Energieeffiziente Klimalösungen könnten Emissionen senken und die Erderwärmung bremsen. Dazu müssen wir auch unsere Gebäude ändern. Wir zeigen Ihnen wie

Wege aus der Klimakrise 2122 wird Sie umhauen. In diesem Podcast 100 Jahre aus der Zukunft erzählen wir Ihnen, wie Sie den Klimawandel in den Griff bekommen. Mit Technologien, die schon entwickelt werden, während Sie dies hören. Abonnieren Sie „Wege aus der Klimakrise 2122“ auf Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music oder einer der anderen großen Podcast-Plattformen. Erfahren Sie, wie Sie überleben.

40 Prozent der Energie in der Europäischen Union wird in Gebäuden verbraucht. Das muss weniger werden. Und was wir dann noch verbrauchen, darf der Umwelt nicht schaden.

Die Europäische Union will bis 2050 CO2-neutral werden. Dann werden die meisten Gebäude, die Sie heute sehen, immer noch stehen. Also müssen sie gründlich saniert werden. Und das geht nur mit standardisierten Verfahren.

Jedes Gebäude wird individuell saniert, weil jedes Gebäude anders ist. Um auf eine kritische Masse zu kommen, muss der gesamte Prozess standardisiert und industrialisiert werden. Dabei hilft eine Neuerung, die bald kommen wird: vorgefertigtes Dämmmaterial. Hausfassaden werden dann mit einem Laser vermessen. Danach wird das Dämmmaterial in der Fabrik gefertigt und anschließend am Gebäude befestigt. In Mittel- und Osteuropa funktioniert das besonders gut, weil es dort viele alte Einheitsbauten ohne architektonischen Firlefanz gibt, der die Arbeit erschwert.

In die gedämmten Fassaden können Sie außerdem Fotovoltaikmodule einbauen, die Strom liefern. Und für Warmwasser montieren Sie Sonnenkollektoren aufs Dach. Am Mittelmeer macht man damit schon gute Erfahrungen. Diese Systeme sind wichtig, weil viele Branchen in den nächsten 20 Jahren auf erneuerbaren Strom umstellen. Und da könnte es irgendwann eng werden. Deshalb müssen Gebäude ihre eigene Energie erzeugen.

So viel zur Sanierung.

Energieeffiziente Klimalösungen für Neubauten

Sehen wir uns nun Neubauten an.

In Europa wird es immer heißer. Darauf kann man auf zweierlei Weise reagieren.

Einmal, indem man Hightech-Häuser mit intelligenten Zählern in jedem Winkel baut. Und indem man weiterbaut wie in den letzten hundert Jahren.

Das ist kein Widerspruch.

In den Städten wird es Hightech-Gebäude geben. Ihre intelligenten Zähler können den Energieverbrauch präzise steuern. Man verbraucht also nur, was man wirklich benötigt – und nur dann, wenn Preise und Nachfrage niedrig sind.

Auf dem Land baut man dagegen mit natürlichen Materialien und Verfahren, die weniger Energie verbrauchen als bisher. Das Innovative an ihnen ist, dass sie nicht so viel Technologie benötigen. Weil sie beispielsweise dickere Wände und kleinere Fenster haben.

Natürlich verursacht auch das Bauen Emissionen, denn bei der Herstellung der Baustoffe fällt CO2 an. Deshalb bekommen die Gebäude sozusagen ein zweites Leben. Bald wird es Pflicht sein, das Material nach dem Abbruch wiederzuverwenden, vor allem in Städten, wo für Neubauten vorgefertigte Bauteile zum Einsatz kommen. Auf dem Land baut man die Gebäude dagegen mit örtlich verfügbaren Materialien. So entstehen keine Emissionen für ihren Transport von weit her.

