Der österreichische Vize-Bundeskanzler Dr. Wilhelm Molterer traf sich heute mit dem Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB), Prof. Dr. Philippe Maystadt sowie mit dem für EIB-Darlehen in Oesterreich zuständigen Vizepräsidenten Dr. Matthias Kollatz-Ahnen. Dabei ging es um die Verbesserung des Zugangs der österreichischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu langfristigen Finanzierungen.

Die Unterstützung des Mittelstands ist traditionell eine der Prioritäten der EIB. Seit September 2008 verstärkt und modernisiert die Europäische Investitionsbank-Gruppe ihr Produktangebot für KMU in EU-Mitgliedstaaten, um sie in einer durch Finanzkrisen gekennzeichneten Zeit wirksam zu unterstützen und ihnen Zugang zu günstigen langfristigen Mitteln für Investitionsprojekte zu verschaffen. Damit folgt die EIB einer Aufforderung des Rats der europäischen Finanzminster (ECOFIN).

Bis 2011 sollen europaweit EUR 30 Milliarden an kleine und mittlere Unternehmen fliessen, davon allein EUR 15 Milliarden in den Jahren 2008 und 2009.

In Oesterreich hat die EIB seit dessen Beitritt zur EU im Jahr 1995 Darlehen in einer Gesamthöhe von EUR 3.7 Mrd. unter Zwischenschaltung von Geschäftsbanken für die Implementierung von KMU-Projekten zur Verfügung gestellt. Dies ist rund ein Drittel des gesamten EIB-Kreditvolumens für österreichische Projekte.

Ueber sogenannte Globaldarlehen arbeitet die Bank bei der Mittelstandsfinanzierung in Oesterreich und europaweit seit 1995 erfolgreich mit einer ständig wachsenden Anzahl von derzeit zehn österreichischen Partnerbanken zusammen. Diese können somit ihren mittelständischen Firmenkunden günstige EIB-Mittel über ihr Filialnetz zur Verfügung stellen.  

Bei der neuen Generation von „EIB-Darlehen für KMUs“ ist vorgesehen, dass die EIB in manchen Fällen auch einen Teil des Risikos mitübernimmt, um die Marktsegmente stärker zu stimulieren, in denen sich die Geschäftsbanken nur ungern engagieren wie zum Beispiel bei KMU, deren Risikoprofil als zu hoch eingestuft oder deren Garantien als unzureichend erachtet werden.

Mit den EIB-Darlehen für KMUs können nunmehr bis zu 100 Prozent des  einzelnen Investitionsvorhabens eines KMU (bisher 50 Prozent), Sachanlagen und neuerdings auch immaterielle Vermögenswerte sowie Betriebskapital finanziert werden. Das neue KMU Portfolio der Partnerbank insgesamt muss mindestens doppelt so gross wie die EIB-Refinanzierung sein. Für eine Finanzierung aus einem EIB-Darlehen für KMU kommen alle Arten von Investitionen oder Ausgaben in Betracht, die im weiteren Sinne der Entwicklung eines kleinen Unternehmens dienen. Finanziert werden können demnach

  • Sachanlagen, d.h. die Anschaffung von Immobilien oder Anlagen. Der Grundstückserwerb ist im Prinzip ausgeschlossen, sofern er für die Investition nicht von wesentlicher Bedeutung ist. Der Erwerb von Agrarland ist vollständig ausgeschlossen.       
  • Immaterielle Vermögenswerte, also Ausgaben in direktem Zusammenhang mit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, dem Aufbau oder der Übernahme von Vertriebsnetzen auch in anderen Mitgliedstaaten der EU, der Anmeldung oder dem Erwerb von Patenten oder mit der Übertragung eines Unternehmens zur Gewährleistung der Kontinuität der Wirtschaftsleistung des betreffenden Unternehmens (wobei es sich sowohl bei dem Käufer als auch bei dem zu übertragenden Unternehmen um ein KMU handeln muss und der Finanzierungsbetrag für die Übertragung 1 Mio. EUR nicht übersteigen darf).
  • Die für die Expansion der Wirtschaftstätigkeit eines KMU erforderliche permanente Erhöhung des Betriebskapitalbedarfs sowie auch nicht neuwertige Anlagegüter.

Seitens der EIB werden zur Zeit intensive Gespräche mit österreichischen Partnerbanken geführt, um Engpässen der Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstands zu begegnen.