EU-Programm unterstützt Unternehmen von Frauen, Migranten und Migrantinnen sowie jungen Menschen

Cristina Téllez Velázquez stammt eigentlich aus Mexiko. Die Liebe zu ihrem Ehemann Luigi verschlug sie nach Italien. Ohne ein Wort Italienisch zu sprechen war es praktisch unmöglich für sie, in der neuen Heimat eine Arbeit zu finden. Doch sie dachte sich etwas aus, was sie konnte und kaum jemand in Venezien gegen Bezahlung anbot – einen Bügelservice. Um ihr Geschäft zu eröffnen, benötigte sie jedoch Kapital.

Cristina Téllez Velázquez hatte eine klare Vorstellung, wie ihr Unternehmen aussehen sollte, und ging zur Niederlassung des Mikrofinanzinstituts PerMicro in Mestre. Sie wollte eine Bügelstube in der Stadt Istrana bei Treviso eröffnen und qualitativ hochwertige, aber preisgünstige Dienstleistungen anbieten, durch die ihre Kunden Zeit sparen können. Mit einem Kredit über 20 000 Euro von PerMicro eröffnete sie im Frühjahr 2016 die Bügelstube La Catrina – mit großem Erfolg.

„Ich will vor Jahresende noch zwei Wäschetrockner kaufen“, erklärt Cristina Téllez Velázquez. „Außerdem würde ich gern weitere Mitarbeiter einstellen und ähnliche Geschäfte in den umliegenden Städten eröffnen.“

PerMicro vergibt Kredite zwischen 3 000 Euro und 25 000 Euro an junge Unternehmer, die bei normalen Geschäftsbanken häufig abgewiesen werden – im vergangenen Jahr wurden so insgesamt 23 Millionen Euro bereitgestellt. Angesichts der Jugendarbeitslosigkeit von 44 Prozent kann dies weichenstellend sein. Außerdem hilft PerMicro auch bedürftigen Familien mit Krediten zwischen 1 500 Euro und 10 000 Euro. Die Kredite werden durch ein Programm der EU gefördert, das auf soziale Inklusion und die Schaffung langfristiger Arbeitsplätze für häufig ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen abzielt.

PerMicro Italy microfinance in Veneto
Téllez with husband Luigi (left) and PerMicro's Guerra

PerMicros Beitrag zu Mikrofinanzierungen in Italien

„Die Kunden von PerMicro brauchen zwölf bis 30 Monate, bis ihr Unternehmen richtig läuft“, erklärt Monica Bertola, die die Sparte Business Development von PerMicro leitet. Das Mikrofinanzinstitut wurde 2007 in Turin gegründet und ist mittlerweile in 14 Städten in elf italienischen Regionen vertreten.

Eine Studie von Rete Italiana di Microfinanza veranschaulicht die Bedeutung von PerMicro: 2014 wurden Mikrokredite von insgesamt 30 Millionen Euro ausgezahlt, und die Zahl der aktiven Kunden nahm gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent zu. Der Studie zufolge sind Mikrokreditkunden in der Regel Menschen, die das traditionelle Bankensystem ausschließt. Dazu gehören vor allem Migranten, Frauen und Menschen mit Familienmitgliedern, um die sie sich kümmern müssen.

„Mikro“ heißt, eine Nische finden

Stefano Guerra, bei PerMicro für das östliche Venetien zuständig, war sofort von Cristinas Idee überzeugt. „In der Lombardei sind professionelle Bügelstuben gang und gäbe, aber in Venetien gibt es nur ganz wenige. Das ist also ein Nischenmarkt. Cristina hat außerdem ein innovatives Angebot – sie holt die Wäsche bei den Kunden ab und bringt sie wieder zurück.“

Guerra gefällt, dass Téllez neue Möglichkeiten des Online-Marketings nutzt. „Sie ist in sozialen Netzwerken ausgesprochen aktiv.“

EU-Programm für soziale Inklusion

Braha Neraida, die für Téllez zuständige Mentorin von PerMicro, schaut regelmäßig in der Bügelstube vorbei, und die Frauen stehen täglich in Kontakt. „Neraida hat mich vor allem in der Anfangsphase sehr unterstützt. Als ich in Italien ankam, hatte ich massive Verständigungsprobleme. Sie hat mir geholfen, mich durch den bürokratischen Dschungel zu kämpfen und die administrativen Hürden zu überwinden.“

Cristina erhielt für ihr Projekt Unterstützung aus dem neuen Programm für Beschäftigung und soziale Innovation, mit dem die Europäische Kommission dauerhafte Arbeitsplätze schaffen, gegen soziale Ausgrenzung und Armut vorgehen und die Arbeitsbedingungen verbessern will. Die Umsetzung erfolgt durch den Europäischen Investitionsfonds über einheimische Finanzintermediäre wie PerMicro. Bis Ende 2015 unterzeichnete der EIF zehn Mikrofinanzierungen und einen Vertrag im Bereich des sozialen Unternehmertums. Damit wurden Finanzintermediäre in Italien, Irland, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien und Großbritannien mit insgesamt 27,2 Millionen Euro unterstützt.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Investitionsfonds kann PerMicro kleine Unternehmer wie Téllez fördern. „Ihre Projekte sind wie Cristinas Bügelstube – einfaches Konzept mit großer Wirkung: Auf diese Weise finden Menschen ihren Platz in der Gesellschaft“, so Stefano Guerra von PerMicro.

Cristina ist es gelungen, ihre Probleme auszubügeln – im wahrsten Sinne des Wortes.