Rede von Kyriacos Kakouris, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, am 13. Mai 2025 auf dem Global Water Summit in Paris.
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, werte Partnerinnen und Partner,
es ist mir eine große Ehre, heute beim Global Water Summit bei Ihnen zu sein. Mein Dank gilt den Veranstaltern, die so viele bedeutende Akteurinnen und Akteure zusammengebracht haben, um über Wasser – eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit – zu diskutieren.
Wasser ist die wichtigste Grundlage allen Lebens. Wir brauchen es für unsere Felder und unsere Industrie, es steht für Gesundheit und Frieden. Doch die Versorgungssicherheit gerät durch den Klimawandel und den wachsenden Bedarf immer mehr unter Druck.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine persönliche Bemerkung. Ich bin auf Zypern aufgewachsen – einer Insel, auf der jedes Kind von klein auf lernt, wie wertvoll und zugleich gefährdet Wasser ist. Ich erinnere mich an Sommer, in denen nur einige Stunden am Tag Wasser aus dem Hahn kam. So habe ich schon früh verstanden, dass Wassersicherheit nicht selbstverständlich ist und dass wir Knappheit mit gemeinsamen Anstrengungen überwinden können. Deshalb sind meine Worte heute umso dringlicher.
Die Erderwärmung hat die 1,5-Grad-Schwelle inzwischen überschritten. Nahezu 70 Prozent der Klimafolgen zeigen sich im Wasserkreislauf: Dürren vernichten Ernten, Fluten spülen ganze Orte weg, und Stürme verwüsten Küsten. Ohne Gegenmaßnahmen könnte uns die Wasserunsicherheit schon 2050 rund 8 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts kosten. Nichtstun ist keine Option.
Die Europäische Investitionsbank tut etwas. Wir sind einer der weltweit größten multilateralen Investoren im Wassersektor – dies gilt für heute und die Zukunft. In den vergangenen zehn Jahren hat die EIB fast 40 Milliarden Euro in den weltweiten Wassersektor investiert. Allein 2024 unterzeichneten wir neue Kredite von knapp 4 Milliarden Euro. Und jetzt wollen wir unser Commitment, unsere Ambitionen für den Sektor weiter steigern. Letztes Jahr erklärten wir Wasser zu einer unserer wichtigsten Prioritäten. Wir haben ein Programm rund um Wassersicherheit und die künftige Wasserresilienz-Strategie der Europäischen Kommission entwickelt. Dieses Jahr wollen wir über 4 Milliarden Euro für Wassersicherheit bereitstellen und dadurch über 10 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen im Wasserbereich anschieben.
Was wir tun, ist aber nur ein Teil des globalen Puzzles. Dass eine einzelne multilaterale Entwicklungsbank, so groß sie auch sein mag, die Herausforderungen im Wassersektor nicht allein bewältigen kann, liegt auf der Hand. Daher basieren unsere Wasser-Initiativen auf Partnerschaften: mit nationalen Regierungen, multilateralen Entwicklungsbanken, Versorgern, der Zivilgesellschaft und, ganz wichtig, privaten Investoren.
Unser Programm konzentriert sich auf drei Bereiche, die die drängendsten Wasserrisiken unseres Planeten spiegeln.
Erstens: Der Zugang. Viele von Ihnen kennen die Statistiken – sie sind ein dringender Aufruf zum Handeln an uns alle. Wir setzen uns daher verstärkt für Infrastruktur-Finanzierungen ein, die einen gerechten Zugang zu sauberem, bezahlbarem Wasser und zu Sanitärversorgung sicherstellen.
Zweitens: Resilienz. Europa erwärmt sich schneller als jeder andere Kontinent. Im Süden schaden lang anhaltende Dürren der Landwirtschaft und beschleunigen die Wüstenbildung. Im Norden werden schwere Regenfälle und Überschwemmungen normal. Die EIB investiert in smartere Infrastruktur, die sich besser anpassen kann. Wir modernisieren bestehende Anlagen, schützen vor Überschwemmungen und fördern naturbasierte Lösungen, um Wasser zu speichern und zu managen. Unsere Finanzierungen konzentrieren sich auf Deiche, Regenwassersysteme, verbesserte Entwässerung, zirkuläre Wiederverwendung von Wasser, moderne Bewässerung, Leckage-Erkennung, intelligente Verbrauchsmessung, neue Speicher und naturbasierte Lösungen, zum Beispiel die Wiederherstellung von Feuchtgebieten und grüne Korridore in Städten. Wo es keine Alternativen gibt, fördern wir die energieeffiziente Entsalzung.
Drittens: Innovation und europäische Industriekompetenz. Die Wasserökonomik funktioniert nur, wenn wir Innovationen nutzen. Wir haben in Europa erstklassige Wasser-Unternehmen, aber um bahnbrechende Lösungen zu skalieren, braucht es auch risikobereite Finanzierer. Wir fördern digitales Monitoring, KI-gestützte Optimierung, energiearme Verfahren zur Behandlung von Schadstoffen, Kreislaufwirtschaft-Modelle und innovative Entsalzungstechnologien. Eigenkapital und Venture Debt helfen Innovatoren, den Schritt von der Pilotphase in die kommerzielle Produktion zu schaffen. Dabei entstehen hochwertige Arbeitsplätze, und europäisches Know-how wird weltweit exportiert.
Gleichzeitig unterstützen wir weiter Versorger, die ihre Netze modernisieren, Emissionen senken und Erneuerbare integrieren wollen, damit die Best Practices sektorweit ankommen.
Das alles erfordert hohe Investitionen. Dabei können wir uns nicht allein auf die öffentliche Hand verlassen. Den Löwenanteil muss der Privatsektor stemmen. Hier kommt die EIB ins Spiel. Sie zeigt immer wieder eindrucksvoll, wie sich mit effizienten, innovativen Instrumenten private Investitionen mobilisieren lassen: Von Venture Capital und Risikokapital über Garantien und weitergeleitete Finanzierungen für kleine und mittlere Unternehmen bis zu neuen Ansätzen wie grüne Anleihen oder Impact Investing.
Meine Damen und Herren, wir fangen zwar nicht bei null an, aber wir müssen schneller werden. Wir haben gemeinsam die Chance, noch stärkere politische Reformen voranzutreiben, privates Kapital zu mobilisieren und innovative Finanzlösungen weiterzuentwickeln.
Jedes Projekt, das wir unterstützen, ist zugleich ein Versprechen: an die zyprische Landwirtin, die am Himmel Ausschau nach Regen hält, an das Schulkind, das in einem sauberen Fluss schwimmen lernt, und an die nächste Generation, die uns am Wasser messen wird, das wir ihr hinterlassen.
Die Wasserökonomik verlangt Mut, gemeinsames Handeln und Entschlossenheit. Die Europäische Investitionsbank ist bereit, ihren Beitrag zu leisten – mit Kapital, Fachwissen und Partnerschaften. Aber keine Institution kann das allein bewältigen. Deshalb arbeiten wir eng mit der Europäischen Kommission zusammen, mit weiteren internationalen Finanzinstitutionen und mit vielen von Ihnen, die heute hier sind. Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir noch mehr erreichen und das Ruder herumreißen.
Vielen Dank.