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    Die Scale-up-Lücke: Finanzmarkt-Zwänge bremsen innovative Firmen in der Europäischen Union

    Die Europäische Union muss die Finanzierungslücke bei Scale-up-Unternehmen schließen, wenn sie ihren technologischen Vorsprung halten und im grünen und digitalen Umbruch bestehen will.

    Die Europäische Union muss die Finanzierungslücke bei Scale-up-Unternehmen schließen, wenn sie ihren technologischen Vorsprung halten und im grünen und digitalen Umbruch bestehen will. Scale-ups sind innovative Firmen, die sich in der Wachstumsphase befinden und dafür viel Geld benötigen. Gerade zu Beginn dieser Phase ist es jedoch besonders schwierig, Kapital zu beschaffen. Dagegen muss die Europäische Union etwas tun. Nur dann kann sie sich an der technologischen Spitze behaupten und international mithalten bei der Entwicklung und Verbreitung von Schlüsseltechnologien – von Greentech bis zu künstlicher Intelligenz und Quantencomputern.

    Innovative Unternehmen in der EU kämpfen mit erheblichen Finanzierungszwängen, weil Scale-ups hier nur halb so viel Kapital einsammeln wie ihre Pendants im Silicon Valley. In der EU fehlt es an Investoren, die Geld in der Scale-up-Phase bereitstellen. Folglich schauen sich viele EU-Firmen im Ausland nach Kapital um. Und wenn sie ihr Geschäft verkaufen, suchen sie ausländische Käufer oder gehen an eine ausländische Börse.

    Der Bericht „The scale-up gap: Financial market constraints holding back innovative firms in the European Union“ liefert neue Belege für die finanziellen Zwänge von Unternehmen, die in die entscheidende Scale-up-Phase eintreten. Untersucht wurden Firmen, die Risikokapital erhielten und nach 2013 in der Europäischen Union die Scale-up-Phase erreichten. Anhand des Datenmaterials aus diesem Zeitraum nimmt der Bericht unter Lupe, welche Finanzierungen die Firmen erhalten und welche Investoren sie gewinnen. Der Bericht zieht einen Vergleich zwischen diesen und ähnlichen Firmen in den zwei großen Start-up-Hochburgen London und San Francisco. Er liefert wichtige Fakten und Erkenntnisse über die Wachstumsdynamik erfolgreicher innovativer Firmen. Hierzu analysiert er die Herkunft und die Merkmale der Finanzierungen im Lebenszyklus eines Unternehmens – von der Gründung bis zum Verkauf durch Börsengang oder Übernahme. Auch Betriebsverlegungen ins Ausland werden thematisiert.

    Die Europäische Investitionsbank-Gruppe hat sich einen Namen dafür gemacht, innovative Unternehmen zu unterstützen und neue Technologien zu verbreiten. Sie kann ein Katalysator für die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas sein. Um die Scale-up-Lücke zu schließen, müssen Investitionshürden beseitigt werden. Das verlangt Fortschritte bei der Vertiefung der Kapitalmärkte, insbesondere des Risikokapitalmarkts. Nötig sind auch gezielte öffentliche Maßnahmen, um den Markt in Schwung zu bringen.

    Der Bericht

    Der Bericht untersucht, vor welchen Chancen und Herausforderungen innovative Firmen beim Eintritt in die Scale-up-Phase stehen.

    Scale-ups als Wachstumsmotoren

    Scale-ups sind junge Firmen mit hohem Wachstumspotenzial in der Phase zwischen Gründung und Reife.

    • Sie sind überdurchschnittlich produktiv und könnten die Tech-Champions von morgen werden, mit positiven Effekten für das lokale Geschäfts-Ökosystem.

