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  • Covid-19-Krise hat Digitalisierung der europäischen Wirtschaft beschleunigt
  • Doch Unternehmen schieben komplexere Digitalisierungsprozesse auf
  • Digitale Unternehmen konnten pandemiebedingte Störungen besser bewältigen

Fast die Hälfte der Unternehmen in der Europäischen Union geben an, dass sie als Reaktion auf Covid-19 in die Digitalisierung investiert haben. Digitale Unternehmen meisterten die Pandemie besser als nicht digitale Unternehmen. Sie verzeichneten ab Anfang 2020 seltener starke Umsatzrückgänge und nutzten die Krise, um die Digitalisierung zu beschleunigen. Diese Firmen waren im Schnitt produktiver, innovativer, wuchsen schneller und zahlten höhere Löhne und Gehälter.

Doch mit der fortschreitenden Digitalisierung wächst auch die digitale Kluft in Europa. Kleinere Unternehmen und solche in Regionen mit fehlender digitaler Infrastruktur laufen Gefahr, abgehängt zu werden. Europa muss sich vor allem auf drei Bereiche konzentrieren: ein förderliches Ökosystem, eine europäische Vision, um die Ungleichgewichte in der Europäischen Union abzubauen, und ausreichende politische Unterstützung, um Finanzierungslücken zu schließen und Qualifikationsdefizite zu beheben.

Das sind einige der wichtigsten Erkenntnisse der neuen Ausgabe des Berichts „Digitalisation in Europe 2021–2022: Evidence from the EIB Investment Survey“, die heute veröffentlicht wurde. Der neue Bericht der Europäischen Investitionsbank enthält den EIB-Index der Unternehmensdigitalisierung, ein länderübergreifendes Ranking der Digitalisierungsbemühungen in den EU-Ländern und den Vereinigten Staaten.

Lesen Sie die Zusammenfassung des Berichts.

„In der Pandemie wurde die Digitalisierung oft überlebenswichtig für die Unternehmen. Dadurch beschleunigte sich der digitale Wandel in der europäischen Wirtschaft“, sagt EIB-Vizepräsident Ricardo Mourinho Félix. „Wir beobachten aber auch, dass viele Unternehmen krisenbedingt komplexere Digitalisierungsprozesse auf Eis legen mussten. Für die ‚neue Normalität‘ müssen diese Prozesse erneut in Gang kommen, und es muss mehr Tempo für den digitalen Wandel in der Europäischen Union gemacht werden. Die EIB-Gruppe steht bereit, die notwendige Unterstützung zu leisten.“

„Die meisten EU-Unternehmen haben laut eigenen Angaben die Pandemie genutzt, um ihre Digitalisierung in die Wege zu leiten. Inzwischen hat sich jedoch die digitale Kluft zwischen den Unternehmen vergrößert, sodass Firmen, die nicht so schnell reagieren, Gefahr laufen, abgehängt zu werden. Qualifikationsdefizite sind nach wie vor das größte Investitionshindernis für Unternehmen. Deshalb brauchen wir vielschichtige Strategien, um die Digitalisierung voranzubringen: technische Hilfe, Schulungen und Zugang zu Finanzmitteln sind dabei besonders wichtig“, sagte EIB-Chefvolkswirtin Debora Revoltella.

Digitalisierung in der Europäischen Union während der Covid-19-Krise

Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt. Viele Veränderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen – etwa Remote-Dienste, Telearbeit und Online-Sitzungen – werden wahrscheinlich bleiben. Gemäß den Ergebnissen der EIB-Investitionsumfrage (EIBIS), die von April 2021 bis Juli 2021 durchgeführt wurde, haben 46 Prozent der Unternehmen in der Europäischen Union Digitalisierungsmaßnahmen ergriffen und beispielsweise Dienstleistungen online erbracht.

Unternehmen, die als Reaktion auf Covid-19 in die Digitalisierung investiert haben (in Prozent) nach Ländern

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Quelle: EIB-Investitionsumfrage 2021

Doch im Gegensatz zur allgemeineren Digitalisierung stockt die Einführung moderner Digitaltechnologien, weil Unternehmen komplexere Digitalisierungsprozesse während der Krise auf Eis gelegt haben. Der Anteil der EU-Firmen, die Technologien wie 3-D-Druck, fortgeschrittene Robotik oder das Internet der Dinge einsetzen, blieb von 2020 bis 2021 weitgehend konstant. 2021 lag er bei 61 Prozent, während in den Vorjahren mit 63 Prozent (2020) und 58 Prozent (2019) ein deutlicher Anstieg vorlag.

Länder mit dem höchsten Digitalisierungsgrad in der EU

Im Jahr 2021 waren Finnland und Malta die beiden am stärksten digitalisierten Länder, gefolgt von Dänemark, Österreich, den Niederlanden und Schweden. Der EIB-Index der Unternehmensdigitalisierung untersuchte den Grad der Digitalisierung in der Europäischen Union und in den Vereinigten Staaten aus sechs verschiedenen Blickwinkeln. Die EU-Länder, die in einzelnen Bereichen der Digitalisierung am besten abschnitten, waren: die Tschechische Republik bei der Nutzung moderner Digitaltechnologien, Finnland bei der digitalen Infrastruktur und dem formellen strategischen Geschäftsmonitoring, das ein Indikator für Managementpraxis ist, Österreich bei der Digitalisierung in der Coronapandemie, Zypern bei Investitionen in Software und Daten sowie Schweden bei Investitionen in Personalschulungen.

