- EU-Landwirtschaft verliert jährlich mehr als 28 Mrd. Euro durch schlechtes Wetter
- Laut einer Studie von EIB und Europäischer Kommission können Agrarversicherungen Klimarisiken abfedern
- EU kann mehr tun, um Versicherungsschutz für europäische Agrarbetriebe auszuweiten
Die europäische Landwirtschaft verliert jährlich im Schnitt mehr als 28 Milliarden Euro durch extreme Wetterereignisse wie Dürren. Wie eine neue Studie zeigt, kann die EU mehr tun, um diese Geschäftsrisiken einzudämmen. Eine Möglichkeit besteht in der Ausweitung von Agrarversicherungen.
Durch den immer stärkeren Klimawandel könnte die EU-Agrarwirtschaft bis 2050 jährlich um durchschnittlich bis zu 66 Prozent höhere Verluste einfahren, weshalb ein stärkeres EU-Risikomanagement für den Sektor unabdingbar ist. So das Fazit der gemeinsamen Studie von Europäischer Investitionsbank (EIB) und Europäischer Kommission, die heute veröffentlicht wurde.
Nur 20 bis 30 Prozent der klimabedingten Verluste sind durch öffentliche, private oder auf Gegenseitigkeit beruhende Systeme, etwa die der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), abgesichert. Laut Studie ist ein mit öffentlichen Mitteln finanzierter Versicherungsschutz oft wirksamer als staatliche Kompensationsprogramme.
EIB-Vizepräsidentin Gelsomina Vigliotti: „Klimabedingte Risiken machen die Lebensmittelproduktion zunehmend unsicherer. Versicherungs- und Risikominderungsmechanismen sind daher unerlässlich, um die Investitionen europäischer Landwirtinnen und Landwirte abzusichern. Wir werden uns stärker für einen widerstandsfähigeren Agrarsektor engagieren. Die Ergebnisse dieser Studie dienen uns dabei als Orientierung für künftige Maßnahmen.“
Bislang hat die EIB-Gruppe Europas Landwirtschaft auf dreierlei Weise unterstützt: durch Kredite und Garantien für Agrarbetriebe oder Beteiligungen daran, durch die Finanzierung ländlicher Infrastruktur (Bewässerungssysteme und Straßen) und durch die Beratung von Behörden und Finanzinstituten dazu, wie sich mit EU-Agrarzuschüssen andere Finanzierungsquellen mobilisieren und Risiken (auch klimabedingte) mindern lassen.
Christophe Hansen, Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung: „Der Klimawandel und seine Folgen könnten den Kreditzugang von Landwirtinnen und Landwirten weiter einschränken, da die Banken noch risikoscheuer werden könnten als sie es heute schon sind. Die heute gemeinsam mit der EIB veröffentlichte Studie zeigt, dass nur 20 bis 30 Prozent der klimabedingten Verluste durch öffentliche, private oder auf Gegenseitigkeit beruhende Systeme abgesichert sind. Wir müssen etwas tun, um die verbleibenden Verluste zu decken. Daher fordere ich alle Mitgliedstaaten auf, im Rahmen ihrer GAP-Strategiepläne neue Finanzierungsinstrumente zu prüfen und einzuführen, um Klimarisiken im Agrarsektor besser abzufedern. Ich begrüße auch die Arbeit der EIB-Gruppe, die maßgeblich dazu beiträgt, Kapital zu mobilisieren, um den Agrar- und Lebensmittelsektor der EU langfristig krisenfester zu machen.“
Die neue Studie ist die erste, die Agrarversicherungssysteme in der EU analysiert. Sie wurde von der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben und von EIB Beratung über die fi-compass-Plattform mit Unterstützung der weltweit tätigen Versicherungsmakler-Gruppe Howden durchgeführt.
Die Veröffentlichung der Studie erfolgt zeitgleich mit einer Konferenz von EIB und Europäischer Kommission in Brüssel mit dem Titel Insurance and access to finance for farm resilience and adaptation in the EU.
In der EU-27 belaufen sich die klimabedingten Verluste des Agrarsektors laut Studie jedes Jahr auf durchschnittlich 28,3 Milliarden Euro. Das sind etwa 6 Prozent der jährlichen Produktion der Land- und Viehwirtschaft.
