Neues Batteriewerk von Northvolt in Schweden soll Europas Abhängigkeit von Öl und Batterieimporten verringern

Wenn Peter Carlsson zehn bis zwanzig Jahre in die Zukunft Europas blickt, sieht er Autos und Lastwagen, die ohne fossile Brennstoffe auskommen.

Mit seinem Unternehmen Northvolt wagt Carlsson einen großen Schritt in diese Zukunft und baut eine der modernsten Batteriefabriken der Welt. „Die Speicherung erneuerbarer Energien ist der Schlüssel zu einer klimafreundlichen Gesellschaft“, so der ehemalige Tesla-Manager.

Es gibt immer mehr Elektrofahrzeuge, aber die Batterien dafür müssen die Hersteller in Europa und anderen Teilen der Welt meist aus Asien importieren – aus Ländern wie Südkorea, China oder Japan. Northvolt möchte das ändern.

Carlsson will in Skellefteå im Nordosten Schwedens ein Werk für Lithium-Ionen-Batterien bauen. Die vier Milliarden Euro teure Fabrik soll 2 500 Arbeitsplätze schaffen und 2023 eine Produktionsleistung von 32 Gigawattstunden pro Jahr erreichen.

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Batterieherstellung im Gigaformat

Neben der Gigafabrik, wie Northvolt sein Werk nennt, will das Unternehmen in Västerås bei Stockholm auch eine Demonstrationsanlage bauen, in der die Autohersteller die Batterien testen können. Baubeginn für beide Werke soll noch in diesem Jahr sein.

Die Europäische Investitionsbank hat diesen Monat einen Kredit über 52,5 Millionen Euro für die Demonstrationsanlage genehmigt. Die Finanzierung ist Teil des InnovFin-Programms, mit dem die Bank Forschung und Innovation in ganz Europa fördert.

Northvolt wird der Batterietechnik einen großen Schub geben – da sind sich Céline Rottier und Stefan Bidiuc sicher. Die beiden sind bei der EIB für die Finanzierung innovativer Energietechnik zuständig. „Es wird ein hochmodernes Werk – das erste seiner Art“, sagt Rottier.

„Die Batterien müssen billiger werden, und sie müssen mit erneuerbaren Energien produziert werden. Das ist für uns in Europa entscheidend, und Northvolt wird dabei helfen“, ergänzt Antonello Locci, Volkswirt bei der EIB.

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So soll sie aussehen: die neue Demonstrationsanlage von Northvolt in Västerås bei Stockholm

Grüner Strom aus Lithium-Ionen-Batterien von Northvolt

Die Idee für eine Batteriefabrik kam Carlsson vor zwei Jahren. Er suchte nach einem Umwelt-Start-up, in das er sein Know-how einbringen wollte, und kehrte dafür 2017 nach Schweden zurück. Zuvor hatte er mehr als ein halbes Jahrzehnt im kalifornischen Palo Alto bei Tesla mit Elon Musk zusammengearbeitet. Dort leitete der ehemalige Sony-Ericsson-Mann das globale Supply Chain Management und begleitete unter anderem die Markteinführung des Model S.

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Entwurf der geplanten Batteriefabrik von Northvolt im Nordosten Schwedens

Das erfahrene Führungsteam ist für die Experten der EIB eine der größten Stärken von Northvolt: COO Paolo Cerruti kommt ebenfalls aus dem Management von Tesla und bringt außerdem Führungserfahrung bei Renault Nissan mit. Yasuo Anno leitete zuvor den deutsch-japanischen Batteriespezialisten BASF Toda Battery Materials, und Chairman Carl-Erik Lagercrantz kommt von British Telecommunications, wo er für das Geschäft in Skandinavien und im Baltikum zuständig war.

Schweden ist als Standort gut geeignet, weil dort Rohstoffe wie Grafit und Nickel vorkommen, die man für Batterien braucht. Außerdem gibt es reichlich günstigen Strom aus Wasserkraft und moderne Häfen, von denen aus Northvolt Kunden in Europa und aller Welt beliefern kann. Mit dem Recycling von Altbatterien hofft man sogar, den Bedarf an anderen Rohstoffen wie Kobalt zu senken.

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Northvolt hat klare Ziele für die nächsten fünf bis zehn Jahre: Das Unternehmen will die Energieeffizienz von Batterien verbessern und die Energie- und Leistungsdichte von Batteriezellen weiter erhöhen.

„Ich möchte Europa zeigen, dass es möglich ist, saubere Energie besser und kostengünstiger zu speichern und zu verteilen – und dass wir diese Energie wirklich nachhaltig verfügbar machen können“, sagt Carlsson. „Ich möchte Veränderungen anstoßen, damit Europa den Schalter umlegt.“

Verbrennungsmotoren und die Umwelt

Die jüngsten Probleme mit Dieselabgasen dürften Northvolt nach Meinung von Locci in die Karten spielen. „Der Abgasskandal hat erneut ein schlechtes Licht auf die Verbrennungsmotoren geworfen“, so der EIB-Experte. „Aber wenn sich Elektroautos wirklich durchsetzen sollen, brauchen die Autohersteller bessere Batterien. Nur so schaffen Elektromotoren die gleiche Strecke wie Verbrennungsmotoren.“

Maroš Šefčovič, der als Vizepräsident bei der Europäischen Kommission für die Energieunion zuständig ist, sieht in der Förderung von Unternehmen wie Northvolt auch große wirtschaftliche Vorteile. Schließlich könnte die Batterieproduktion in naher Zukunft ein Milliardenmarkt sein.

„Batterien sind strategisch wichtig für Europa“, so Šefčovič. „Der Markt könnte 2025 europaweit ein Volumen von 250 Milliarden Euro pro Jahr erreichen. Wenn wir ihn erschließen wollen, müssen wir schnell handeln.“