In Afrika fördern solarbetriebene Mobilfunkmasten den Netzausbau und verdrängen Dieselgeneratoren. Ein Unternehmen in Guinea nutzt die digitalen Chancen – nachhaltig.

Wie viele andere Länder in Subsahara-Afrika hat Guinea eine gute Netzabdeckung. Der Mobilfunk ist essenziell für die wirtschaftliche Entwicklung und für digitale Dienste, die das Leben der Menschen verbessern können.

Mobilfunkmasten werden mit Strom betrieben. In Guinea wird der Strom jedoch oft knapp. Die Erzeugungsleistung reicht nicht aus, um die steigende Nachfrage zu decken. Dadurch kommt es immer wieder zu Ausfällen. Ohne Strom gibt es aber auch kein Mobilfunksignal. Deshalb hat Orange Guinée, einer der Mobilfunknetzbetreiber des Landes, sich etwas einfallen lassen, das auch die Umwelt freuen wird.

Schwieriges Gelände

„Orange betreibt in Guinea ein Netz von 1 500 Mobilfunkmasten. Das ganze Land abzudecken und alle 12,4 Millionen Einwohner zu versorgen, ist schon allein eine Herausforderung“, so Eli Mattar, Chief Strategy Officer der IPT Powertech. Die IPT Powertech Guinea ist für die Modernisierung des Netzes zuständig und muss alle Mobilfunkmasten nach und nach anpassen.

„Die Masten stehen überall im Land – in den Bergen, in Wäldern, auf unwegsamem Gelände und sogar an Flüssen, Seen und am Meer.“

Die IPT Powertech begann mit der Herstellung von Autobatterien, stieg dann aber Mitte der 1990er-Jahre auch in die Telekommunikation ein. Ihre Batterien sind ein wichtiger Baustein für die Mobilfunkinfrastruktur. In der Telekommunikation liegt ihr Fokus auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Da Mobilfunkmasten kontinuierlich Strom benötigen, die Stromversorgung in Guinea jedoch unzuverlässig ist, sind die meisten Masten bisher zusätzlich an einen Dieselgenerator angeschlossen. Jetzt werden die Masten aber mit Solarmodulen nachgerüstet. Das macht viele Dieselgeneratoren überflüssig, und die Emissionen werden drastisch sinken.

In den am stärksten betroffenen Gebieten gibt es nur sechs bis zwölf Stunden am Tag Strom. Für eine stabile Stromversorgung bekommen die Mobilfunkmasten Batterien, die von den Solarmodulen aufgeladen werden.

„Dadurch dürfte der Verbrauch von Dieselkraftstoff um mehr als 80 Prozent sinken“, erklärt Mattar.

Autark vom Netz

Die Regierung Guineas hat auf jeden Fall vor, das landesweite Stromnetz auszubauen. Bis dahin kann Orange Guinée mithilfe der Solarmodule netzunabhängige Masten installieren, um die Mobilfunkabdeckung auf unterversorgte ländliche Gebiete auszuweiten und die Städte besser zu versorgen. Die EIB stellt dafür 30 Millionen US-Dollar bereit. Auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), eine Tochtergesellschaft der KfW, finanziert das Projekt.

„Die Masten brauchen Strom und müssen regelmäßig gewartet werden. Das ist keine leichte Aufgabe. Immerhin können wir durch das Projekt jetzt 10,7 Millionen Liter Dieselkraftstoff einsparen“, sagt Mattar.

Dafür setzt das Unternehmen effiziente, langlebige Ausrüstung ein. Das spart Energie und Ersatzteile.

Außerdem hat das Projekt noch indirekte Vorteile. „Die neuen Anlagen sind weniger wartungsintensiv. Das senkt die Emissionen und das Abfallaufkommen“, sagt er. „Zum Beispiel müssen wir nicht mehr jede Woche hinfahren, um bei den Dieselgeneratoren das Öl zu wechseln und Teile zu ersetzen.“

Mehr Verlass auf das Netz

Digitale Plattformen eröffnen Chancen für Unternehmer, Start-ups und Firmen in vielen verschiedenen Sektoren, weil sie den direkten Kontakt zu Kunden und potenziellen Neukunden ermöglichen. Vor allem Mobile Banking verändert das Leben: Es ermöglicht die Sofortzahlung von Waren und Dienstleistungen. Zuverlässige Verbindungen sind dabei entscheidend – das werden Orange Guinée und seine Kundinnen und Kunden zu schätzen wissen.

2019 hat Orange über 200 neue Masten installiert. 2020 sollen noch einmal 220 hinzukommen. Die Masten lassen sich für 3G-, 4G- und sogar 5G-Technologien anpassen – ohne zusätzliche Investitionen in ihre Energieversorgung.

„Es macht das Netz in städtischen und ländlichen Gebieten fast sofort zuverlässiger und verringert die Zahl der Ausfälle pro Jahr auf nahezu null“, erklärt Mattar.

Außerdem kann Orange Guinée das Geld für Dieselkraftstoff und Generatoren sparen und stattdessen in die neue, grüne Ausrüstung für den Netzausbau investieren. Damit bekommen Guineas Unternehmen und die heranwachsende Generation die Plattformen, die sie benötigen, um neue Chancen zu ergreifen.