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©Cecilie_Arcurs/ Getty Images
  • Für 81 Prozent der 20- bis 29-Jährigen in Deutschland ist die Haltung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium; für 18 Prozent hat dieser Aspekt sogar oberste Priorität
  • 59 Prozent befürworten strengere staatliche Maßnahmen, um das individuelle Verhalten zu ändern (69 Prozent der unter 30-Jährigen)
  • 56 Prozent der Deutschen befürworten die Einrichtung eines CO2-Budgets gegen die größten Klimasünden (67 Prozent der unter 30-Jährigen)
  • 80 Prozent befürworten die Kennzeichnung aller Lebensmittel, um Klima und Umwelt zu schützen
  • 61 Prozent würden mehr für klimaverträgliche Lebensmittel ausgeben

Dies sind einige Ergebnisse der heute veröffentlichten jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) vom August 2022. Die EIB ist die Bank der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen und der weltweit größte multilaterale Geldgeber für Klimaprojekte.

Eigenes Verhalten und strengere staatliche Maßnahmen

Der Ukrainekrieg und seine Folgen wie steigende Energiepreise und Inflation haben große Ängste vor einem Kaufkraftverlust geschürt. Doch die größte Herausforderung bleibt für die Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) der Klimawandel. 75 Prozent sind überzeugt, mit ihrem eigenen Verhalten etwas gegen die Klimakrise tun zu können.

Viele sind der Ansicht, dass es auch Aufgabe des Staates ist, die Menschen zu Verhaltensänderungen zu bewegen. Eine Mehrheit der Befragten in Deutschland (59 Prozent) befürwortet dafür strengere staatliche Maßnahmen (bei den unter 30-Jährigen sogar 69 Prozent).

>@Graphic workshop/EIB

Kriterien bei der Jobwahl

Für Arbeitsmarkt-Einsteiger spielt die Haltung des künftigen Arbeitgebers zum Klima eine immer größere Rolle. Die meisten Befragten (56 Prozent) erwarten schon jetzt von einem potenziellen Arbeitgeber, dass er auf Nachhaltigkeit achtet. Für 10 Prozent der Jobsuchenden hat das sogar Priorität. Diese mehrheitliche Meinung findet sich im gesamten politischen Spektrum und in allen Einkommensgruppen. Bei den 20- bis 29-Jährigen, die in der Regel erstmals eine Stelle suchen, bezeichnen mehr als drei Viertel (81 Prozent) Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor bei der Jobwahl. Für 18 Prozent hat dieses Kriterium sogar absolute Priorität.

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Begrenzung des individuellen Verbrauchs

Die Mehrheit der Befragten in Deutschland (56 Prozent) wäre für ein CO2-Budget, bei dem jede Person pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten für CO2-intensive Dinge erhält (wie nichtessenzielle Güter, Flüge oder Fleisch). Damit liegt Deutschland in etwa gleichauf mit Frankreich, wo 57 Prozent dafür sind. In den Niederlanden sind es hingegen nur 44 Prozent. In Italien würden sogar 64 Prozent ein CO2-Budget begrüßen.

Interessant ist, dass sich die Befürworter dieser Maßnahme in Deutschland gleichmäßig über alle Einkommensgruppen verteilen (57 Prozent der Befragten mit niedrigerem Einkommen, 58 Prozent der Befragten mit mittlerem und 56 Prozent der Befragten mit höherem Einkommen). 67 Prozent der unter 30-Jährigen befürworten ein CO2-Budget. Bei den über 30-Jährigen sind nur 53 Prozent dafür.

Lebensmittel-Kennzeichnung und Preise

Die Produktion von Lebensmitteln ist für einen signifikanten Anteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit sich die Menschen beim Einkaufen für nachhaltigere Erzeugnisse entscheiden können, sind 80 Prozent der Befragten in Deutschland dafür, auf allen Lebensmittelprodukten die jeweilige Klimabilanz anzugeben. Das entspricht in etwa den 82 Prozent in Frankreich, liegt aber 13 Prozentpunkte über den 67 Prozent in den Niederlanden.

