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    Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen unermüdlich für wirtschaftliche und soziale Gleichstellung. In den letzten zehn Jahren sind die Fortschritte aber ins Stocken geraten. Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen bleibt mit 13 Prozent pro Stunde in der EU anhaltend hoch. Diese Diskrepanz lässt sich nicht allein an der Schulbildung oder Berufserfahrung festmachen. Es sind auch weniger Frauen berufstätig. 2021 lag das geschlechtsspezifische Beschäftigungsgefälle bzw. die Differenz zwischen den Beschäftigungsquoten von Männern und Frauen bei elf Prozentpunkten.

    Auch gründen weniger Frauen Unternehmen. Das ist schade, denn Gründerinnen sind oft Vorbilder für die Stärkung der Rolle der Frauen in der Wirtschaft. Ihre Förderung kann helfen, genderspezifische Beschäftigungslücken zu schließen, und in sozialer Hinsicht viel bewirken, etwa dass weniger Frauen und Kinder in Armut leben. Jüngste Untersuchungen der Europäischen Investitionsbank (EIB) zeigen auch, dass frauengeführte Unternehmen ökologischer und sozialer aufgestellt sind und mehr in die Fortbildung ihrer Beschäftigten investieren.

    In den jüngsten Krisen wie der Coronapandemie und dem Ukraine-Krieg haben berufstätige Frauen insgesamt an Boden verloren. Der schwierige Spagat zwischen Familie und Beruf stellte sie auf eine harte Belastungsprobe. Einige Frauen hörten ganz auf zu arbeiten. Doch viele Unternehmerinnen haben diesem Stress erfolgreich getrotzt.

    Frauen brauchen in Zukunft mehr Unterstützung von öffentlicher und privater Seite. Unternehmen, die Frauen gehören oder von ihnen geführt werden, haben großes Potenzial, Beschäftigung und eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und die Armut in der EU und weltweit zu mindern. Wird dieses Potenzial nicht voll ausgeschöpft, hat dies enorme wirtschaftliche und soziale Folgen.

    Der Bericht

    „Gründerinnen unterstützen: Umfragen zeigen, warum dies sinnvoll ist“ untersucht, welche Faktoren die unternehmerische Tätigkeit von Frauen beeinflussen. Dabei stützt sich der Bericht auf drei Erhebungen: die Investitionsumfrage der EIB (EIBIS) 2021, die EIBIS-Umfrage 2019 unter Start-up- und Scale-up-Unternehmen und die Unternehmensumfrage von EBWE, EIB und Weltbankgruppe (Enterprise Survey 2019) (unter Einbeziehung der Covid-19-Folgeerhebungen unter Unternehmen). Die einzigartige Datenkombination wirft Licht auf die strukturellen Probleme frauengeführter Unternehmen, die besonderen Hürden von Gründerinnen und die Folgen der Pandemie.

    Wirtschaftliche Gleichstellung nach wie vor in weiter Ferne

    Genderspezifische Beschäftigungslücken kosten viel Geld. Frauen sind zunehmend gut ausgebildet. Eine geringere Beschäftigung bedeutet, dass ihre Fähigkeiten nicht genutzt werden. Die Verluste der europäischen Wirtschaft aus diesen Beschäftigungslücken werden auf jährlich 370 Milliarden Euro geschätzt. Nicht erwerbstätige Frauen haben ein höheres Armutsrisiko, denn sie können keine Ersparnisse aufbauen oder in die nationale Renten- oder Arbeitslosenversicherung einzahlen. Das macht sie abhängiger.

    Männer und Frauen unterscheiden sich auch besonders stark beim Weg in die Selbstständigkeit. Unternehmer sind risikofreudiger und verleihen der Wirtschaft Dynamik. Nur wenige Frauen gehen diesen Weg. Sie stellen zwar fast die Hälfte der Weltbevölkerung, doch ihr Anteil an Existenzgründungen ist viel geringer. Besonders gering ist er in der EU, wie ein Vergleich mit den USA und dem Vereinigten Königreich zeigt.

    One thing is clear: women-led firms employ more women. Data based on the Enterprise Survey show that this pattern is particularly pronounced in Central Asia and Central and Eastern Europe. It also holds across firms in different economic sectors. The EIB special survey on startups and scaleups confirms the same trends in the European Union.

    Bessere grüne und soziale Erträge

    Frauengeführte Unternehmen schneiden auch bei den ESG-Scores (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) besser ab. Zurückzuführen ist das zum Teil auf höhere soziale Scores, weil sie auf ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Beschäftigten achten. Geschlechtergleichstellung ist aber nicht der einzige Faktor. Frauengeführte Firmen investieren auch oft mehr als andere in die Fortbildung ihrer Arbeitskräfte. Und sie liegen tendenziell in Sachen Unternehmensführung und Umwelt vorne.

    Die höheren ESG-Scores belegen den breiten Nutzen frauengeführter Firmen. Sie sind beispielsweise eher bereit, die grüne Wende zu unterstützen, indem sie ihre CO2-Emissionen überwachen und Energieziele setzen. Außerdem legen sie mehr Informationen über Emissionen und Energiesparmaßnahmen offen.