Kreislauffähige Klimalösungen

Über das Thema Kreislaufwirtschaft sprechen wir an anderer Stelle. Kreislaufwirtschaft heißt, dass Produkte nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet werden – manchmal für einen ganz anderen Zweck. Das verbessert auch die Energieeffizienz. Ich habe gerade vom Abriss von Gebäuden und der Wiederverwendung ihrer Baustoffe gesprochen. Auch die Wärme aus der Industrie wird künftig wiedergenutzt – und nicht wie bisher so oft verschwendet.

Sehr viel Wärme entsteht etwa in Fabriken und in Rechenzentren mit ihren unzähligen Servern. Diese Wärme wird künftig in die Fernwärmenetze eingespeist. Auch die Wärme aus dem Abwassersystem wird zurückgewonnen. Das wird viele Jahrzehnte dauern, weil Abwassernetze nicht sehr oft saniert werden, aber es passiert.

Kommen wir von der Wärme zur Kühlung und hier zu zentralen Kühlsystemen. Sie funktionieren wie Fernwärmenetze, allerdings fließt dabei kaltes Wasser durch die Leitungen, um Gebäude zu kühlen. Denn wie Sie bemerkt haben, steigen die Temperaturen auch an Orten, an denen wir bisher nicht schwitzen mussten.

Neue Arbeitsplätze durch energieeffiziente Klimalösungen

Alles, was ich gerade beschrieben habe, passiert in großen Dimensionen. Sie können das Ruder herumreißen, aber dafür braucht es zweierlei: erstens ein Umdenken in der Gesellschaft und zweitens ein neues Geschäftsmodell für die energetische Gebäudesanierung. Lassen Sie mich das erklären.

Technische Neuerungen werden oft ausgelagert – dahin, wo die Kosten niedriger sind. Bei Gebäuden geht das nicht. Die Sanierungswelle bringt daher viele neue Jobs.

Das ist vergleichbar mit Roosevelts New Deal in den USA in den 1930er-Jahren. Und dieser Punkt ist wichtig: Die meisten Menschen im Jahr 2022 glauben, dass Klimarettung nur Verzicht bedeutet, also Emissionen senken durch weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger rotes Fleisch essen und so weiter. Aber sie schafft auch neue Chancen, indem Menschen in Wirtschaftsbereichen Arbeit finden, die erst noch entstehen.

Viele dieser Jobs sind auch für weniger qualifizierte Arbeitskräfte geeignet. Es wird ein großer Kraftakt sein, genügend Leute für die energetische Gebäudesanierung zu schulen. Die Politik wird Vorschriften ändern und Anreize für diesen Wandel schaffen müssen.

Geschäftsmodell energieeffiziente Klimalösungen

Jetzt zum neuen Geschäftsmodell.

Wie bekommen Sie Ihr Gas und Ihren Strom heute? Sie kaufen ihn von einem Versorger.

Aber eigentlich brauchen Sie gar keinen Strom und kein Gas. Was Sie brauchen, ist ein warmes Wohnzimmer.

Und genau das ist das Neue an dem Geschäftsmodell. Denn die Versorger können bald nicht mehr so viel Gas oder Strom verkaufen, weil wir ja weniger verbrauchen wollen. Deshalb kaufen Sie als Kunde stattdessen künftig eine Dienstleistung, etwa eine warme oder kühle Wohnung. Sie zahlen also nicht für Gas oder Strom zum Heizen, sondern Sie bezahlen jemanden dafür, dass Sie es zu Hause warm haben. Das können entweder die Versorger sein, die eventuell kleine Energieeffizienz-Spezialisten kaufen, um dieses neue Geschäftsmodell umzusetzen, oder ganz neue Unternehmen.

Aber zurück zur Idee des gesellschaftlichen Umdenkens: Für dieses neue Geschäftsmodell braucht es einen soliden Rechtsrahmen. Eine Grundsanierung von Gebäuden rentiert sich erst nach dreißig Jahren. Ohne Subventionen werden Sie kaum jemanden dazu bewegen können. Daher braucht es Vorschriften und staatliche Programme, damit sich private Unternehmen für eine solche Investition interessieren.

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