Der Lenkungsausschuss der Wiener Initiative 2 trat am 14. Januar 2013 in Wien zu einer Sitzung zusammen. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Entwicklungen beim Deleveraging, die Qualität der Aktiva und die nächsten Schritte, die angesichts der Beschlüsse des Europäischen Rats vom Dezember 2012 zur Bildung einer Bankenunion unternommen werden müssen. Die Mitglieder des Lenkungsausschusses trafen im Anschluss auch mit Vertretern wichtiger Bankengruppen Mittel-, Ost- und Südosteuropas zusammen. Die Sitzung fand unter dem Vorsitz des Präsidenten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, Sir Suma Chakrabarti statt. Die Schlussansprache hielt der Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank Wilhelm Molterer.

Weiterhin moderates Deleveraging mit erheblichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern

Der Lenkungsausschuss hat festgestellt, dass die westeuropäischen Banken ihre Darlehenstätigkeit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im dritten Quartal 2012 – wenn auch nur in mäßigem Umfang – weiter verringert haben. Ein aktuelles Papier aus dem Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, das in der Sitzung vorgelegt wurde, zeigt deutlich, (i) dass westeuropäische Banken ihre grenzüberschreitenden Finanzierungen in diesen Ländern seit 2011 erheblich eingeschränkt haben; ii) dass diese Einschränkungen entscheidend durch die Situation in den jeweiligen westeuropäischen Ländern und der Mutterbanken infolge der Krise im Euroraum bedingt werden; und iii) dass seit Kurzem auch lokale Faktoren eine Rolle spielen. Neben der Refinanzierung über die Mutterinstitute hat auch die Inanspruchnahme nationaler Finanzierungsquellen an Bedeutung gewonnen. Dies hat insgesamt zu einem gemäßigteren Abbau von Risikoaktiva (Deleveraging) geführt, wenngleich diese Finanzierungsquellen begrenzt sind, da die nationalen Kapitalmärkte nach wie vor unterentwickelt sind. Beim Deleveraging wurden in den vergangenen 12 Monaten zwischen den einzelnen Ländern weiterhin erhebliche Unterschiede festgestellt. Dies reflektiert sowohl die unterschiedliche Schwere der Verschuldung vor der Krise sowie die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen in diesen Ländern. Der neue von der Wiener Initiative 2 veröffentlichte „Deleveraging Monitor” beinhaltet eine eingehende Analyse dieser Trends. 

Verstärkung der Maßnahmen zum Abbau des hohen Volumens notleidender Kredite

Die Teilnehmer unterstrichen, dass die Qualität der Aktiva dringend verbessert und rasch Maßnahmen zur Verringerung des hohen Bestands an notleidenden Krediten in bestimmten Ländern der Region ergriffen werden müssen. Der Lenkungsausschuss begrüßte die Ausweitung der Beratungsinitiative der Weltbank zu notleidenden Krediten und die wachsende Aufmerksamkeit, die diesem Thema von anderen IFI beigemessen wird. Um eine längere Stagnation von Kreditvergabe und Wachstum aufgrund verzögerter Bilanzsanierungen zu vermeiden, müssen die Bilanzen von notleidenden Krediten bereinigt werden, da Letztere die Vergabe neuer Kredite behindern können.

Bildung einer Arbeitsgruppe zur europäischen Bankenunion

Der Lenkungsausschuss kündigte die Bildung einer Arbeitsgruppe an, die sich mit der Bankenunion befassen soll. Die Arbeitsgruppe wird die Auswirkungen erfassen, die mit den jüngsten Beschlüssen des Europäischen Rates für die Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa aus Sicht der Behörden in den westeuropäischen Ländern und den Ländern dieser Region sowie für die in der Region tätigen Geschäftsbanken ergeben. Ein besonderer Fokus wird dabei auf Nicht-Euro-Ländern innerhalb oder außerhalb der Europäischen Union liegen, in denen im Euroraum ansässige, grenzüberschreitend tätige Banken operieren. Ein erster Fortschrittsbericht dürfte bis Ende des ersten Quartals 2013 vorgelegt werden.

Weitere Informationen und aktuelle Veröffentlichungen sind abrufbar unter www.vienna-initiative.com.