Der durch eine Eigenkapitalfinanzierung des EFSI unterstützte Fonds Copenhagen Infrastructure II gewinnt Pensionsfonds als Investoren in Erneuerbare-Energien-Anlagen

Die Installation von 67 Windrädern – jeweils 90 Meter hoch – in der rauhen Nordsee stellt eine echte Herausforderung dar. Aus Holzabfällen Strom zu erzeugen ist auch kein Kinderspiel. Aber risikoscheue Investoren dazu zu bewegen, mehrere Milliarden Euro für solche Projekte bereitzustellen ... dafür muss man schon ziemlich einfallsreich sein.

Das bekam auch Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) – eine dänische Infrastrukturfondsgesellschaft mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien – zu spüren, als sie ihren dritten großen Fonds auflegte. Die Fondsgesellschaft arbeitet mit einem erheblich geringeren Fremdkapitalanteil als vergleichbare Fonds und konnte so rund 2 Milliarden Euro einwerben, hauptsächlich von Pensionsfonds und anderen eher konservativen Investoren. Ohne die intelligente Struktur, die die Manager für den Fonds ausgetüftelt haben, hätten die meisten institutionellen Anleger ihr Geld wohl kaum in neue Energietechnologien investiert, die in der Regel als relativ risikoreiche Investments gelten.

„Wir wollten erreichen, dass solche Investments für institutionelle Anleger interessant werden und ihre Anlagekriterien erfüllen“, erklärt Stephanie Bendorff Røpcke, Vizepräsidentin von Copenhagen Infrastructure Partners.

Das Ergebnis war der Copenhagen Infrastructure II, an dem sich im September 2014 zunächst acht institutionelle Investoren aus Dänemark beteiligten. Im Juli 2015 war die Mitteleinwerbung abgeschlossen. Unter den 19 Investoren befand sich auch die Europäische Investitionsbank. Der EIB-Beitrag von 75 Millionen Euro war die erste Kapitalbeteiligung im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI). Über den EFSI sollen bis 2018 insgesamt 315 Milliarden Euro für neue Investitionen mobilisiert werden. Ausgestattet ist der Fonds zunächst mit Mitteln der EIB und der Europäischen Kommission.

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Die Rolle des EFSI

Der EFSI soll in erster Linie private Investoren für Bereiche gewinnen, die diese sonst eher meiden. Damit hilft er zum einen den Investoren aus einer Notlage und erfüllt zum anderen eines seiner Ziele. Und so funktioniert es: „Institutionelle Investoren sitzen auf enormen Beträgen, die sie investieren müssen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld suchen sie nach höheren Renditen“, erläutert Barbara Boos, die in der Hauptabteilung Klimawandel und Umwelt der EIB für Beteiligungsfonds zuständig ist.

Bei relativ unerprobten Technologien halten sich institutionelle Anleger meist zurück. Sie suchen verlässliche Geldanlagen. Schließlich geht es darum, die Pensionsgelder ihrer Kunden zu sichern. Der Copenhagen Infrastructure II ist so strukturiert, dass er die Mittel institutioneller Anleger „für Projekte gewinnt, in die sie normalerweise nicht investieren würden“, so Boos.

PensionDanmark, der Ankerinvestor des Copenhagen Infrastructure II, gehört zu den wichtigsten Befürwortern der Idee, dass institutionelle Anleger in emissionsarme Projekte investieren. PensionDanmark hat am Konzept des Fonds mitgewirkt, um ihn für institutionelle Anleger interessant zu machen. „Vor diesem Hintergrund hielten wir es für sinnvoll, den Fonds über den EFSI zu unterstützen“, so Boos.

Durch den EFSI, der EIB-Mittel von 5 Milliarden Euro mit einer Garantie der Europäischen Kommission von 16 Milliarden Euro kombiniert, kann die EIB Finanzierungen vergeben, die bislang ihren Kriterien nicht entsprochen hätten. Das trifft auch auf den Copenhagen Infrastructure II zu. Bisher waren die Kapitalbeteiligungen der EIB in der Regel auf 50 Millionen Euro beschränkt. Durch den EFSI konnte sich die EIB nun mit 75 Millionen Euro am Copenhagen Infrastructure II beteiligen.

