Der stellvertretende griechische Minister für Entwicklung, Stavros Kalafatis, traf heute am Hauptsitz der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg zu Gesprächen mit EIB-Vizepräsident Ploutarchos Sakellaris zusammen. Die Gespräche konzentrierten sich auf Fragen von gemeinsamem Interesse. Kalafatis bekräftigte das Interesse Griechenlands an einer Weiterentwicklung der Möglichkeiten zur Finanzierung kleiner Unternehmen, einschließlich Mikrokrediten. Das Hauptaugenmerk galt dabei allen produktiven Wirtschaftsbereichen, insbesondere der Hochtechnologie und innovativen Unternehmen.
Fortschritte bei der Schaffung einer wissensbasierten Wirtschaft sind ein Hauptziel der griechischen Regierung. Griechenland führt derzeit ein Programm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch die Förderung von Innovation und unternehmerischer Initiative durch und stellt dafür 3,2 Mrd EUR bereit.

Anlässlich des Besuchs erklärte EIB-Vizepräsident Sakellaris: "Ich freue mich ganz besonders, heute Minister Kalafatis hier begrüßen zu können. Unsere Zusammenarbeit und Koordination mit den griechischen Behörden zur Förderung des privaten Sektors und insbesondere griechischer KMU wird dadurch weiter gestärkt. Bei der Förderung von KMU arbeiten wir in Griechenland wie in allen anderen Ländern seit jeher mit dem Bankensektor zusammen. Wir schätzen das Interesse der griechischen Regierung an einer Ausweitung und stärkeren Koordinierung der Tätigkeit zur Erzielung bester Ergebnisse. Der ECOFIN-Rat hat vergangene Woche die Initiative der EIB und ihre Schlüsselrolle vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Lage begrüßt.  Die EIB wird zusätzliche Mittel für KMU und andere von dem derzeitigen Konjunkturrückgang  besonderes betroffene Bereiche wie zum Beispiel Infrastruktur, Klimawandel und Energie bereitstellen. Dies bedeutet zusätzliche Finanzierungen im Umfang von 31,2 Mrd EUR für die gesamte EU im Zeitraum 2009-2010. Das jährliche Finanzierungsvolumen der EIB wird damit von 48 Mrd EUR im Jahr 2007 auf 60-65 Mrd EUR ansteigen, was im Jahr 2009 mit einer Erhöhung ihres Kapitals von 165 Mrd EUR auf 232 Mrd EUR einhergeht."

HINTERGRUNDINFORMATION

Die Europäische Investitionsbank (EIB), die Bank für europäische Projekte, finanziert Investitionsvorhaben, mit denen die Volkswirtschaften der Mitgliedstaaten und mit der EU verbundener Länder modernisiert werden sollen. Im Jahr 2007 beliefen sich die Ausleihungen der EIB auf insgesamt 47,8 Mrd EUR. Auf die Finanzierungen in den 27 Mitgliedstaaten der EU entfielen 87% dieses Betrags (41,4 Mrd EUR). Zur Refinanzierung ihrer Finanzierungstätigkeit nahm die Bank an den internationalen Kapitalmärkten durch 236 Anleiheemissionen in 23 Währungen insgesamt 55 Mrd EUR auf. Die EIB, deren Anteilseigner die EU-Mitgliedstaaten sind, verfügt über ein AAA-Rating und ist weltweit der größte supranationale Emittent. Die Bank wurde zusammen mit anderen Institutionen der Europäischen Union durch den Vertrag von Rom errichtet. Dieses Jahr feiert sie den 50. Jahrestag ihrer Gründung. Zu den vorrangigen Zielen der Bank zählt die Förderung von KMU. Die Finanzierungen der EIB in Griechenland im Jahr 2007 erreichten 0,8 Mrd EUR. Sie kamen Vorhaben im Verkehrsbereich, KMU und - erstmals in Griechenland - Gebietskörperschaften (Athen und Kozani) zugute. In der Europäischen Union gibt es rund 23 Millionen KMU, das sind 99% aller Unternehmen. In einigen Wirtschaftsbereichen entfallen 80% aller Arbeitsplätze auf KMU. Die EIB-Gruppe hat durch ihre Tätigkeit im Jahr 2007 mehr als 162 000 KMU unterstützt. Dabei lag ein besonderer Schwerpunkt auf innovativen KMU mit einem hohen Wachstumspotenzial, auf von KMU getragenen kleinen Vorhaben im Bereich erneuerbare Energien sowie auf Kleinstunternehmen. Für die Finanzierung von KMU vergab die EIB insgesamt rund 5 Mrd EUR in Form von Globaldarlehen an zwischengeschaltete Bankpartner in der gesamten Europäischen Union.