Laut Studie könnten die Erderwärmung zu stärker schwankenden Agrarerträgen und instabileren Einkommen der europäischen Landwirtinnen und Landwirte führen und die Verluste bis Mitte des Jahrhunderts auf 42 bis 66 Prozent steigen.
Die Studie untersucht die weitreichenden Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft und sondiert Optionen für eine Ausweitung von Agrarversicherungen in Europa und wie der Sektor dazu bewegt werden könnte, sein Risiko durch Klimaanpassung zu mindern.
Wichtigste Empfehlungen der Studie:
- Um wirtschaftliche Schocks für Landwirtinnen und Landwirte zu begrenzen, sollte die EU den Fokus auf Risikotransfermaßnahmen wie Katastrophenanleihen und öffentlich-private Rückversicherungsvereinbarungen legen
- Die EU sollte im Katastrophenfall Soforthilfen bereitstellen
- Der Sektor sollte sich insgesamt stärker anpassen, da er nur so selbst bei verbessertem Versicherungsschutz künftige Klimarisiken besser abfedern kann
Hintergrundinformationen
EIB
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Ausgehend von acht Kernprioritäten finanzieren wir Investitionen, die zu den strategischen Zielen der EU beitragen. So fördern wir die Bereiche Klima und Umwelt, Digitalisierung und technologische Innovationen, Sicherheit und Verteidigung, Kohäsion, Landwirtschaft und Bioökonomie, soziale Infrastruktur, die Kapitalmarktunion und ein stärkeres Europa in einer stabileren und friedlichen Welt.
Die EIB-Gruppe, zu der neben der EIB auch der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört, unterzeichnete 2024 knapp 89 Milliarden Euro an neuen Finanzierungen für mehr als 900 wirkungsstarke Projekte und machte Europa damit noch wettbewerbsfähiger und sicherer.
Alle von der EIB-Gruppe finanzierten Projekte entsprechen dem Pariser Klimaabkommen – so wie in unserem Klimabank-Fahrplan zugesagt. Fast 60 Prozent der jährlichen Finanzierungen der EIB-Gruppe fließen in Projekte, die direkt zu Klimaschutz, Klimaanpassung und einer gesünderen Umwelt beitragen.
Zusätzlich zu den Finanzierungen berät die EIB öffentliche und private Partner bei der Entwicklung und Durchführung hochwertiger, investitionsfähiger Projekte. Allein 2024 halfen unsere Beratungsteams dabei, Investitionen von über 200 Milliarden Euro innerhalb und außerhalb Europas auf den Weg zu bringen.
Auf unserer Website finden Sie hochwertige, aktuelle Fotos vom Sitz der EIB-Gruppe.
fi-compass
fi-compass ist eine einzigartige Beratungsplattform, die von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) eingerichtet wurde und von EIB Beratung betrieben wird. Die Plattform soll die EU-Mitgliedstaaten und ihre Behörden bei der Umsetzung von Finanzierungsinstrumenten unter den europäischen Fonds mit geteilter Mittelverwaltung für die Kohäsions- und Agrarpolitik unterstützen. Sie bietet umfassende Handreichungen, praktisches Know-how und Lern-Tools zu Finanzierungsinstrumenten und hilft so, die Wirkung und Effizienz öffentlicher Investitionen zu verbessern.
Howden
Howden ist eine weltweit tätige Versicherungsmakler-Gruppe, in deren Mittelpunkt die Mitarbeiterbeteiligung steht. Das 1994 gegründete Unternehmen bietet Dienstleistungen und Lösungen in den Bereichen Versicherungen, Rückversicherungen und Underwriting für ein breites Kundenspektrum, das von Privatpersonen bis hin zu den größten multinationalen Unternehmen reicht.
Die Gruppe ist in 55 Ländern tätig (Europa, Afrika, Asien, Naher Osten, Lateinamerika, USA, Australien und Neuseeland), hat 22 000 Beschäftigte und verwaltet im Auftrag ihrer Kunden Prämien im Umfang von 45 Milliarden US-Dollar.