• Privatsektor ist treibender Motor für Wiederankurbelung der Investitionstätigkeit
  • Produzierende Unternehmen setzen mehr als alle anderen auf neue Produkte, Internationalisierung, Technologie und Innovation
  • Französische Unternehmen sorgen sich im Gegensatz zu anderen europäischen Unternehmen weniger um die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften als vielmehr um die Arbeitsmarktregulierung
  • Die erstmals befragten Kommunen zeigten sich mit Qualität der Infrastruktur insgesamt zufrieden, beklagten jedoch Investitionsmangel

Das Investitionsniveau in Frankreich nähert sich mit großen Schritten dem Stand vor der Krise von 2007 bis 2008. Dennoch hinkt die Investitionstätigkeit in einigen Wirtschaftssektoren noch hinterher. Laut der Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung in Frankreich 2017 (EIBIS), an der über 600 französische Unternehmen teilnahmen, investierten die meisten Wirtschaftsakteure im letzten Geschäftsjahr mehr und planen, in diesem Jahr so weiterzumachen. Jedoch wurden ungewisse Zukunftsaussichten und die Arbeitsmarktregulierung als häufigste Investitionshindernisse genannt.

Die Umfrageergebnisse wurden heute auf einer Konferenz der Europäischen Investitionsbank und der französischen Zentralbank Banque de France in Paris vorgestellt. Dabei wurde erörtert, wie dafür gesorgt werden kann, dass die derzeitigen Investitionstrends in Frankreich möglichst von Dauer sind und auf alle Wirtschaftszweige überspringen. Dieses Jahr wurde die EIBIS durch eine Umfrage zu Infrastrukturinvestitionen der Kommunen ergänzt, die die Investitionsdebatte auf eine breitere Basis stellt. Die EIB führte als Beispiel außerdem die bisher von ihr im Rahmen der Investitionsoffensive für Europa (Juncker-Plan) vergebenen Finanzierungen an. Bisher erhielt Frankreich die meisten durch die EU-Haushaltsgarantie besicherten Mittel. 

Ambroise Fayolle, der für Finanzierungen in Frankreich zuständige EIB-Vizepräsident: „Wir beobachten ein echtes Aufleben der Investitionstätigkeit in Frankreich, das vor allem dem Privatsektor und insbesondere den produzierenden Unternehmen zu verdanken ist. Dies wirkt sich bereits auf die Beschäftigung aus. Andererseits sind die Investitionen in die öffentlichen Infrastrukturen seit 2013 konstant rückläufig, in erster Linie in den Bereichen Verkehr und Bildung. Mit darauf zugeschnittenen Produkten kann die EIB-Gruppe die Investitionslücke, die sich in den Krisenjahren aufgetan hat, ein Stück weit schließen und ein investitionsförderliches Umfeld schaffen, vor allem für junge, innovative Unternehmen. Dazu sollte sie auch die Finanzierungsmöglichkeiten des Juncker-Plans noch weiter ausschöpfen.“

François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Banque de France: „Investitionen und Innovation sind die Schlüssel zu einem nachhaltigen und ausgewogenen Wachstum. Um innovativ zu sein, müssen Unternehmen Risiken eingehen können. Dazu benötigen sie mehr Eigenkapitalfinanzierungen. Deswegen bin ich für die Einrichtung einer Finanzierungsunion (Union de Financement) – ein umfangreiches und ehrgeiziges Unterfangen, durch das die Spargelder von 400 Milliarden Euro, die in Europa brachliegen, in Innovationen geleitet werden.“

Debora Revoltella, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB: „Für französische Unternehmen stellen ungewisse Zukunftsaussichten und die Arbeitsmarktregulierung die größten Investitionshindernisse dar. Dafür sorgen sich die französischen Unternehmen weniger als alle anderen europäischen Unternehmen um die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften. Dies ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Frankreich bei Investitionen in die Schulung von Arbeitskräften absoluter Spitzenreiter ist. Gleichzeitig ist jedes dritte Unternehmen der Ansicht, dass der Schwerpunkt der öffentlichen Investitionen in der nahen Zukunft auf der Berufs- und Hochschulbildung liegen sollte. Als Vorbereitung auf die Zukunft ist es deswegen wichtig, Investitionen in das Humankapital sowie in Forschung und Entwicklung zu verstärken.“

Wichtigste Ergebnisse der EIBIS

Unternehmen des Privatsektors: Die meisten französischen Unternehmen geben an, dass sie ihre Investitionstätigkeit im letzten Geschäftsjahr verstärkt haben, und 85 Prozent der Unternehmen nahmen während dieses Zeitraums tatsächlich Investitionen vor. Die Zahl entspricht dem Vorjahreswert und liegt nur knapp über dem EU-Durchschnitt von 84 Prozent. Jedoch sind in Frankreich mehr Unternehmen als in den europäischen Nachbarländern der Ansicht, dass ihre Maschinen nicht dem neuesten Stand der Technik und ihre Gebäude und Einrichtungen nicht den höchsten Energieeffizienzanforderungen entsprechen.

Die Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe zeigten größere Investitionsbereitschaft (94 Prozent) als Unternehmen aus dem Baugewerbe (81 Prozent) und aus dem Dienstleistungssektor (74 Prozent). Außerdem investierten diese Unternehmen auch mit mehr Nachdruck in neue Produkte und Dienstleistungen, Mitarbeiterschulungen, internationale Expansion und weltweite Innovationen. Nicht zuletzt geben sie auch am ehesten an, dass sie mit Blick auf die Anforderungen in ihren jeweiligen Märkten zu wenig investieren (23 Prozent).

Ungewisse Zukunftsaussichten wurden am häufigsten als Investitionshindernis genannt. Französische Unternehmen (62 Prozent) sorgen sich weniger als andere europäische Unternehmen (72 Prozent) um die Verfügbarkeit von Arbeitskräften mit den richtigen Qualifikationen, sondern sehen vielmehr in der Regulierung des Arbeitsmarkts ein Investitionshindernis (71 Prozent in Frankreich gegenüber 62 Prozent in der EU). In Frankreich werden Investitionen öfter durch externe Mittel, z. B. Bankdarlehen, (51 Prozent) als aus eigenen Mitteln (46 Prozent) finanziert. Dies deckt sich nicht mit dem EU-Durchschnitt.

Hinsichtlich der Schwerpunkte für öffentliche Investitionen ist jedes dritte Unternehmen der Ansicht, dass die Berufs- und Hochschulbildung in den nächsten drei Jahren höchste Priorität haben sollte (32 Prozent), gefolgt von der Verkehrsinfrastruktur (16 Prozent) und der Telekommunikationsinfrastruktur (11 Prozent). Dies weicht vom EU-Durchschnitt ab, laut dem nur jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) den größten Investitionsbedarf bei der Berufs- und Hochschulbildung sah, gefolgt von der Verkehrsinfrastruktur (23 Prozent).

Kommunen: Französische Kommunen zeigten sich mit der Qualität der Infrastruktur insgesamt zufriedener als Kommunen in anderen EU-Ländern.  Dagegen sehen sie große Probleme bei der Verringerung der Investitionslücken im Gesundheits- und im Bildungswesen in den nächsten fünf Jahre. Die größten Investitionshindernisse bei der kommunalen Infrastruktur sind knappe Haushaltsmittel und Verschuldungsobergrenzen. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt finanzieren französische Kommunen die Infrastruktur eher mit externen Mitteln, vor allem Bankdarlehen.