Die EIB übernimmt Risiken und holt so neben öffentlichen auch private Geldgeber ins Boot.

Der Windpark Langmarken in Schweden ist eine absolute Neuheit. Nicht wegen der Turbinen des dänischen Herstellers Vestas – die unterscheiden sich nicht groß von denen anderer Windparks. Neu ist die Finanzierungslösung dieses 23-MW-Festland-Windparks.

Und so funktioniert es: Die Europäische Investitionsbank ist seit 2014 mit 40 Millionen Euro am Eurofideme 3, einem Fonds der französischen Fondsgesellschaft Mirova, beteiligt. Nachdem der Eurofideme 3 in den Windpark Langmarken investierte, übernahm die EIB im März parallel eine direkte Beteiligung von 16 Millionen Euro an dem Projekt. Damit halten Mirova und die Bank nun gemeinsam 90 Prozent der Anteile. Diese Beteiligung ist ein großer Schritt für die EIB, denn normalerweise wird sie nicht zum Eigentümer der Projekte, die sie mitfinanziert.

Möglich wurde diese Ko-Investition der EIB durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), der zum Investitionsplan für Europa gehört. Der EFSI kombiniert EIB-Mittel mit einer Garantie aus EU-Haushaltsmitteln. Durch den EFSI konnte die Bank bereits kleine Unternehmen in 26 EU-Mitgliedstaaten unterstützen und Innovationen finanzieren – von Digitaldruckmaschinen in Deutschland bis hin zu Snack Food in Griechenland. Darüber hinaus ist der EFSI ein wirkungsvolles Instrument, um noch mehr Mittel für Klimafinanzierungen zu mobilisieren und die Durchführung der Vorhaben zu beschleunigen.

Großer Bedarf an Klimafinanzierungen

Die EIB ist der weltweit größte Geldgeber für Klimaschutzmaßnahmen. 2015 vergab die Bank den Rekordbetrag von 20,7 Milliarden Euro für Klimavorhaben in allen EU-Mitgliedstaaten sowie für Projekte von Nicaragua bis nach Nepal. Bis 2020 will die Bank 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzmaßnahmen bereitstellen.

Aber selbst die Finanzierungen der größten Entwicklungsbanken werden nicht ausreichen, um die Ziele der UN-Klimakonferenz von Paris umzusetzen. So wie der Investitionsplan für Europa private Mittel für Innovationen und kleine und mittlere Unternehmen mobilisiert, holt die EIB neben öffentlichen auch private Geldgeber ins Boot, indem sie bestimmte Risiken übernimmt.

Klimaschutzfinanzierungen, bei denen die EIB Risiken übernimmt

Wie finanziert die EIB den Klimaschutz?

Die EIB hat im Wesentlichen drei Methoden, um Klimavorhaben zu unterstützen:

  • Ko-Investitionen: Wie etwa beim Windpark Langmarken. Private Fondsmanager können größere Projekte finanzieren, die sie allein nicht bewältigen würden.
  • Beteiligungen an Fonds mit mehreren Risikoklassen: Öffentliche Fonds übernehmen einen größeren Teil des Risikos von Projekten und machen sie dadurch für private Geldgeber attraktiver.
  • „Gütesiegel“ für Projekte: Die Beteiligung der EIB signalisiert, dass ein Vorhaben eingehend geprüft wurde und als solide gilt. Das kann für Investoren entscheidend sein, die sich zwar für das Projekt interessieren, aber nicht über die Ressourcen der EIB oder ihre Erfahrung mit Infrastrukturvorhaben verfügen.

(Die EFSI-Säule des Investitionsplans für Europa spielt bei allen drei Methoden eine Rolle. Inzwischen hat die EIB mit Unterstützung des EFSI bereits Fondsbeteiligungen in Höhe von 738 Millionen Euro genehmigt, die für Klimaprojekte bestimmt sind.)

Wie funktionieren diese Konzepte nun genau?

Wasserkraftprojekt am Siti-Fluss in Uganda mit GEEREF-Beteiligung
Wasserkraftprojekt am Siti-Fluss in Uganda mit GEEREF-Beteiligung

Klimafinanzierungen: Risiko nach Wahl

Der Globale Dachfonds für Energieeffizienz und erneuerbare Energien (GEEREF) ist ein gutes Beispiel für einen Fonds, der Anlegern unterschiedliche Risiko-Rendite-Profile anbietet. Er beteiligt sich an Projekten, die mittelgroße Pensionsfonds in der Regel meiden, z. B. Wasserkraftanlagen auf den Philippinen, Solarkraftwerke in Indien oder Erdwärmeanlagen in Äthiopien. Der GEEREF, für den Norwegen, Deutschland und die EU 112 Millionen Euro bereitstellen, übernimmt jedoch einen Teil des Risikos, sodass Erstverluste mit öffentlichen Geldern aufgefangen werden und private Investoren eine Vorzugsrendite erhalten. Mit dieser intelligenten Risikoteilungsstrategie hat der Fonds 110 Millionen Euro von privaten Investoren mobilisiert. Der Großteil dieser Mittel wäre ohne den GEEREF wahrscheinlich nie in Klimaschutzvorhaben in Entwicklungsländern geflossen.

Bei allen Beteiligungen der EIB an Fonds mit unterschiedlichen Risikoklassen geht es vorrangig darum, welche Wirkung damit erzielt wird. Ein Beispiel dafür ist der Green for Growth, ein Fonds der Frankfurter Finance in Motion mit einem Volumen von 368 Millionen Euro. Die EIB hat 50 Millionen Euro in den Green for Growth investiert, der damit Erneuerbare-Energien- und Energieeffizienz-Projekte im Westbalkan und in der Türkei unterstützt. Die CO2-Einsparungen, die damit erreicht werden, entsprechen 1,9 Millionen Flugreisen zwischen Frankfurt und London. Diesen Herbst will der Green for Growth in Nordafrika und im Nahen Osten aktiv werden. Dafür hat er bei der EIB einen weiteren Finanzierungsbeitrag beantragt.

Gütesiegel für Klimaschutzprojekte

Auch „Gütesiegel“ der EIB ist ein wichtiger Aspekt der Klimafinanzierungen der Bank. Viele langfristig orientierte Investoren verfügen nicht über die erforderlichen Ressourcen, um Vorhaben wie beispielsweise ein Ökostromprojekt in Afrika eingehend zu prüfen. Sie wissen jedoch, dass die EIB diese Ressourcen hat. Folglich gilt die Beteiligung der EIB an einem Projekt als Beweis seiner Qualität und holt private Geldgeber ins Boot.

Genau so funktioniert es nun beim ersten Fotovoltaikkraftwerk in Senegal. Die im Februar abgeschlossene Finanzierung für Senergy ist die erste Investition des Meridiam Infrastructure Africa Fund, an dem die EIB mit 30 Millionen Euro beteiligt ist. Die EIB spielt bei der Verbesserung des Umwelt- und Sozialmanagementsystems des Fonds eine führende Rolle. Dabei kam ihr die langjährige Zusammenarbeit mit dem Fondsmanager zugute. Die Beteiligungen des Fonds sind auch volkswirtschaftlich solide. Deshalb sind auch Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds und ein Staatsfonds mit dabei. So kann Senegal nun Ökostrom zu deutlich geringeren Kosten produzieren und kommt damit einer nachhaltigen Entwicklung einen Schritt näher.