EIB-Index der Unternehmensdigitalisierung nach Ländern

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Quelle: EIB-Investitionsumfrage 2021

Die Europäische Union hinkt bei der Digitalisierung den USA hinterher

46 Prozent der Unternehmen in der EU haben nach eigenen Angaben während der Covid-19-Krise Digitalisierungsmaßnahmen ergriffen. In den USA waren es 58 Prozent. Zudem ist der Anteil der Firmen, die moderne Digitaltechnologien einsetzen, in den USA (66 Prozent) höher als in der Europäischen Union (61 Prozent).

In der Europäischen Union investierten 53 Prozent der Unternehmen, die bereits moderne Digitaltechnologien eingeführt hatten, während der Pandemie weiter in die Digitalisierung. Zum Vergleich: 34 Prozent der EU-Firmen, die nicht digital unterwegs waren, nutzten die Krise, um in ihre Digitalisierung zu investieren. Die digitale Kluft wächst auch in den USA, wobei die nicht digitalen Unternehmen jedoch dynamischer waren. 64 Prozent der US-Unternehmen, die bereits moderne Digitaltechnologien eingeführt hatten, investierten weiter in die Digitalisierung, während 48 Prozent der nicht digitalen US-Firmen während der Krise in digitale Technologien einstiegen.

Unternehmen, die moderne Digitaltechnologien nutzen und coronabedingt in eine stärkere Digitalisierung investierten (in Prozent)

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Quelle: EIB-Investitionsumfrage 2021

Wachsende Kluft zwischen digitalen und nicht digitalen Unternehmen

Die Coronapandemie hat die Digitalisierung auf breiter Front vorangetrieben, aber auch die digitale Kluft zwischen den Unternehmen bis zu einem gewissen Grad vergrößert. 26 Prozent der EU-Unternehmen haben nicht in den digitalen Wandel investiert. Diese Unternehmen benötigen möglicherweise eine stärkere oder spezifische Unterstützung von außen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und während der wirtschaftlichen Erholung nicht zurückzubleiben. Am anderen Ende des Spektrums haben 61 Prozent der EU-Unternehmen bereits moderne Digitaltechnologien eingeführt.

Die Firmengröße spielt bei der digitalen Kluft in der Unternehmenslandschaft eine wichtige Rolle. Größere Unternehmen stehen viel eher auf der richtigen (oder digitalen) Seite der digitalen Kluft. Wenn die politischen Entscheidungsträger die Digitalisierungslücke zwischen EU- und US-Unternehmen schließen wollen, müssen sie den europäischen Unternehmen helfen, ausreichend zu wachsen.

Wichtigste Empfehlungen

Die wichtigsten politischen Empfehlungen des Berichts lauten wie folgt:

  • gezielte finanzielle Unterstützung war ein effektives Mittel, um kleine und mittlere Unternehmen in der Pandemie zu transformativen Investitionen zu bewegen
  • digitale Investitionen von bislang nicht digitalen Unternehmen würden am besten durch Finanzierungsberatung und eine kohärente Regulierung unterstützt
  • die Politik muss Umschulungen und die Verbesserung der Qualifikationen zu Kernzielen erklären, um die anstehenden Verschiebungen am Arbeitsmarkt zu bewältigen. Nur so lässt sich verhindern, dass Arbeitskräfte in großer Zahl in Firmen feststecken, die sich nicht anpassen.

Hintergrundinformationen

Die Investitionsumfrage der EIB

Die jährliche Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung (EIBIS) erstreckt sich auf die gesamte EU. Wir sammeln darin qualitative und quantitative Informationen über die Investitionen kleiner Betriebe (5 bis 250 Beschäftigte) und größerer Unternehmen (mehr als 250 Beschäftigte), über ihren Finanzierungsbedarf und über die Schwierigkeiten, auf die sie stoßen.

Für die aktuelle Ausgabe wurden zwischen April und Juli 2021 Daten von rund 13 500 Unternehmen in der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich und den USA erhoben. Die Umfrage basiert auf einer geschichteten Zufallsstichprobe und ist daher repräsentativ für

  • alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die USA
  • alle Unternehmensgrößenklassen (Mikro- bis Großunternehmen)
  • vier wichtige Sektoren (verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen, Bau und Infrastruktur)

Dies ermöglicht es, einen Datenbestand für die Zeitreihenanalyse aufzubauen, der mit Informationen aus den Bilanzen und Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der Unternehmen kombiniert werden kann. Die EIBIS wurde von der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB mit Unterstützung von Ipsos MORI entwickelt.

Weitere Informationen: Investitionsumfrage der EIB-Gruppe (EIBIS) – weitere Informationen

Die Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist in rund 160 Ländern tätig und gehört zu den weltweit größten multilateralen Geldgebern für Klimafinanzierungen. Vor Kurzem kündigte sie an, den Klimaschutz und die ökologische Nachhaltigkeit stärker zu fördern und dafür im Zehnjahreszeitraum bis 2030 eine Billion Euro zu mobilisieren. Ab 2025 wird sie mindestens 50 Prozent ihrer Mittel für diese beiden Ziele einsetzen. Seit Ende 2020 richtet die EIB-Gruppe zudem alle neuen Finanzierungen an den Zielen des Pariser Abkommens aus.

Weitere Informationen über die Research-Arbeit der EIB finden Sie hier: Unser Research (eib.org)