestandteil eines früheren 70-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank an das tunesische Bildungsministerium, um landesweit Schulen zu bauen und zu sanieren.

    Bei einem weiteren Bildungsprogramm, das vom EIB-Institut gefördert wird, geht es um außerschulische Musikclubs. Schülerinnen und Schüler organisieren diese Clubs an weiterführenden Schulen in ganz Tunesien, vor allem in weniger entwickelten und benachteiligten Gebieten. Mehr als 20 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bei Tunisia88 bisher mitgemacht.

    Auch während der Corona-Lockdowns lief Tunisia88 weiter: In den Schulen wurde gemeinsam online musiziert.

    Als die tunesische Regierung die Schulen für die Prüfungen zum Schuljahresende wieder öffnete, wurden dringend Masken und Handdesinfektionsmittel benötigt. Wir leiteten daher einen Teil des Kredits an die tunesischen Schulen, damit sie Maßnahmen gegen Corona ergreifen konnten. So schufen wir ein sicheres Umfeld für 220 000 Schülerinnen und Schüler und 160 000 Lehrkräfte.

    In benachteiligten Stadtgebieten fördern wir den Bau weiterführender öffentlicher Schulen mit modernster pädagogischer Ausstattung und entsprechender Verkehrsanbindung. Sicherheit und ein positives Schulumfeld haben für uns höchste Priorität. Außerdem versuchen wir, die Kluft zwischen dem Bildungsbedarf und knappen öffentlichen Mitteln zu schließen.

    Wir leiteten einen Teil des Kredits an die tunesischen Schulen, damit sie Maßnahmen gegen Corona ergreifen konnten. So schufen wir ein sicheres Umfeld für 220 000 Schülerinnen und Schüler und 160 000 Lehrkräfte.

    Das Projekt erhält außerdem Zuschüsse und technische Hilfe aus der Nachbarschaftsinvestitionsplattform der EU. Damit werden zusätzliche pädagogische Maßnahmen ermöglicht (schulweite Programme zur Förderung von positivem Verhalten).

    Hilfe beim Wiederaufbau

    Bessere Bildung bedeutet bessere Berufschancen und kann somit ein Ausweg aus der Armut sein. Gut ausgebildete Menschen finden leichter eine sichere Stellung mit guten Arbeitsbedingungen und ordentlicher Bezahlung. Eine solche Ausbildung erhalten sie beispielsweise in technischen Fachschulen. Dort werden sie auf Tätigkeiten in der Industrie vorbereitet, etwa in den Bereichen Elektronik, Elektromechanik, Lebensmittelverarbeitung, Kindesentwicklung, audiovisuelle Technik, Landwirtschaft und Gesundheit.

    Das Instituto Tecnológico Superior Paulo Emilio Macias im ecuadorianischen Portoviejo bot ein breites Ausbildungsangebot, bis es im Jahr 2016 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Seitdem findet der Lehrbetrieb in provisorischen Gebäuden statt.

    Die Rektorin der Schule, Blanca Meza, hofft sehr auf einen Wiederaufbau ihres Instituts – und darauf, dass ihre Absolventinnen und Absolventen einen der am Arbeitsmarkt in Ecuador sehr gefragten technischen und praktischen Jobs bekommen: „An unserem Institut fördern wir die Begabungen und die Zukunft unserer 1 493 Studierenden und auch das Wohl unserer Stadt.“

    Das Institut in Portoviejo ist eine der 15 technischen Fachschulen, die am ecuadorianischen Programm zur Bildungsreform beteiligt sind. Das Programm umfasst neben dem Bau und Ausbau sowie der Sanierung und Ausstattung der Institute auch Schulungen der Lehrbeauftragten und einen Gender-Plan, um einen gleichberechtigten Zugang zur technischen Ausbildung zu fördern. Die neu aufgebauten technischen Fachschulen werden 60 berufspraktische Studiengänge anbieten.

    Wir finanzierten dieses Schul- und Aufbauprojekt zusammen mit der Weltbank und einem Zuschuss aus der Investitionsfazilität für Lateinamerika der Europäischen Union.

    Erziehung und Bildung können Wunder wirken. Ohne sie wären wir nichts. Kant hatte Recht.

    Nihan Koseleci arbeitet als Volkswirtin mit dem Schwerpunkt Bildung bei der Europäischen Investitionsbank. Angel Diez Fraile ist Kreditreferent in der Abteilung