Die Europäische Investitionsbank (EIB) will sich verstärkt im weltweiten Landwirtschaftssektor engagieren und weitet dazu ihre Zusammenarbeit mit der Welternährungsorganisation FAO aus, um mehr landwirtschaftliche Investitionen in Ländern außerhalb der Europäischen Union zu ermöglichen.

Die beiden Organisationen haben heute eine fünfjährige Absichtserklärung unterzeichnet, um Investitionen in die Landwirtschaft, in die Entwicklung des Privatsektors sowie in Wertschöpfungsketten zu fördern, die sowohl den Prioritäten der EIB als auch den strategischen Zielen der FAO entsprechen. Die Vereinbarung wurde bei der Dritten Internationalen Konferenz für Entwicklungsfinanzierung bekannt gegeben. Die EIB verstärkt damit ihr Engagement im Agrarsektor, und die FAO geht eine Partnerschaft mit der weltweit größten multilateralen Finanzierungsinstitution ein.

„Dies ist eine wegweisende Chance für beide Seiten: Sie werfen ihr Fachwissen und ihre Finanzkraft in die Wagschale, um private und öffentliche Investoren im Kampf gegen den Hunger zu gewinnen“, meinte José Graziano da Silva, Generaldirektor der FAO. Er ergänzt, dass es ohne umfangreiche Investitionen in die Entwicklungsländer nicht möglich sein wird, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern und nachhaltigere Systeme zur Erzeugung von Agrarlebensmitteln aufzubauen.

„Landwirtschaft und Agroindustrie sind Schlüsselbereiche der Entwicklungszusammenarbeit, da sie das Leben der Menschen, ihre Existenzgrundlage und den sozialen Frieden maßgeblich bestimmen. In vielen Ländern der Welt bilden sie auch das Fundament für das einheimische Unternehmertum und für Beschäftigung und Wachstum. Die FAO kennt die Verhältnisse vor Ort. Warum sollten wir ihr Know-how nicht mit unserer Investitionskompetenz und unserem Fachwissen kombinieren, um dringend benötigte Finanzmittel dorthin zu lenken, wo sie der Nahrungsmittelversorgung ebenso wie den Unternehmern zugute kommen?", ergänzte EIB-Vizepräsident Pim van Ballekom.

Die FAO und die EIB haben schon früher zusammengearbeitet, etwa auf Informationsplattformen wie EastAgri. Mit der heutigen Vereinbarung wollen sie ihre Kooperation bei der gemeinsamen Prüfung, Planung und Umsetzung von Investitionen vertiefen. Beide Organisationen ergänzen sich sehr gut: Die FAO kennt die politische Seite und weiß, wie Investitionsprojekte aufgesetzt werden müssen. Die EIB hat Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und kann Investitionsvorhaben solide strukturieren.

Im Fokus: AKP-Länder, europäische Nachbarländer und Klimawandel

Die Zusammenarbeit betrifft zunächst die östlichen und südlichen Nachbarländer der Europäischen Union sowie die Gruppe der Staaten in Afrika, im karibischen Raum und im Pazifischen Ozean (AKP). Mit den ersten Maßnahmen werden wahrscheinlich Investitionen in Georgien und in der Ukraine gefördert, wo vorhandene Darlehen der EIB mitgenutzt werden sollen.

In der AKP-Region unterstützt die EIB schon jetzt die Entwicklung von KMU in der Agrarwirtschaft. Vor kurzem unterzeichneten die AKP-Länder eine eigene Absichtserklärung mit der FAO. Darin vereinbarten sie eine engere Zusammenarbeit, um den Privatsektor stärker in die Unterstützung von Kleinbauern einzubeziehen und landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten aufzubauen, die allen zugutekommen. Viele der 79 AKP-Länder sind durch den Klimawandel, der für beide Organisationen ein vorrangiges Aktionsfeld darstellt, besonders stark gefährdet. An diesen gemeinsamen Prioritäten werden sich die Maßnahmen der beiden Partner zur Förderung des Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektors orientieren.

Die vier vorrangigen Förderbereiche der EIB sind Innovation und Wissen, Klimaschutz, strategische Infrastruktur sowie ein besserer Zugang von KMU zu Kapital. Jüngst ist auch ein Fokus auf Landwirte und lokale Initiativen für landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten hinzugekommen. Das Ziel dabei lautet, die Einkommen in ländlichen Gebieten zu verbessern.

Im vergangenen Jahr sagte die EIB Mittel in Höhe von über 77 Milliarden Euro zu. Damit ist sie dem Volumen nach der größte multilaterale Darlehensgeber weltweit. Rund 10 Prozent der Finanzierungen der EIB sind für Vorhaben außerhalb der 28 EU-Mitgliedsländer bestimmt, wo sich die Landwirtschaft als neues vorrangiges Tätigkeitsfeld herausbildet.

Seit 1964 haben die Mittel der FAO dazu beigetragen, 110 Milliarden Euro für die landwirtschaftliche Entwicklung zu mobilisieren. Damit wurden 2 000 Projekte in 170 Ländern gefördert.