• Der Aufschwung bei den Investitionen in Europa verstärkt sich. 84 Prozent der europäischen Unternehmen gaben an, dass sie im vergangenen Geschäftsjahr investiert haben. Die meisten Unternehmen wollen ihre Investitionstätigkeit zukünftig eher ausweiten als zurückfahren.
  • Nach Einschätzung der Unternehmen sind nur etwa 44 Prozent ihrer Maschinen und Ausrüstung auf dem aktuellen Stand der Technik. Der globale Wettbewerb und der technische Fortschritt erfordern deshalb schnelles Handeln.
  • Die meisten Firmen sind jedoch vor allem besorgt über die allgemeine Unsicherheit (69 Prozent), den Mangel an Fachkräften (68 Prozent) und das wirtschaftliche und regulatorische Umfeld. 
  • Für jüngere, kleinere, innovative Unternehmen und Firmen in Ländern mit stärkerer Rezession ist der Zugang zu Finanzmitteln ein problematischer Faktor.

Eine heute veröffentlichte Umfrage unter 12 500 Unternehmen in der EU-28 (von kleinen KMU mit über fünf Mitarbeitern bis hin zu großen Konzernen) beschäftigte sich mit der Frage, in welchen Bereichen die Unternehmen den größten Investitionsbedarf haben und welche Investitionshindernisse sie sehen.  Die erste Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung (EIBIS) ist eine einzigartige Erhebung zum Unternehmenssektor in der EU und zu seiner Einstellung zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung. Zukünftig werden die Volkswirte der EIB-Gruppe jährlich einen solchen Bericht erstellen.

Die Umfrage umfasst alle EU-Mitgliedstaaten und stellt sie auf vergleichbarer Basis gegenüber. Damit liegt ein wertvolles europäisches Instrument zur Verfolgung der Unternehmensinvestitionen in der EU vor.

Die Umfrageergebnisse, eine EU-weite länderübergreifende Analyse und länderbezogene Publikationen sind unter www.eib.org/eibis abrufbar.

EIB-Vizepräsident Andrew McDowell sagte dazu: „Wir wissen, wie wichtig der Unternehmenssektor für den wirtschaftlichen Aufschwung in Europa ist – nicht zuletzt durch die Schaffung von Arbeitsplätzen. Deshalb ist die Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung ein einzigartiges Diagnosewerkzeug. Sie gibt durchaus Anlass zum Optimismus im Hinblick auf den Wirtschaftsaufschwung in Europa. Wir sehen bei den europäischen Unternehmen den Willen zu investieren und ihre Investitionen zu verstärken. Das deutet darauf hin, dass sich langsam aber sicher ein Aufschwung abzeichnet und den Unternehmen bewusst ist, was sie für ihre Wettbewerbsfähigkeit tun müssen, zum Beispiel in Innovation und modernere Ausrüstung investieren. Wir müssen aber auch die Sorgen der europäischen Unternehmen ernst nehmen, zu denen die allgemeine Unsicherheit und das wirtschaftliche und regulatorische Umfeld zählen. Der Investitionsplan für Europa legt zu Recht großen Wert auf die Schaffung der richtigen Investitionsbedingungen. Diese Umfrage bestätigt, dass die Mitgliedstaaten ebenso wie die EU-Institutionen in diesem Bereich dringend handeln müssen.“

Der Vizepräsident fügte hinzu: „Wir können zuversichtlich sein, dass unsere Unterstützung sich auszahlt, auch wenn wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Der Investitionsplan trägt zur Verbesserung des Investitionsklimas bei, und die Unternehmen haben die Mittel, die in der ersten Phase des Europäischen Fonds für strategische Investition zur Verfügung stehen, umfassend genutzt. Bisher wurden 34 Milliarden Euro genehmigt, die neue Investitionen in Höhe von insgesamt 184 Milliarden Euro mobilisieren werden – ein Beweis für die akute Marktnachfrage nach Instrumenten, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit fördern. Die Darlehensvergabe im Rahmen des EFSI ist ein wichtiger Bestandteil der gesamten Finanzierungen der EIB-Gruppe, die 2016 einen Umfang von 84 Milliarden Euro erreichten und Gesamtinvestitionen in Höhe von 280 Milliarden Euro mobilisierten.

Dazu EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella: „Nachdem durch eine zu investitionsschwache Phase ein Rückstand entstanden ist, erholen die Unternehmensinvestitionen sich jetzt in ganz Europa. Diese Umfrage führt uns vor Augen, dass die Unternehmen sich angesichts des starken globalen Wettbewerbs und des rasanten technologischen Fortschritts Sorgen über die Qualität ihres Kapitalstocks machen. Ein starker Fokus auf Innovation und die Verbreitung neuer Technologien ist entscheidend. Zudem sind die Unternehmen besorgt wegen des Mangels an relevanten Qualifikationen, der durch geeignete politische Maßnahmen behoben werden muss. Dies ist vor allem im Zusammenhang mit politischen Forderungen nach Maßnahmen für ein verstärktes inklusives Wachstum bedeutsam.”

