Auf der Konferenz „Innovative Unternehmen“ in Den Haag gaben EU-Kommissar Carlos Moedas, der geschäftsführende Direktor des EIF Pier Luigi Gilibert und EIB-Vizepräsident Pim van Ballekom die Einrichtung eines neuen EU-Verbriefungsinstruments für europäische Banken bekannt. Gleichzeitig wurde ein Bericht über den Zugang zu Finanzierungsmitteln für Unternehmen, die mit Schlüsseltechnologien arbeiten, präsentiert.

Die Europäische Kommission, der Europäische Investitionsfonds (EIF) und die Europäische Investitionsbank (EIB) haben das Verbriefungsinstrument der KMU-Initiative (KMU-I-Verbriefungsinstrument) ins Leben gerufen, das es ermöglichen wird, mehr Finanzierungen für KMU zu günstigen Konditionen zu vergeben.

Heute wurden neue Änderungen der Übertragungsvereinbarungen für die Instrumente InnovFin und COSME unterzeichnet, die den Rahmen für das Verbriefungsinstrument bilden. Finanzinstitute, die in EU-Mitgliedstaaten tätig und an einer Teilnahme an der KMU-Initiative interessiert sind, können an vom EIF durchgeführten Aufrufen zur Interessenbekundung teilnehmen. Der EIF wird Verbriefungstransaktionen durchführen, um das neue Instrument umzusetzen. Ziel dabei ist es, zusätzliche KMU-Finanzierungen zu mobilisieren. Dies wird erreicht, indem ein Teil des Kreditrisikos verbriefter Darlehen einfacher abgetreten werden kann – durch die Bereitstellung von Garantien und/oder den Erwerb von ABS-Papieren. So wird bei den Finanzinstituten aufsichtsrechtliches und ökonomisches Kapital frei, das für die Bereitstellung neuer Finanzierungen (in Form von Darlehen, Leasingfinanzierungen und Garantien) an KMU zu günstigen Konditionen genutzt werden kann.

Das Verbriefungsinstrument, das Teil der KMU-Initiative der EU ist, wird dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und einer Fragmentierung des Binnenmarkts beim Zugang von KMU zu Krediten entgegenzuwirken, indem die Liquidität der Finanzinstitute erhöht und neues Kapital für Finanzierungen freigesetzt wird.

Das KMU-I-Verbriefungsinstrument kombiniert die Mittel der teilnehmende Mitgliedstaaten, wozu Mittel aus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF), Mittel des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation (Horizont 2020), Mittel des EU-Programms für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für KMU (COSME) gehören, mit Mitteln der EIB und des EIF und gegebenenfalls von Drittinvestoren mit dem Ziel, Verbriefungen zu erwerben bzw. mit einer Garantie zu besichern. Die Bündelung von Ressourcen und gemeinsame Anstrengungen zur Förderung des Instruments werden eine effektivere Risikoteilung und eine Eigenkapitalentlastung ermöglichen, die letztlich den KMU und kleinen Midcap-Unternehmen zugutekommen wird: Kleine Midcap-Unternehmen sind ebenfalls förderfähig, wenn Mittel der Initiative „Horizont 2020“ eingesetzt werden.

Auf der Konferenz in Den Haag legten die EIB und die Europäische Kommission auch einen neuen Bericht über die „Bedingungen für den Zugang zu Finanzierungen für Unternehmen, die mit Schlüsseltechnologien arbeiten“ vor. Dieser Bericht hebt die Notwendigkeit hervor, verstärkt effektive Finanzierungslösungen und gezielte Beratungsdienste für solche innovativen Unternehmen anzubieten. Es wird nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Risikoteilungsinstrumente zur Förderung der Finanzierungen für Unternehmen allein nicht ausreichen und dass geeignete Sensibilisierungs- und Beratungsmaßnahmen erforderlich sind, um Unternehmen in die Lage zu versetzen, mit Investoren zusammenzuarbeiten. Dies gilt insbesondere für das im Rahmen der „Horizont 2020“-Initiative entwickelte Produkt InnovFin – Beratung. 

Hintergrundinformationen:

Verbriefung ist ein Verfahren, bei dem das Kreditrisiko eines Pools von Aktiva (beispielsweise KMU-Darlehen) in Tranchen unterteilt und mittels Erwerb forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset-Backed Securities – ABS) oder Garantien an Investoren weitergegeben wird.

Die KMU-Initiative ist ein gemeinsames Finanzierungsinstrument der Europäischen Kommission und der EIB-Gruppe (Europäische Investitionsbank und Europäischer Investitionsfonds). Sie soll die Kreditvergabe an KMU fördern, indem ein Teil des Risikos abgedeckt wird, das die jeweiligen Finanzinstitute mit ihren KMU-Kreditportfolios eingehen. Finanziert wird die KMU-Initiative mit Mitteln aus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF), die die Mitgliedstaaten beisteuern, Mitteln der Europäischen Union (COSME-Programm und/oder „Horizont 2020“-Initiative) sowie Mitteln der EIB-Gruppe. Bisher ist die KMU-Initiative in Spanien und Malta zum Einsatz gekommen. Kürzlich erfolgte eine Vertragsunterzeichnung in Bulgarien für das Garantieinstrument ohne Obergrenze dieser Initiative. Es ermöglicht die Bereitstellung von Garantien ohne Obergrenze für zwischengeschaltete Finanzinstitute bei neuen Portfolios von Fremdkapitalfinanzierungen für förderungswürdige KMU.

Das Produktangebot im Rahmen der KMU-Initiative wurde jetzt um das Verbriefungsinstrument der KMU-Initiative erweitert. Hauptziel dieses Verbriefungsinstruments ist es, dazu beizutragen, dass Finanzinstitute wieder Kredite für KMU bereitstellen, um so  das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Die geänderte Übertragungsvereinbarung für die Initiative „Horizont 2020“ (fünfte Änderung) und die geänderte Übertragungsvereinbarung für das Instrument COSME (dritte Änderung) sind das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Dienststellen der Kommission, der EIB und dem EIF. Die Übertragungsvereinbarung für „Horizont 2020“ und die Übertragungsvereinbarung für COSME enthalten nun Bestimmungen, die in interessierten Mitgliedstaaten einen Start des Verbriefungsinstruments im Rahmen der KMU-Initiative ermöglichen.

„Bedingungen für den Zugang zu Finanzierungen für Unternehmen, die mit Schlüsseltechnologien arbeiten“– Vollständiger Bericht in englischer Sprache (Download)