Jennewein stellt Milchzucker nach dem Vorbild der Muttermilch her

Natürlich, schmackhaft und unglaublich gesund – Muttermilch ist ein Meisterwerk der Natur. Ihre Schutzwirkung verdankt sie ihren komplexen Zuckerstoffen, den sogenannten Milcholigosacchariden. Das deutsche Unternehmen Jennewein Biotechnologie GmbH hat jetzt eine Möglichkeit gefunden, diese Zucker industriell herzustellen.

Unternehmensgründer Stefan Jennewein hatte ein klares Ziel: Die gesunden Milchzucker sollten auch nicht gestillten Babys zugutekommen. „Als Biotechnologe wollte ich schon immer das Leben ein bisschen besser machen, und zwar von Anfang an. Jetzt können wir den vielleicht wertvollsten Baustein der Muttermilch günstig und in großen Mengen als Zutat für Babynahrung herstellen“, freut sich Jennewein.

>@Jennewein
© Jennewein

Die besonderen Eigenschaften der Muttermilch werden seit Jahrhunderten gepriesen – im Koran wird sie gar das „weiße Blut“ genannt. Muttermilch senkt das Risiko von Infektionskrankheiten bei Kindern um bis zu 50 Prozent. Was sie so einzigartig macht, ist ihr hoher Anteil an Oligosacchariden. Jennewein hat nun einen Weg gefunden, diese Zucker in einem biotechnischen Verfahren durch Fermentation industriell herzustellen.

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Jenneweins modernes Produktionsverfahren für humane Milchzucker

Mehrere Weltkonzerne haben bereits versucht, humane Milchzucker zu einem für den Massenmarkt verträglichen Preis herzustellen. Trotz hoher Investitionen sind sie allesamt gescheitert. Erst die Jennewein Biotechnologie GmbH hat mit ihrem biotechnischen Verfahren eine Lösung gefunden.

Im letzten Jahrhundert gingen Forscher der Frage nach, warum Muttermilch die Säuglingssterblichkeit senkt. Sie fanden heraus, dass die einzigartige Zuckerkombination in der Muttermilch offenbar anders wirkt als normaler Zucker und gut für die Gesundheit ist: Sie schützt vor Infektionen, senkt das Allergie- und Entzündungsrisiko und fördert die Gehirnentwicklung.

Jennewein hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 im rheinland-pfälzischen Rheinbreitbach von einem Start-up zu einem globalen Anbieter entwickelt. Heute beliefert das Unternehmen Abnehmer aus aller Welt mit den ersten industriell hergestellten humanen Milchzuckern. Im Jahr 2015 unterstützte die Europäische Investitionsbank Jennewein mit zehn Millionen Euro aus der InnovFin-Initiative zur Wachstumsfinanzierung für mittelgroße Unternehmen. Mit dem Geld baute das Unternehmen sein erstes Werk. Obwohl Jennewein ein europäisches Unternehmen ist und noch dazu relativ klein, hat es die bisher schnellste Zulassung für ein neuartiges Lebensmittel in den USA erhalten. Die Zulassung in Europa folgte kurz darauf. Danach konnte Jennewein die großen internationalen Hersteller von Babynahrung in aller Welt beliefern, die zuletzt einen deutlich steigenden Bedarf an den begehrten Milchzuckern meldeten.

Auvo Kaikkonen hat das Unternehmen für die Europäische Investitionsbank in technischer Hinsicht unter die Lupe genommen. „Jennewein ist wirklich innovativ, und das neue Produktionsverfahren für die gesunden Zuckerstoffe der Muttermilch ist bahnbrechend.“

Gerade hat Jennewein seinen zweiten Kredit im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) erhalten. Bei einem EFSI-Kredit werden EIB-Gelder mit einer Haushaltsgarantie der EU kombiniert. Stefan Jennewein wusste, dass er mit seiner neuartigen Technologie kaum Aussicht auf einen herkömmlichen Bankkredit hatte. Mit der EIB kann er seine Entwicklungspläne nun umsetzen. „Der zweite Kredit über 15 Millionen Euro vom Juli eröffnet Jennewein enorme Chancen“, erklärt Anna Stodolkiewicz von der EIB. Ovidiu Morariu, der ebenfalls maßgeblich an dem Projekt beteiligt war, ergänzt: „Das Unternehmen hat nun die Möglichkeit, seine Produktion und Forschung auszuweiten und seine Produkte von Europa aus an Babynahrungshersteller in der ganzen Welt zu verkaufen. Außerdem entstehen durch den Kredit auch hoch qualifizierte Jobs in der Region.“