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    Von Eva Gerőházi und Iván Tosics

    Der nachfolgende Text gibt die Ansicht der Autoren wieder, die nicht unbedingt der Sichtweise der Europäischen Investitionsbank entspricht. 


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    Győr (deutsch Raab) liegt im Dreieck Budapest–Wien–Bratislava: Hier kreuzen sich Handelswege zu Land und zu Wasser. Obwohl die Stadt relativ klein ist, ist sie der wichtigste Standort Nordwestungarns. Als eines der sieben wichtigsten regionalen Zentren Ungarns sind Győr und Umgebung im aktuellen europäischen hierarchischen Städtesystem als funktionales Stadtgebiet von nationaler und internationaler Bedeutung eingestuft. Wie in vielen anderen mitteleuropäischen Städten haben sich auch in Győr das städtische Gefüge und die Wirtschaft im letzten halben Jahrhundert tief greifend verändert.

    Seit den 1970er-Jahren ist Győr rasch gewachsen und hat wesentlich mehr ausländische Direktinvestoren angelockt, als bei der Größe der Stadt zu erwarten gewesen wäre. Ein bestimmender Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung war die historisch starke und gut entwickelte Automobilindustrie in der Stadt. Wichtig waren aber auch die gute Schienen- und Straßenanbindung, das für ungarische Verhältnisse überdurchschnittlich breite Infrastrukturangebot, die fest verankerte Kultur der Chancengleichheit und das hohe Bildungsniveau.

    Anfang der 1990er-Jahre wurden die meisten staatlichen Unternehmen in Győr in privatwirtschaftliche Firmen umgewandelt, wodurch sich das Wachstum weiter beschleunigte. Die Eröffnung des Industrieparks 1992, der seitdem weltweite Aufmerksamkeit gefunden hat, und die Einweihung des Audi-Werks 1994 brachten eine Wende in der Entwicklung der Stadt. Im Industriepark sind heute über hundert Unternehmen aus 14 Ländern ansässig.

    Verstärkt wurde das wirtschaftliche Wachstum Győrs auch durch den Wiederaufbau des Stadtzentrums, der in den 1970er-Jahren begann. Bereits 1989 wurde der Einsatz der Stadt für die Denkmalpflege mit dem europäischen Preis für Denkmalschutz gewürdigt. Die größten Bau- und Sanierungsprojekte leitete Győr jedoch erst nach der Jahrtausendwende ein. Zu den wichtigsten Vorhaben gehören die Nádor-Unterführung und neue Parkhochhäuser zur Entlastung der Innenstadt, die Sanierung der Altstadt, einschließlich mehrerer bekannter Plätze, sowie kostenlose Stadtbusse für die gesamte Innenstadt. Die sanierten historischen Bauwerke und instand gesetzten Bastionen der Burg bieten heute eine ideale Bühne für Kulturveranstaltungen.

    Durch das wirtschaftliche Wachstum brauchte die Stadt unbedingt eine besser integrierte Infrastruktur. Genau in diesem Bereich zeigt sich die Rolle der EIB am deutlichsten. Die EIB kofinanzierte beispielsweise neue Schienenfahrzeuge für die Bahnverbindungen zwischen Österreich und Ungarn. Außerdem unterstützte sie die Modernisierung und den Ausbau des Stromübertragungsnetzes der Stadt, um den Großraum Budapest besser mit dem Nordwesten des Landes zu verbinden. In den letzten Jahren konnte eine der großen Hochschulen der Stadt mit EU-Mitteln ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum und eine Bibliothek bauen.

    Győr schneidet heute bei vielen Messgrößen für wirtschaftlichen Erfolg besser als der Landesdurchschnitt ab. Das Pro-Kopf-BIP der Stadt ist zwölf Prozent höher als der nationale Durchschnitt, und die Wohnimmobilienpreise steigen um zehn Prozent pro Jahr. Győr will in Zukunft nicht nur seine Infrastruktur weiter ausbauen, sondern auch verstärkt auf kulturelle Angebote setzen und seinen noch jungen Ruf als Stadt des Sports festigen. 2019 soll mit dem Bau einer inneren Ringstraße begonnen werden. Außerdem sind die Sanierung und Integration des städtischen und regionalen Bus- und Zugbahnhofs geplant. Damit kann Győr weiter zum wirtschaftlichen Wachstum Ungarns beitragen.

    Zudem soll das Gelände einer über hundert Jahre alten Fabrik nahe der historischen Altstadt nach einem Gesamtkonzept in ein neues Wohngebiet umgestaltet werden. Damit soll die Attraktivität der Stadt erhöht werden, um sich gegenüber den nahe gelegenen Städten Wien und Budapest behaupten zu können. Győr wurde vor Kurzem in die engere Wahl für die Ernennung zur Kulturhauptstadt Europas 2023 gezogen. Das übergeordnete Ziel ist nach Aussage des Bürgermeisters, eine Einwohnerzahl von 300 000 in einer Stadt zu erreichen, die Tourismus, Kultur und Bildung zu einem lebenswerten Ensemble für alle bündelt.

    Der nachfolgende Text gibt die Ansicht der Autoren wieder, die nicht unbedingt der Sichtweise der Europäischen Investitionsbank entspricht. 

    >@EIB