Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das wirtschaftliche Rückgrat der Mittelmeer-Partnerländer, aber haben sie auch die Mittel, um sich weiterzuentwickeln und neue Horizonte zu erobern Diese Frage stellt sich insbesondere nach dem arabischen Frühling, da die Erwartungen der Bevölkerungen im Hinblick auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und vor allem die der jungen Leute in Bezug auf die Beschäftigung zunehmen. Und dies in einer Region, in der bis zum Jahr 2020 nach Meinung von Experten 20 Millionen Arbeitsplätze erforderlich sind, um die Arbeitslosenquote zu stabilisieren. Die Zukunft der KMU wird das Thema der 10. FEMIP-Konferenz sein, die die Europäische Investitionsbank (EIB) in Zusammenarbeit mit dem tunesischen Ministerium für Investitionen und internationale Zusammenarbeit sowie mit Promos[1] organisiert und die am 8. März 2012 stattfindet.

Entscheidungsträger, Experten und Fachkräfte werden auf der Konferenz den spezifischen Bedarf an Finanzierungsmitteln, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im Mittelmeerraum erörtern. Ziel ist es, die Unternehmen durch konkrete und gezielte Maßnahmen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Förderung eines ausgewogeneren Wachstums zu unterstützen.

In Bezug auf die Entwicklung von KMU werden folgende drei Themen diskutiert:

  • Verbesserung und Diversifizierung von Finanzdienstleistungen für KMU und Mikrounternehmen. Dabei geht es um die Frage, wie angesichts des begrenzten Zugangs von KMU zu Krediten Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb des traditionellen Bankensektors entwickelt und gefunden werden können. Die Lösungsansätze sind vielfältig: Entwicklung von Mechanismen für die Gewährung von Garantien und die Beurteilung des Kreditrisikos für Banken, stärkere Öffnung der Kapitalmärkte, Ausweitung der Finanzierungsmöglichkeiten durch die Förderung von Private-Equity-Fonds und Mikrofinanzierungen. Die EIB beschloss in diesem Zusammenhang 2011, ihre Kreditlinien zu verbessern, um die für tunesische KMU verfügbaren Mittel zu mobilisieren. Derzeit untersucht sie weitere konkrete Maßnahmen wie die Einrichtung einer Garantiefazilität, mit der Banken im Mittelmeerraum dazu ermutigt werden sollen, Finanzierungsmittel für KMU bereitzustellen.
  • Förderung von Unternehmergeist sowie Management- und Technikausbildung für Unternehmen einschließlich regionaler Finanzierungsinstitutionen. Ein geteiltes und gut vorbereitetes Unternehmertum bedeutet unbestreitbar Innovation und Nachhaltigkeit für Unternehmen sowie Rentabilität und Attraktivität für Investoren und Finanziers. Die EIB leistet in diesem Bereich mit ihrer technischen Hilfe im Mittelmeerraum einen aktiven Beitrag. So gewährt sie  im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit der tunesischen Vereinigung der Private-Equity-Investoren (ATIC) technische und finanzielle Unterstützung und stellt ihr Know-how zur Verfügung. Zudem setzt sie alles daran, die Grundsätze der Euro-Mediterranen Charta für Unternehmen in Bezug auf den „Zugang zu Finanzdienstleistungen“ umzusetzen.
  • Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. KMU sollen Neuerungen einführen und ihre Produktions-, Vertriebs- und Marketingstrategien und -methoden verbessern, damit sie durch neue Spezialisierungen Zugang zu neuen Märkten erhalten und ihre wirtschaftliche Effizienz steigern können.

Die Konferenz steht in Einklang mit der Strategie der EIB, die Entwicklung des Privatsektors vorrangig zu fördern. Dies entspricht ihrem klaren Auftrag, die Realwirtschaft zu unterstützen. Die Entwicklung des Privatsektors ist auch eines der sechs vorrangigen Ziele der Union für den Mittelmeerraum. Daher wurde die EIB im Mai 2010 in Brüssel von den Finanzministern der EU und der Mittelmeer-Drittländer gebeten, eine ihrer FEMIP-Konferenzen 2012 der Unterstützung von KMU zu widmen, die von grundlegender Bedeutung ist. Parallel zur Vergabe langfristiger Darlehen unterstützt die EIB Kapitalbeteiligungen im privaten Sektor der Region, indem sie Privatunternehmen Eigenkapital oder Quasi-Eigenkapital zur Verfügung stellt. Diese Unterstützung für KMU wurde 2011 fortgesetzt, als  63% der Gesamtfinanzierungen auf KMU und 37% auf den öffentlichen Sektor entfielen. Die Unterstützung erschloss sehr wirksam weitere Finanzierungsquellen für KMU und innovative Unternehmer. So gewährte die EIB der libanesischen Bank Audi 2011 im Rahmen des Globaldarlehens Private Sector Facilities III 30 Mio EUR, damit diese langfristige Finanzierungsmittel für KMU-Vorhaben im Libanon bereitstellen konnte. Ebenfalls im Jahr 2011 vergab die EIB ein Darlehen von 10 Mio EUR an Capital Invest International (CII) – eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung –, um KMU in Nordafrika zu unterstützen. Seit 2002 hat die Bank 2 300 KMU im Mittelmeerraum Finanzierungsmittel zur Verfügung gestellt. Die Unternehmen profitieren dadurch von dem Know-how und der Erfahrung, die sie in der Europäischen Union gesammelt hat.

Die Konferenz hat auch eine besondere Bedeutung für Tunesien: Sie ist die erste große internationale Debatte, die dort organisiert wird, seit ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes aufgeschlagen wurde. Die EIB ist seit zehn Jahren im Rahmen der FEMIP im Mittelmeerraum tätig. Auf der Konferenz wird auf dieses Jubiläum besonders eingegangen werden. Weitere Informationen hierzu sind unter http://femip10.bei.org abrufbar.


[1] Agentur der Handelskammer Mailand zur Förderung von KMU