Preisdruck und extremeres Wetter beschleunigen Windkraft-Innovation

Der Wettbewerb wird immer rauer für Vestas, einen führenden Windrad-Hersteller. Nachdem sie jahrelang auf öffentliche Unterstützung zählen konnte, steht die Branche nun vor der Konsolidierung. Schuld daran ist der Preisdruck.

Zum Teil ist dieser Druck den Windparkentwicklern zuzuschreiben. Um ihre Chancen auf eine staatliche Lizenz für neue Parks zu erhöhen, versprechen sie oft niedrige Preise für den erzeugten Strom. Und setzen dann den Turbinenherstellern die Daumenschrauben an. Hinzu kommen steigende Materialkosten.

Währenddessen investieren die Hersteller massiv in Forschung und Entwicklung. Ihre Anlagen sollen leistungsfähiger werden und sich für den Einsatz an immer extremeren Standorten – onshore wie offshore – eignen.

„Die Branche steht unter enormem Preisdruck“, erklärt Matteo Fusari, leitender Ingenieur und Principal Advisor bei der Europäischen Investitionsbank (EIB), die Vestas finanziert. „Ihre Wettbewerbsfähigkeit ist bedroht. Also müssen europäische Hersteller Synergien zwischen Produktplattformen ausloten, Produkte vereinfachen und die globale Produktion, die Beschaffung und die Umweltbilanz optimieren.“

Der dänische Konzern Vestas ist mit einem Marktanteil von 15 Prozent weltweit die Nummer eins bei Windkraftanlagen. Allerdings dicht gefolgt von Branchenriesen wie dem chinesischen Xinjiang Goldwind Science & Technology mit 13 Prozent und GE Renewable Energy mit 12 Prozent. „Vestas gehört zu den Champions“, sagt EIB-Kreditreferentin Delia Fornade, die an dem Projekt mitgearbeitet hat.

Offshore auf dem Vormarsch

Im Juli vergab die EIB 475 Millionen Euro an Vestas. Damit investiert der Konzern zwischen 2022 und 2025 in Forschung, Innovation und Entwicklung für Windkrafttechnologien und -services in der Europäischen Union, onshore und offshore. Mit dem Kredit kann er etwa die Hälfte seines Budgets von 952 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung in dem Zeitraum abdecken.

Das Projekt hat drei Schwerpunkte:

  • neue Rotornaben und -flügel, Ausrüstung für kalte Klimazonen oder extreme Wetterbedingungen wie etwa Taifune sowie vereinfachte Produkte, die schneller in Windparks eingebaut werden können
  • gemeinsame und modulare Onshore-Plattformen, um die Turbinen besser an verschiedene Bedingungen anzupassen
  • neue modulare Plattformen für Offshore-Windkraftanlagen; damit kann Vestas neueste Technologien und Synergien nutzen, die bei Onshore-Turbinen bereits greifen

Das Darlehen an Vestas kam mit Blick auf die Energiewende in der EU genau zur richtigen Zeit. Weil Europa seine Abhängigkeit von russischem Öl und Gas beenden will, bekommen erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft, deren Preise zunehmend wettbewerbsfähig sind, wieder mehr Unterstützung. „Die Rückendeckung europäischer Akteure für erneuerbare Energien hilft Unternehmen wie Vestas, sich zu entwickeln und weiter zu wachsen“, so Fornade.