In Rabat (Marokko) hielt die FEMIP - die Investitionsfazilität der Europäischen Investitionsbank für den Mittelmeerraum - heute ihre fünfte Konferenz zum Thema „Bedürfnisse der KMU im Mittelmeerraum im Verlauf ihres Geschäftszyklus" ab. Dabei kamen Unternehmer, Banker und Vertreter nationaler wie auch internationaler Instanzen mit Ahmed Reda Chami, dem Minister des Königreichs Marokko für Handel, Industrie und Informationstechnologie, und EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive zusammen.

 Aktuelle Krise verschärft Schwierigkeiten der Kreditbeschaffung für KMU

Kleine Unternehmen sind die treibenden Kräfte für das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen auf beiden Seiten des Mittelmeers. Dennoch haben sie sowohl im Norden als auch im Süden Schwierigkeiten, Bankdarlehen zu erhalten, um ihre Entwicklung zu finanzieren und ihr ganzes Potenzial zu entfalten. Die Förderung von KMU ist eine wichtige Herausforderung und eines der sechs Hauptziele der Union für den Mittelmeerraum.

Die aktuelle Bankenkrise verschärft die Schwierigkeiten für KMU, Finanzierungen zu beschaffen, und gefährdet ganze Volkswirtschaften. Neben dem von der EIB aufgelegten Plan zur massiven Unterstützung von KMU in Europa hat die FEMIP die Debatte über geeignete Lösungen auch für die Länder des Mittelmeerraums in die Wege geleitet.

 Ergebnis der Konferenz: vier praktische Vorschläge

1-       Bessere Information für KMU über die bei Banken erhältlichen Finanzierungen und Möglichkeiten der Inanspruchnahme. Der Informationsfluss zwischen Geschäftsbanken, KMU und öffentlichen Einrichtungen ist durch regelmäßige Treffen und Gesprächsrunden zu verbessern.

2-       Diversifikation der Tätigkeit der FEMIP. Die FEMIP unterstützt bereits KMU und hat seit 2002 durch Kreditlinien an lokale Geschäftsbanken, Private Equity und Beteiligungen an Mikrofinanzinstituten 1,5 Mrd EUR für sie bereitgestellt. Sie muss ihr Angebot diversifizieren und Garantieprodukte einführen, kleine Unternehmen bei Investitionen in Forschung und Entwicklung unterstützen und ihre Tätigkeit international ausrichten. Schließlich könnte die FEMIP in Partnerschaft mit den anderen in der Region tätigen Institutionen auch Finanzierungen in Landeswährung vornehmen, sobald die Regierungen ihr zu den gleichen Bedingungen wie anderen internationalen Institutionen Zugang zu den Märkten gewähren.

3-       Weitere Unterstützung bei Überweisungen von Arbeitnehmern in der EU in ihre Mittelmeer-Heimatländer. Die FEMIP schätzt diese Mittelströme auf 12-14 Mrd EUR/Jahr. Gemeinsam mit neun Banken Europas und des Mittelmeerraums sucht sie nach Vorschlägen für Bankprodukte, die auf den Bedarf von Migranten bzw. ihrer Familien zugeschnitten sind - mit geringeren Transaktionskosten und „spiegelbildlichen" Diensten auf beiden Seiten des Mittelmeers, die z.B. Unternehmensgründungen ermöglichen oder Mikrofinanzinstitute einbeziehen. Ziel dabei ist, diese Mittelströme zu produktiven, wachstumsfördernden Investitionen zu leiten.

4-       Unterstützung der Modernisierung des Bankensystems durch bessere Schulung in den Banken. Geschäftsbanken vermeiden häufig Finanzierungen kleiner Firmen mit höherem, aber schwer quantifizierbarem Risikoprofil. Sie müssen mit technischer Hilfe darin unterstützt werden, Verfahren zur Kreditrisikoprüfung zu entwickeln und ihre Kapazität für KMU-Finanzierungen zu stärken.