Außerdem wären 61 Prozent der Befragten in Deutschland bereit, etwas mehr für Lebensmittel auszugeben, wenn sie regional und nachhaltig produziert sind (in etwa gleichauf mit den 60 Prozent in Frankreich, aber 9 Prozentpunkte über den 52 Prozent in den Niederlanden). Mehrheitlich sind die Menschen unabhängig vom Einkommen bereit, mehr für Lebensmittel auszugeben (54 Prozent der Befragten mit niedrigerem Einkommen, 58 Prozent der Befragten mit mittlerem Einkommen und 67 Prozent der Befragten mit höherem Einkommen).

Weniger Fleisch und Milchprodukte zu verzehren, wäre auch eine effiziente Lösung für weniger Treibhausgase. Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland (49 Prozent) würde befürworten, die Menge an Fleisch und Milchprodukten zu begrenzen, die zum Kauf verfügbar sind (19 Prozentpunkte unter den 68 Prozent in Italien, aber etwas über den 45 Prozent in den Niederlanden).

Während sich die Befürworter in allen Einkommensgruppen finden, gibt es zwischen den Generationen klare Unterschiede: 67 Prozent der unter 30-Jährigen sind für eine Begrenzung des Verzehrs von Fleisch und Milcherzeugnissen; bei den über 30-Jährigen sind es nur 45 Prozent.

EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle: „Die Ergebnisse der EIB-Klimaumfrage zeigen, dass die Deutschen bereit sind, durch ihr Verhalten zum Klimaschutz beizutragen. Als Klimabank der EU begrüßen wir dieses Engagement. Es ergänzt unsere Finanzierungen für grüne Projekte wie nachhaltigen Verkehr, erneuerbare Energien und energieeffiziente Gebäude. 2022 haben wir dafür in Deutschland insgesamt 3,98 Milliarden Euro vergeben. Und durch viele dieser Projekte sind neue Arbeitsplätze entstanden. Wir werden weiterhin einen grünen Wandel vorantreiben, bei dem alle mitmachen können und niemand zurückbleibt.“

Hintergrundinformationen

Die Umfrage der EIB zum Klimawandel

Die Europäische Investitionsbank hat in ihrer fünften jährlichen Klimaumfrage Menschen zum Klimawandel befragt. Gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen BVA wollte sie herausfinden, welche Einstellungen und Erwartungen die Menschen zum Klimaschutz haben. Für die Umfrage wurde im August 2022 in jedem der 30 teilnehmenden Länder eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung ab 15 Jahren befragt – insgesamt mehr als 28 000 Menschen.

Die Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB-Gruppe hat einen Klimabank-Fahrplan verabschiedet, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen: In den zehn Jahren bis 2030 will sie eine Billion Euro für Klimaschutz und ökologisch nachhaltige Investitionen mobilisieren und bis 2025 mehr als 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitstellen. Gemäß dem Fahrplan richtet die EIB-Gruppe außerdem seit Anfang 2021 alle neuen Finanzierungen an den Zielen und Grundsätzen des Pariser Abkommens aus.

Die EIB Global ist der neue Geschäftsbereich der EIB-Gruppe für wirksamere internationale Partnerschaften und Entwicklungsfinanzierungen. Sie arbeitet als Teil von Team Europa eng und zielorientiert mit anderen Entwicklungsfinanzierungsinstituten und der Zivilgesellschaft zusammen. Über unsere Büros in aller Welt bringt die EIB Global die EIB-Gruppe näher zu den Menschen, Unternehmen und Institutionen vor Ort.

BVA

BVA ist ein Meinungsforschungs- und Beratungsunternehmen, das als einer der innovativsten Marktforschungsanbieter in seinem Sektor gilt. Schwerpunkt seiner Arbeit ist das verhaltensbasierte Marketing. Durch die Kombination von Daten- und Sozialwissenschaften gelangt BVA zu aufschlussreichen und aussagekräftigen Untersuchungsergebnissen. Das Unternehmen ist Mitglied im Worldwide Independent Network of Market Research (WIN), einem globalen Netz weltweit führender Markt- und Meinungsforschungsunternehmen mit mehr als 40 Mitgliedern.