    Sie sind meist innovativer und führen neue Produkte und Prozesse ein. Das trifft vor allem auf Unternehmen in der EU und ihren Nachbarländern zu. Die Ergebnisse widerlegen die lange vorherrschende Meinung, dass Frauen weniger innovativ sind als Männer.

    Ein Blick auf die Stichproben bei innovativen Unternehmen zeigt, dass bei denen mit hohen Scores bei Unternehmensführung oder Personalfortbildung die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Frauen geführt werden, rund fünf Prozentpunkte höher ist (im Vergleich zu nichtinnovativen Unternehmen mit niedrigen Scores bei Unternehmensführung und Personalfortbildung).

    Unterschiedliche finanzielle Herausforderungen

    Frauen und Männer erhalten nicht die gleiche finanzielle Unterstützung. Beide Geschlechter berichten zwar über ähnliche Probleme, doch bei näherer Betrachtung ist erkennbar, dass Frauen beim Zugang zu Finanzierungen vor anderen Herausforderungen stehen. Aus der Unternehmensumfrage geht hervor, dass Frauen bei Investitionen stärker auf Bankkredite und Betriebskapital setzen.

    Selbst in den dynamischsten Branchen kommen sie nur schwer an die Mittel, die sie brauchen, um ein Geschäft aufzubauen und zu wachsen. Das Finanzsystem geht offensichtlich nicht besonders gut auf den Bedarf von Gründerinnen ein. Im Finanzierungsmix von frauengeführten Start-ups und wachstumsstarken Unternehmen spielen daher informelle Finanzierungsquellen eine größere Rolle. Auch bei externen Finanzierungen greifen sie tendenziell eher auf Kredite statt auf Eigenkapital zurück.

    Zudem finanzieren Unternehmerinnen ihr Geschäft meist lieber mit Eigenkapital, das von ihnen selbst, ihrer Familie oder aus dem Freundeskreis stammt. Business Angels, die jungen Unternehmen oft Geld, aber auch Rat und Zugang zu Unternehmensnetzwerken bieten, spielen für Start-up-Gründerinnen eine viel geringere Rolle.

    Auswirkungen der Pandemie

    Die Coronapandemie hat einige Ungleichheiten noch verschärft. Frauen, die viele Aufgaben – wie Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege der Eltern – stemmten, mussten oft finanzielle Opfer bringen. In der EU gaben fast vier von zehn Frauen an, dass die Pandemie ihr persönliches Einkommen geschmälert hat, und ein Fünftel beschloss, die Erwerbsarbeitszeit dauerhaft zu reduzieren.

    Von der Pandemie blieben auch frauengeführte Firmen nicht verschont. Eine Analyse der EIB zeigt, dass diese Unternehmen eher von Umsatzrückgängen oder Liquiditätsengpässen betroffen waren, selbst unter Berücksichtigung von Alter, Größe und Branche. Sie bauten in der Coronakrise auch häufiger Personal ab. Besonders stark waren die Auswirkungen in den europäischen Nachbarländern – möglicherweise, weil die dortigen Firmen in der Pandemie weniger Unterstützung erhielten als in der EU. Trotz dieser Widrigkeiten haben frauengeführte Unternehmen ebenso erfolgreich wie Firmen unter männlicher Leitung ihr Geschäft ins Internet verlagert und auf neue Lieferwege umgestellt.

    Geeignete Bedingungen schaffen

    Die Unterstützung frauengeführter Unternehmen ist wirtschaftlich sinnvoll, weil sie auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene mehr bewirken. Sie stellen auch mehr Frauen ein, was die weibliche Erwerbsbeteiligung erhöht und das Armutsrisiko von Frauen verringert. Aber Frauen brauchen Unterstützung – beispielsweise bezahlbare, sichere Kinderbetreuung –, um Karriere, Geschäft und Privatleben unter einen Hut zu bringen.

    Um die Fähigkeiten, Bildung und Ideen von Frauen wirksam für die Wirtschaft nutzen zu können, muss die Politik in drei Bereichen aktiv werden:

    • Sie muss unternehmerische Aktivitäten von Frauen stärker fördern und geeignete Bedingungen schaffen, damit Frauen trotz der jüngsten Rückschläge erwerbstätig bleiben
    • Sie muss von Frauen gegründeten und frauengeführten Firmen den Zugang zu Finanzierungen und Unternehmensnetzwerken erleichtern
    • Sie muss die geschlechtsspezifische Diskrepanz in technologisch oder digital fortgeschrittenen Unternehmen verringern, damit Frauen in diesen Bereichen eine aktivere Rolle spielen können

    Darüber hinaus muss die Politik dafür sorgen, dass der Übergang zu einer grüneren, digitaleren Wirtschaft auch Chancen für Frauen bietet. Dazu gehören Investitionen in Frauen, die eine besondere Sichtweise zum Klimanotstand haben, und die Schaffung geeigneter Bedingungen, damit ihre Unternehmen wachsen können.