Das routinemäßige Abfackeln von Gas auf Ölfeldern schadet der Umwelt und vernichtet einen wichtigen Energieträger.

Auf Ölfeldern sind oft grelle Fackeln zu sehen – ungenutztes Gas wird verbrannt. Dieses routinemäßige Abfackeln von Gas trägt jedoch zur Erderwärmung bei. Außerdem wird ein wertvoller, nicht erneuerbarer Energieträger verschwendet. Deshalb haben sich Staaten, Ölkonzerne und Entwicklungsinstitutionen einer Initiative der Weltbank angeschlossen, die dieser Praxis bis spätestens 2030 ein Ende setzen will

Die Europäische Investitionsbank hat sich der Initiative „Zero Routine Flaring“ per Schreiben vom 19. April angeschlossen. „Die Initiative deckt sich mit dem Engagement der EIB für eine nachhaltige Entwicklung und mit unseren Zielen für den Klimaschutz“, so EIB-Vizepräsident Jonathan Taylor in seinem Schreiben an die Weltbank. „Deshalb freuen wir uns, uns dieser Initiative anzuschließen.“

Vizepräsident Taylor fügte hinzu, dass die EIB seit 20 Jahren schon kein Projekt mehr finanziert hat, bei dem Gas routinemäßig abgefackelt wird. Die meisten Vorhaben der Öl- und Gasindustrie, die die EIB fördert, betreffen ohnehin Gasanlagen, -pipelines und -speicher. Dennoch ist das Schreiben der EIB von Bedeutung, weil sie damit eine Initiative der Weltbank unterstützt, der sich seit April 2015 bereits 18 Staaten, 20 Ölkonzerne und elf Entwicklungsinstitutionen angeschlossen haben.

Die Verringerung und letztendlich die Abschaffung der Praxis des routinemäßigen Abfackelns wird den Kampf gegen den Klimawandel einen großen Schritt weiterbringen. Außerdem schont dies die begrenzten Ressourcen der Erde.

Das mag vielleicht ehrgeizig klingen, aber das routinemäßige Abfackeln (nicht-routinemäßiges Abfackeln ist teilweise aus Sicherheitsgründen notwendig) hat verheerende Auswirkungen:

• Durch das Abfackeln werden jährlich 3,5 Prozent des weltweit produzierten Öls verschwendet.

• Die verschwendete Energie würde mehr als ausreichen, um den gesamten afrikanischen Kontinent mit Energie zu versorgen. Sie entspricht 20 Prozent des Gasverbrauchs in den USA und 30 Prozent des Gasverbrauchs in der Europäischen Union.

• Durch das Abfackeln gelangen 300 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Diese stehen für rund ein Prozent der Emissionen aus fossilen Brennstoffen.

• Laut Wissenschaftlern der NASA tragen die Stickstoffdioxidemissionen maßgeblich dazu bei, dass sich Ruß auf dem Eis in der Arktis ablagert. Dieses absorbiert die Sonnenwärme, so dass die Eiskappen schmelzen und der Meeresspiegel ansteigt.

Routinemäßiges Abfackeln – was verbirgt sich dahinter?

Das meiste Erdöl wird aus unterirdischen Gesteinsschichten gewonnen. Zum Teil verdampft es zu Gas, sobald es an die Erdoberfläche gelangt. Dieses Gas wird größtenteils abgefackelt, da es sich nicht rechnet, es wieder zurückzupressen und für die Energiegewinnung zu nutzen.

Noch schlimmer als das Abfackeln wäre es allerdings, die entflammbaren Gase – hauptsächlich Methan – einfach so entweichen zu lassen, denn es handelt sich um viel stärkere Treibhausgase als Kohlendioxid. Dennoch setzt das Abfackeln enorme Mengen von Kohlendioxid fei.

Vor allem in Russland, Nigeria und Irak wird Gas auf Ölfeldern abgefackelt. Im folgenden Video sehen sie, wie verbreitet das Abfackeln ist:

Wann hat das routinemäßige Abfackeln ein Ende?

Ein Teil des Begleitgases könnte z. B. in den Boden zurückgepresst werden, die betreffende Offshore-Plattform mit Strom versorgen, oder – falls sich die Ölquelle an Land befindet – eine kleine Turbine für den Bedarf der nahegelegenen Ortschaften befeuern. Norwegen hat das routinemäßige Abfackeln auf seinen großen Öl- und Gasfeldern schon lange erfolgreich verboten. Das eigentliche Problem sind mittlerweile nicht mehr so sehr die technischen, sondern vielmehr die finanziellen Aspekte.

Zero Routine

Die Ölkonzerne, die sich der Initiative der Weltbank angeschlossen haben, versuchen das Abfackeln so weit wie möglich abzuschaffen. Laut dem Nachhaltigkeitsbericht von Royal Dutch Shell hat die nigerianische Niederlassung des Konzerns (ein Joint Venture mit dem staatlichen Ölunternehmen sowie mit Total und ENI) das Abfackeln von Gas pro gefördertem Barrel von 2002 bis 2013 um 60 Prozent verringert.

Nadège Hopman, eine Ingenieurin der EIB, die Projekte in der Erdölindustrie prüft, hat erkannt: Den Ölkonzernen ist hauptsächlich daran gelegen, dass das Abfackeln wenigstens für alle Unternehmen gleichermaßen verboten wird, damit nicht einige bezahlen, während andere mit dem Abfackeln weitermachen. Deshalb ist es wichtig, alle Beteiligten für die Initiative der Weltbank ins Boot zu holen und sie dazu zu verpflichten, das Abfackeln bis spätestens 2030 komplett zu beenden.

„Die Zero-Routine-Flaring-Initiative sendet eine ganz klare Botschaft an die Industrie“, so Hopman. „Wenn Abfackeln Ihr Plan A ist, wird es höchste Zeit für einen Plan B.“