    Diese Firmen brauchen Unterstützung. Denn wenn sie florieren, steigern sie die Produktivität in der EU und entwickeln Schlüsseltechnologien, die für die strategische Agenda der EU entscheidend sind

    Finanzmarkt-Zwänge

    • In der Europäischen Union werden die finanziellen Zwänge für Firmen größer, wenn sie auf Wachstumskurs gehen.  Zehn Jahre nach Gründung sammeln europäische Scale-ups 50 Prozent weniger Kapital ein als ihre Pendants in San Francisco. Diese Kapitallücke besteht unabhängig von der Branche, vom Gründungsjahr oder vom Konjunkturzyklus.
    • Es fehlt an Investoren, die Geld für die Scale-up-Phase bereitstellen. Also schauen sich viele EU-Firmen im Ausland nach Kapital um. Und wenn sie ihr Geschäft verkaufen, suchen sie einen ausländischen Käufer oder gehen an eine ausländische Börse.
    • Hauptinvestoren spielen eine entscheidende Rolle bei Finanzierungsrunden. Mit ihrem Branchenwissen und ihrer Erfolgshistorie ziehen sie weitere Investments von weniger sachkundigen Marktteilnehmern an. In der EU ist an mehr als vier von fünf Scale-up-Deals ein ausländischer Haupt- oder Alleininvestor beteiligt, gegenüber nur 14 Prozent in San Francisco.
    • Scale-ups in der EU werden später relativ wahrscheinlich an einer ausländischen Börse notiert oder von einem ausländischen Käufer übernommen.
    • Wenn sie den Betrieb ins Ausland verlagern, bringt das den Scale-ups Bewertungsgewinne. Aber es schmälert die Fähigkeit Europas, Branchenführer zu halten und neue Technologien zu entwickeln. Und es dämpft den sogenannten Schwungrad-Effekt, mit dem neue Champions die nächste Generation von Start-ups anschieben. Die Folge: ein Abfluss von unternehmerischem Talent und verpasste Chancen für das lokale Geschäfts-Ökosystem.

    Risikokapital in der EU

    • Die Finanzierungszwänge von Scale-ups in der EU haben einen Grund: Die europäischen Kapitalmärkte sind flach und fragmentiert, insbesondere der Risikokapitalmarkt. In US-Firmen wird Jahr für Jahr sechs- bis achtmal so viel Risikokapital investiert wie in EU-Firmen.
    • Die Europäische Union setzt noch nicht genug Eigenkapital und Risikokapital ein. Risikokapitalfonds in der EU sammeln nur 5 Prozent des globalen Risikokapitals ein, verglichen mit 52 Prozent in den Vereinigten Staaten und 40 Prozent in China.
    • Zwar wächst der Risikokapitalmarkt in der EU und baut Expertise auf, aber es gibt immer noch zu wenig spezialisierte und kapitalstarke Fonds für Scale-ups.

    Die Rolle der EIB-Gruppe

    Gezielte öffentliche Maßnahmen können einen positiven Kreislauf in Gang setzen. Durch höhere Investitionen können sie dazu beitragen, dass das Geschäfts-Ökosystem wächst.

    • Die European Tech Champion Initiative hat in acht große Risikokapitalfonds investiert und bisher Investitionen von 10 Milliarden Euro mobilisiert. Die Initiative wird vom EIF verwaltet, der zur EIB-Gruppe gehört.
    • In einem typischen Jahr unterstützt der EIF 40–50 Prozent der mit Risikokapital ausgestatteten Start-ups in Europa.
    • Im Rahmen der Scale-up-Initiative hat die EIB jüngst einen Kredit von 90 Millionen Euro an Rohlik zugesagt, einen führenden tschechischen Online-Lebensmittelhändler. Mit dem Geld will das in Mittel- und Osteuropa tätige Unternehmen seine Digitalisierung und Expansion vorantreiben.

    Empfehlungen

    Um die Scale-up-Lücke in Europa zu überwinden, müssen Investitionshürden beseitigt und gezielte öffentliche Maßnahmen ergriffen werden.

    • Die EIB-Gruppe hat sich einen Namen dafür gemacht, innovative Unternehmen zu unterstützen und neue Technologien zu verbreiten. Sie kann ein Katalysator für die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas sein.
    • Regulatorische und rechtliche Maßnahmen können die Kapitalmärkte vertiefen und Investitionen in dieses strategische Unternehmenssegment lenken, auch Investitionen institutioneller Anleger.
    • Gezielte Maßnahmen des öffentlichen Sektors können private Investitionen mobilisieren und die Risiken neuer Technologien auf mehrere Schultern verteilen. Im Rahmen einer breiteren Strategie können sie diversifizierte Finanzierungsquellen anbieten, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
    • Wenn weitere Wachstumshürden abgebaut werden, etwa durch eine Stärkung des Binnenmarkts und Schritte gegen den Arbeitskräftemangel, werfen die Investments auch höhere Renditen ab.