Weitere Informationen:

Die Investitionen der europäischen Unternehmen erholen sich und werden voraussichtlich weiter steigen. 84 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie vor Kurzem investiert haben. Bei den KMU ist der Anteil der investierenden Unternehmen geringer als bei den großen Unternehmen. Außerdem ist bei den KMU die Investitionsintensität geringer.

  • In den nächsten zwölf Monaten rechnen die meisten Unternehmen eher mit einer Ausweitung als einer Reduzierung ihrer Investitionstätigkeit.
  • Triebfeder des Aufschwungs bei den Unternehmensinvestitionen ist die Notwendigkeit, wettbewerbsfähiger zu werden. In der Krise haben die Unternehmen zu wenig investiert, doch jetzt erkennen sie, dass sie technologisch aufholen müssen, um in der Zukunft erfolgreich zu sein.
  • Etwa 15 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass ihre Investitionen in den letzten drei Jahren nicht ausreichend waren, um ihren zukünftigen Erfolg zu sichern.
  • Diese Investitionslücke scheint nicht in Zusammenhang mit ungenutzten Kapazitäten der Unternehmen zu stehen, denn die quantitative Ausstattung mit Maschinen, Ausrüstung, Gebäuden etc. ist nicht das Problem.
  • Es besteht jedoch erhebliches Aufholpotenzial, was ihre technische Aktualität angeht: Nach Einschätzung der Unternehmen sind nur 44 Prozent ihrer Maschinen und Ausrüstungen auf dem aktuellen Stand, und nur 40 Prozent ihres Gebäudebestands entspricht hohen Energieeffizienzstandards.
  • Die große Mehrheit der Investitionen (etwa 70 Prozent) dient zur Ersetzung veralteter oder abgenutzter Maschinen, Ausrüstungen, Gebäude oder IT-Anlagen oder zur Einführung neuer Produkte oder Prozesse.
  • Der Mangel an Fachkräften ist das zweitwichtigste Investitionshindernis, das von 67 Prozent der Unternehmen genannt wurde. Dieses Problem ist besonders gravierend in einigen Ländern mit hoher Beschäftigung, aber auch in vielen mittel- und osteuropäischen Ländern, die eine starke Abwanderung zu verzeichnen hatten. Das Missverhältnis zwischen dem Bedarf und den verfügbaren Qualifikationen scheint so groß zu sein, dass die Unternehmen das Problem nicht allein durch interne Weiterbildung lösen können. Es scheint vielmehr eine gezieltere europapolitische Qualifizierungsinitiative erforderlich zu sein, die bei der Berufsausbildung ansetzen könnte.
  • Unternehmens- und Arbeitsmarktregulierung sowie hohe Energiekosten sind die nächstwichtigsten Investitionshindernisse, die von 58 Prozent bzw. 55 Prozent und 51 Prozent der Unternehmen genannt wurden.

Der Anteil der Unternehmen mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten ist bei den KMU größer als bei den größeren Unternehmen. Junge Unternehmen sind ebenfalls eher eingeschränkt, sie schaffen jedoch die meisten Arbeitsplätze. Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung junger und innovativer Firmen sind deshalb sehr wichtig.

Die Umfrage der EIB-Gruppe zu Investitionen und Investitionsfinanzierung (EIBIS) wird uns zu einem besseren Verständnis der Bedürfnisse, Chancen und Probleme europäischer Unternehmen verhelfen.  Sie liefert Informationen über investitionsfördernde und -hemmende Faktoren, die in den politischen Dialog und in politische Entscheidungen einfließen werden. Zudem wird sie der EIB-Gruppe helfen, Investitionen gezielter zu fördern, zum Beispiel im Rahmen des Investitionsplans für Europa und durch die Ermittlung der wichtigsten Sektoren, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, wie etwa Bildung, junge Unternehmer und Start-ups.

Darüber hinaus ist die Umfrage so konzipiert, dass anhand der Ergebnisse eine öffentliche Unternehmensdatenbank aufgebaut werden kann, mit der längerfristig Trends im Investitions- und Geschäftsumfeld analysiert werden können.

Insgesamt zeigt sie, dass laufende politische Maßnahmen zur Investitionsförderung erforderlich sind und der Schwerpunkt auf der Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit liegen muss.