Kibuga Karithi erfüllt ein Versprechen, das er einst seiner sterbenden Frau gab: Er verschafft einer ganzen Region in Kenia Zugang zu bezahlbaren Gesundheitsleistungen

Vor drei Jahren starb seine Frau an Krebs, weil ihre Erkrankung viel zu spät diagnostiziert worden war. An ihrem Sterbebett versprach Kibuga Karithi ihr, bessere Krankenhäuser nach Kenia zu bringen. Patienten wie sie sollten nicht mehr Geld für eine Reise nach Indien zusammensparen müssen, um sich dort behandeln zu lassen. „Es ist ein bisschen lächerlich“, findet er, „und es ist an der Zeit, dass wir dem ein Ende bereiten.“

Wiederholt reiste Karithi nach Indien. Begleitet wurde er dabei von Peter Karanga, einem anglikanischen Pfarrer, der als Generalsekretär dem Nationalrat der Kirchen in Kenia dient. Gemeinsam wollten sie herausfinden, wie es indischen Krankenhäusern gelingt, einkommensschwache Menschen mit qualitativ guten medizinischen Leistungen zu einem Viertel des Preises zu versorgen, die eine vergleichbare Behandlung in Kenia kosten würde. In Indien entdeckten sie ein System, das sie nun auf Kenia übertragen wollen.

„So wie Ford das Fließband erfand, hat Indien ein System entwickelt, um die Menschen schnell und kostengünstig mit medizinischen Leistungen zu versorgen“, sagt Karithi. „Wenn es uns gelingt, in Kenia ein ebenso effizientes System aufzubauen, werden wir ähnliche Ergebnisse erzielen. Ganz ehrlich, wir wollen, dass das auch in Afrika möglich wird – dass Afrika eine medizinische Versorgung erhält, die der Versorgung in anderen Teilen der Welt in nichts nachsteht.“

Krankenhausleiter Kibuga Karithi

Krankenhausleiter Kibuga Karithi

Die medizinische Unterversorgung der ärmeren Bevölkerungsschichten beenden

Karithi ist Geschäftsführer eines neu sanierten und erweiterten Krankenhauses in Kaimosi, im Westen Kenias. Sein Haus schließt die Lücke zwischen unterfinanzierten staatlichen Krankenhäusern und den Einrichtungen in Nairobi, die so teuer sind, dass sich nur die wohlhabendsten kenianischen Familien die Behandlung dort leisten können. Das Krankenhaus bietet:

  • 100 Betten
  • eine Intensivstation
  • Operationssäle
  • Labore und Diagnosedienste
  • eine Entbindungsstation
  • umfassende Möglichkeiten zur Behandlung von HIV

Bis Ende des Jahres soll das Jumuia Friends Hospital täglich 500 Patienten versorgen können. Dank einer Finanzierung, die von der Europäischen Investitionsbank unterstützt wird, hofft das Krankenhaus zudem, ab diesem Zeitpunkt ohne wirtschaftliche Verluste arbeiten zu können.

Jumuia-Krankenhaus kurbelt lokale Wirtschaft an

Das erste Krankenhaus öffnete hier bereits vor 110 Jahren seine Pforten. Es versorgte Westkenia sowie Teile Ugandas und Tansanias. 1967 kam es in öffentliche Hand. Als der Nationalrat der Kirchen das Haus vor zwei Jahren übernahm, war es „in erbärmlichem Zustand“, so Karithi.

Für jede schwerwiegendere Verletzung oder Erkrankung mussten die Menschen aus der Region deshalb bis ins 340 Kilometer entfernte Nairobi fahren. „Nach der Sanierung und dem Ausbau wird das Krankenhaus nun fast alle Erkrankungen behandeln können und die Patienten müssen nicht mehr an weit entfernte Häuser verwiesen werden“, sagt Dr. Sharon Ogimda, Ärztin im Jumuia-Krankhaus. „Es ist eine gute Einrichtung, die vielen in der Gegend helfen wird.“

Doktor Sharon Ogimda untersucht die schwangere Rose Kigali

Doktor Sharon Ogimda untersucht die schwangere Rose Kigali

Bereits am Tag der Wiedereröffnung im Oktober empfing das Krankenhaus neue Patienten. Zu ihnen gehörte Rose Kagali, eine Schwangere aus einem benachbarten Dorf, die über frühe erste Wehen klagte. Doktor Ogimda kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die Geburt noch nicht unmittelbar bevorstand, und sorgte dafür, dass sich Rose in der Ambulanz noch einige Zeit ausruhen konnte.

„Es ist das beste Krankenhaus, das je in unserer Nähe eröffnet wurde“, sagt Rose. „Die Menschen freuen sich sehr darüber.“

„Den anderen Krankenhäusern in der Region“, berichtet Rose, „fehlt es an Ausrüstung und Mitarbeitern. „Die Patienten müssen deshalb manchmal lange auf eine Behandlung warten. Hier läuft es ganz anders. Sie werden freundlich aufgenommen und bekommen die Fürsorge, die Ihnen zusteht.“

Das Krankenhaus wird mindestens fünf verschiedene Bezirke Kenias versorgen und mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigen. Mit seinem Bedarf an Nahrungsmitteln und anderen Verbrauchsgütern wird Jumuia zudem der Wirtschaft vor Ort einen ordentlichen Schub verleihen. „Es wird eine wichtige Triebkraft für den sozialen Wandel in dieser Gegend sein“, sagt Pfarrer Karanga, der auch dem Verwaltungsrat des Krankenhauses vorsitzt.

Pfarrer Peter Karanga

Pfarrer Peter Karanga

Afrikanisches Krankenhaus erhält flexible Finanzierung

Um das Krankenhaus zu finanzieren, hat Karangas Nationalrat der Kirchen eine Zweckgesellschaft gegründet.

Da die Kreditzinsen der kenianischen Geschäftsbanken stark schwanken, war Karanga sehr an einer Finanzierung durch die EIB gelegen, die durch eine regionale Entwicklungsbank mit Sitz in Nairobi vermittelt wurde. Die EIB bot zudem ein Darlehen, das eine längere Laufzeit hat, als bei kenianischen Banken üblich.

„Die EIB-Finanzierung war extrem flexibel“, berichtet Karanga. „Die Mitarbeiter der EIB kamen sehr schnell von den theoretischen Überlegungen und der Konzeption zur Auszahlung. Vor allem aber standen sie, sobald sie unser Anliegen verstanden hatten, ganz auf unserer Seite.“

In den kommenden 15 Jahren hofft Karanga seine Erfahrungen mit der Modernisierung und dem Ausbau des Jumuia-Krankenhauses in ganz Kenia anwenden zu können. Er möchte eine Unternehmensgruppe mit zwölf Häusern in ganz Kenia aufbauen, die neben Spezialkliniken auch ein Lehrkrankenhaus umfassen soll. „Uns geht es um ein landesweites Angebot, aber nicht um den Profit. Wir investieren in eine Mission und verfügen über 100 Jahre Geschäftserfahrung in Kenia“, erklärt er. „Wir werden hier bleiben.“

Der neue Kernspintomograph im Jumuia-Krankenhaus

Der neue Kernspintomograph im Jumuia-Krankenhaus