Mit einem Anteil in dieser Höhe kann die EIB aktiv an der Struktur und Gestaltung des Fonds mitwirken. Beispielsweise stellt die EIB hohe Anforderungen in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, was manche Fondsmanager als ziemlich lästig empfinden. „Copenhagen Infrastructure Partners hat unseren Ansatz von Anfang an begrüßt“, so Boos. „Der zusätzliche Aufwand, den wir mit unseren Anforderungen verursachen, lohnt sich eben für die Fondsmanager, wenn die Einlage entsprechend hoch ist.“

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Niedrige Fremdkapitalquote zieht hohe Beteiligungen an

Für institutionelle Anleger ist der Copenhagen Infrastructure II vor allem deshalb interessant, weil er mit einem niedrigen Fremdkapitalanteil arbeitet. In der Regel finanziert der Fonds seine Beteiligung an einem Projekt durch Vorzugskapital oder eine Kombination aus Eigenkapital und Fremdkapital. Dadurch hat er eine viel niedrigere Fremdkapitalquote als ähnliche Infrastrukturfonds. Diese Konstruktion macht den Copenhagen Infrastructure II risikoärmer und somit für relativ konservative institutionelle Investoren interessant.

„Unsere Anleger sehen den Fonds eher als Alternative zu einer Anleihe statt als stark fremdfinanzierte Investition“, erklärt Bendorff Røpcke von CIP.

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Einige Erneuerbare-Energien-Technologien wie Windkraftanlagen auf dem Festland sind schon ausgereift und nicht besonders risikoreich. Weltweit gibt es bereits Festland-Windparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 360 000 Megawatt und Solarenergieanlagen mit über 180 000 Megawatt.

Bei der Offshore-Windkraft beträgt die installierte Leistung hingegen weltweit nur gut 9 000 Megawatt. Die EIB hat davon rund zwei Drittel mit Darlehen unterstützt, da sich private Investoren bei solchen neuen Technologien meist zurückhalten.

Eine Milliarde für Biomasse- und Offshore-Windkraftanlagen

Der Copenhagen Infrastructure II hat bereits rund eine Milliarde Euro für konkrete Projekte zugesagt oder reserviert. Diese ersten Vorhaben betreffen neue Technologien, in die traditionelle institutionelle Anleger normalerweise nicht investieren:

  • Der Fonds ist zu 100 Prozent Eigentümer des Biomassekraftwerks Brite im nordenglischen Rotherham. Die mit Holzabfällen befeuerte Anlage soll im Frühjahr 2017 fertiggestellt sein. Mit einer Leistung von 39,3 Megawatt dürfte sie 14 Prozent der Haushalte im benachbarten Sheffield mit Strom versorgen.
  • 250 Millionen Euro investierte der Fonds in den 1,9 Milliarden Euro teuren deutschen Offshore-Windpark Veja Mate. Der Park entsteht in der Nordsee, 95 Kilometer vor der deutschen Küste, und soll 2017 den Betrieb aufnehmen. Die 67 Siemens-Turbinen werden eine Gesamtleistung von 402 Megawatt haben. Damit können dann 284 000 deutsche Haushalte mit Strom versorgt werden.
  • Geplant ist eine Beteiligung am Offshore-Windpark Beatrice nordöstlich der schottischen Küste. (Die EIB will das Projekt parallel dazu mit einem Darlehen von 714 Millionen Euro unterstützen). Die endgültige Entscheidung über die Beteiligung des Copenhagen-Fonds steht im Frühjahr 2016 an.

Das Fondsvolumen von insgesamt 2 Milliarden Euro soll bis Mitte 2017 vollständig untergebracht sein. Die Manager des Copenhagen Infrastructure II wollen ihre Beteiligungen bis zu 20 Jahre lang halten. Damit ist diesen innovativen Projekten eine langfristige Unterstützung sicher.