Steigende Lebenshaltungskosten und unbezahlbarer Wohnraum – das sind die größten Alltagssorgen der Menschen in Deutschland. Ein Sozialwohnungsprojekt in Hannover verspricht energieeffiziente Lösungen und erhielt dafür eine Garantie von InvestEU

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind die Energie- und Lebensmittelpreise stark gestiegen. Die Zahl der deutschen Haushalte, die von Energiearmut betroffen sind, also mehr als 10 Prozent ihres Nettoeinkommens für Energie ausgeben, hat sich deshalb seit 2021 auf 41 Prozent verdoppelt. Gleichzeitig gibt es kaum neue Wohnungen, und die Mieten steigen. Die Folge dieser Krise der Lebenshaltungskosten: Bezahlbarer Wohnraum ist die zweitgrößte Sorge der Deutschen.

Der Plan der Stadt Hannover, 640 neue energieeffiziente und bezahlbare Mietwohnungen zu bauen, verspricht eine Lösung des Problems, auch vor dem Hintergrund der Sorgen über den Klimawandel. Die neuen Wohnungen werden von der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft hanova gebaut: 232 Sozialwohnungen für Zweipersonenhaushalte mit einem jährlichen Einkommen von höchstens 23 000 Euro und 408 bezahlbare Wohnungen.

„Hannover ist mit seiner wachsenden Wirtschaft ein attraktiver Ballungsraum“, sagt Karsten Klaus, Geschäftsführer der hanova. „Durch die rasch zunehmende Einwohnerzahl und die derzeitigen Krisen steigt auch die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Davon gibt es aber nicht viel. Deshalb helfen wir dabei, angemessene, bezahlbare Wohnungen für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu schaffen und dadurch die Ungleichgewichte auf dem Wohnungsmarkt der Stadt abzubauen.“

Hanova hat in der niedersächsischen Landeshauptstadt rund 15 000 Wohnungen. Als größter Immobiliendienstleister in Hannover unterstützt die Gesellschaft die Wohnungspolitik der Stadt durch den Bau neuer Sozial- und bezahlbarer Mietwohnungen. Sie bewirtschaftet auch Wohn- und Gewerberäume, baut Schulen und Kindergärten, schafft Parkraum und entwickelt die Stadt aktiv weiter.

>@Hanova
© Hanova

Karsten Klaus, CEO, Hanova

Eine effiziente Antwort

82 Prozent der neuen Gebäude erreichen eine Energieeffizienz, die mindestens 20 Prozent besser ist als der deutsche Effizienzhaus-Standard KfW 55. Bei den übrigen Gebäuden werden mindestens 10 Prozent angestrebt. Das Projekt entspricht auch der EU-Gebäuderichtlinie.

Um eine so hohe Energieeffizienz zu erreichen, werden die neuen Wohngebäude der hanova gedämmt und mit Dreifachverglasung, Gründächern, effizienten Lüftungen und hochwirksamen Heizsystemen wie Fern- oder Nahwärme ausgestattet. Solaranlagen auf den Dächern liefern Strom und dienen zum Heizen und Aufladen von E-Autos. Das Projekt ist das letzte in einer Reihe von Vorhaben der Gesellschaft nach dem KfW 55-Standard oder höher.

Neue energieeffiziente Wohnungen bedeuten geringere Energiekosten für künftige Mieterinnen und Mieter und geringere CO2-Emissionen, aber hohe Baukosten: Etwa 200 Millionen Euro dürfte das Projekt von hanova kosten. Wegen seines breiten sozialen und ökologischen Nutzens ist es allerdings genau die Art von Projekt, das die EIB gern unterstützt.

„Deutschland ist ein reiches Land, aber auch dort haben es viele Menschen schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden“, so Sotir Trambev, ein Kreditreferent der EIB. „Das ist in Großstädten wie Hannover ein besonders großes gesellschaftliches Problem. Auch weil gerade dort besonders viele ukrainische Flüchtlinge ankommen.“

„Wir wollten an diesem Projekt unbedingt mitarbeiten, weil es zwei wichtige Förderziele der EU unterstützt: soziale Teilhabe und Klimaschutz“, so Trambev weiter. „Dank InvestEU konnten wir ein Finanzierungspaket schnüren, das weit über alles hinausgeht, was wir in der Vergangenheit für den Wohnungsbau tun konnten.“

Die innovative Finanzierung der EIB nutzt Garantien aus dem InvestEU-Programm, um ein flexibles, unbesichertes (und somit nachrangiges) Darlehen von 60 Millionen Euro mit sehr langer Laufzeit (27 Jahre) anzubieten. So kann die hanova ihren restlichen Finanzierungsbedarf decken, ohne ihre eigenen Mittel vollständig einzusetzen. Gleichzeitig bleibt sie flexibel: Sie hat auch die Option, das Darlehen schon nach 15 Jahren vollständig zurückzuzahlen.

Das Darlehen ist die erste Finanzierung unter InvestEU in Deutschland. „Ohne das Programm wäre ein solches Finanzierungspaket nicht möglich gewesen“, so Trambev.