Historische Waggons gehen wieder auf Alpentour

Hier erfahren Sie, wie das abgelegene Bergdorf La Mure in Südostfrankreich seine alte Minenbahn zurückbekommt:

  • Modernisierte Züge, größerer Bahnhof und ein Restaurant mit Panoramablick
  • Mehr Besucher für Museum, Restaurants und Geschäfte
  • Kleines Bergdorf erwartet 100 000 Touristen pro Jahr

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„Future Europe“ stellt jedes der 28 EU-Länder in einem Podcast vor. In jeder Folge geht es um ein Projekt, das zeigt, wie wir künftig in Europa leben werden. Darüber sprechen wir mit Menschen, die die Projekte selbst kennen.

Sind Sie schon mal einfach so zum Spaß mit dem Zug gefahren?

In einem südostfranzösischen Bergdorf zwischen Lyon und Nizza taten das bis vor Kurzem durchschnittlich 80 000 Besucher pro Jahr. Mit dem Zug fahren – einfach so, ohne Ziel. Sie denken, das ist schräg? Die Besucher fanden das gar nicht. Aber was ist an der kleinen Bahn von La Mure so attraktiv?

Spektakulärer Blick auf die Alpen

Die 30 Kilometer lange Bahnstrecke ist schon über hundert Jahre alt. Früher wurde mit den Waggons Kohle aus den Bergwerken abtransportiert. Als die Minen zumachten, mauserten sich die markanten roten Eisenbahnwaggons zur Touristenattraktion. Die Fahrt durch die Alpen bietet eine spektakuläre Aussicht auf Berge und Seen.

2010 verschüttete jedoch ein Erdrutsch einen Abschnitt. Seither ist die Strecke unbefahrbar, und viele einheimische Unternehmen halten sich nur noch mit Mühe über Wasser.

Doch das wird sich nun ändern.

Jacques Chansavang steht im Alpendorf La Mure im Südosten Frankreichs. Er leitet in dieser malerischen Umgebung ein umfangreiches Bauprojekt.

Chansavang arbeitet für das französische Ingenieurbüro Edeis, das die alte Eisenbahnstrecke wieder auf Vordermann bringen soll.

„Wir vergrößern den alten Bahnhof hier im Dorf, und am anderen Ende der Strecke entsteht ein neues Restaurant mit Panoramablick über den See“, erklärt er uns.

Weihnachten im Juli

Der Bürgermeister von La Mure ist einfach nur begeistert. Nach fast zehn Jahren kann Eric de Bonnier die Neueröffnung kaum noch erwarten. „Einfach toll, wenn unsere Bahn endlich wieder fährt. Das ist wie Weihnachten im Juli“, freut er sich.

Nach der Instandsetzung dürfte sein Alpendorf noch mehr Touristen aus dem In- und Ausland anziehen. Das bedeutet auch zusätzliche Arbeitsplätze.

Für die Finanzierung des Bahnprojekts hat das Dorf Geld von Mirova bekommen. Das renommierte französische Finanzinstitut arbeitet dabei mit der EIB zusammen.

Durch das EIB-Darlehen kann Mirova kleinere Projekte und kommunale Initiativen wie die Bahnlinie von La Mure finanzieren, die sonst leer ausgehen würden, wie uns Guillaume Faroux von Mirova erklärt.

„Wir freuen uns wirklich, die Europäische Investitionsbank mit an Bord zu haben. Wenn die Leute hören, dass das Geld zum Teil von der EIB stammt, haben sie mehr Vertrauen in das Projekt. Schließlich hat die Bank schon Infrastrukturvorhaben in ganz Europa begleitet. Die EIB gibt nämlich nicht nur Geld. Sie bringt auch ihre umfangreiche Erfahrung ein.“

Da die EIB dabei ist, machen nun auch andere Geldgeber mit, so Faroux. Das ist wichtig, denn bei dem Bahnprojekt von La Mure müssen öffentliche und private Investoren zusammenarbeiten.

„Die Bauarbeiten sind sehr komplex. Da geht es um Gleisanlagen, Brücken, Tunnel und Gebäude. Die gemeinsame Vorbereitung mit den örtlichen Behörden und den Ingenieuren von Edeis hat eine ganze Weile gedauert“, erklärt Faroux.

Sogar die historischen roten Waggons aus den 1930er-Jahren werden wieder aufgemöbelt!

Kein Wunder also, dass der Bahnhof vergrößert werden muss. Schließlich werden viele Touristen erwartet. Und die kommen (hoffentlich) mit dem Zug ... zum Zug.