Die Europäische Investitionsbank-Gruppe hat ein dreijähriges Pilotprogramm eingeleitet, das sowohl Banken als auch Finanzinstitute außerhalb des Bankensektors dazu veranlassen soll, Kredite an sehr kleine Unternehmen und an Personen zu vergeben, die sich selbstständig machen wollen, aber keinen Zugang zu traditionellen Bankfinanzierungen haben, da sie aufgrund von Arbeitslosigkeit oder eines Migrationshintergrunds keine aussagekräftige Kreditgeschichte vorweisen können. Ziel ist es, aussichtsreichen Mikrofinanzinstituten sowohl finanzielle Mittel als auch technische Hilfe zur Verfügung zu stellen.

Der Europäische Investitionsfonds, der zur EIB-Gruppe gehört und sich mehrheitlich im Besitz der EIB befindet, wird eine Pilotfazilität mit einem Volumen von 50 Mio EUR und einer Laufzeit von drei Jahren verwalten, mit der Mikrofinanzierungen in der Europäischen Union mit Mitteln der EIB und Geldern aus dem EU-Haushalt gefördert werden sollen. Die ersten Aktivitäten im Rahmen der Initiative JASMINE (Joint Action to Support Micro-Finance Institutions in Europe - Gemeinsame Aktion zur Förderung von Kleinstkreditinstituten in Europa) sind für Anfang 2009 geplant.

Im Rahmen der Initiative wird die EIB bis zu einer Obergrenze von 20 Mio EUR den gleichen Betrag beisteuern, der von privaten Banken für Mikrofinanzierungen zur Verfügung gestellt wird, so dass insgesamt 40 Mio EUR für den Sektor bereitgestellt werden. Darüber hinaus wird die Europäische Kommission mit Unterstützung durch das Europäische Parlament dem Europäischen Investitionsfonds rund 10 Mio EUR für technische Hilfe im Rahmen der Verwaltung der Initiative zur Verfügung stellen.

  • Als Kleinstunternehmen gelten Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbei¬tern
  • Ein typischer Mikrokredit liegt betragsmäßig zwischen 7 000 und 8 000 EUR, wenngleich dies in den EU-Mitgliedstaaten unterschiedlich ist
  • Nach Einschätzung der Europäischen Kommission besteht in der EU-27 ein kurzfristiges Potenzial für 700 000 Mikrokredite über insgesamt 6,2 Mrd EUR
  • Die drei größten Mikrofinanzinstitute (MFI) in Europa sind zurzeit Adie (Frankreich), Finnvera (Finnland) und Fundusz Mikro (Polen)
  • Der EIF hofft, dass die Initiative EU-weit zur Schaffung und Entwicklung von etwa 15 MFI führen wird, die Mikrokredite vergeben

Die gemeinsame Aktion zur Förderung von Kleinstkreditinstituten in Europa wird parallel zu den Programmen JEREMIE, JESSICA und JASPERS durchgeführt, die die EIB-Gruppe mit Unterstützung durch EU-Haushaltsmittel bereits eingerichtet hat.

EIB-Reaktion auf derzeitige wirtschaftliche Lage

Alle Beträge in Mrd EUR

 

Zeitraum

Jährliche Unterstützung durch EIB-Gruppe

Unterstützung durch EIB-Gruppe 2008-2011

Bereits vorgesehen

Zusätzlicher Betrag

Insgesamt

Bereits vorgesehen

Zusätzlicher Betrag

Insgesamt

KMU

2008 - 2011

5,0

2,5

7,5

20,0

10,0

30,0

Midcaps 2009 - 2010 - 1,0 1,0 - 2,0 2,0