• Laut den Ergebnissen der Investitionsumfrage der EIB-Gruppe (EIBIS) erhöhen polnische Unternehmen nach 25 Jahren schwacher Investitionen ihren Kapitalstock
  • Die Unternehmensinvestitionen liegen jedoch immer noch unter dem EU-Durchschnitt, und der Mangel an angemessen qualifizierten Arbeitskräften ist derzeit das größte Investitionshindernis
  • Produktivität und Innovation sind der Schlüssel, um die Wachstumsdynamik aufrechtzuerhalten, und der Aufbau einer Wissenswirtschaft erfordert ein starkes öffentliches und privates Engagement
  • Auch die Kommunen treiben ihre Investitionspläne voran. Für sie hat Modernisierung künftig Priorität vor Instandhaltung

Polens Wirtschaft verzeichnet weiterhin eine stabile und vielversprechende Entwicklung. Das robuste Wirtschaftswachstum wird 2018 voraussichtlich anhalten, denn der private Verbrauch ist kräftig, und die Investitionstätigkeit erholt sich nach einer durch die Zyklizität der EU-Mittel bedingten Schwächephase zurzeit wieder. Um eine langfristige Konvergenz mit der EU und ein nachhaltiges Wachstum sicherzustellen, muss Polen jedoch noch erhebliche Strukturprobleme lösen.

Die wichtigsten Ergebnisse der jährlichen Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung (EIBIS) wurden heute auf einer Konferenz in Warschau diskutiert, die die Europäische Investitionsbank (EIB) gemeinsam mit der polnischen Zentralbank (NBP) organisiert hat. Ergänzend zu ihrer jährlichen Umfrage hatte die EIB eine einmalige Erhebung auf kommunaler Ebene durchgeführt. Diese lieferte wertvolle zusätzliche Informationen zum Investitionsbedarf von Gebietskörperschaften und zu den Faktoren, die sie daran hindern, mehr zu investieren. 

„Polen ist in den letzten 25 Jahren robust gewachsen, hat aber nur wenig investiert, und die Lücken im Kapitalstock sind immer noch erheblich“, erklärte Debora Revoltella, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der Europäischen Investitionsbank. „Um seinen Wachstumskurs fortzusetzen, muss Polen sein Wachstumsmodell anpassen. Es muss vor allem die Produktivität steigern und dafür sorgen, dass der private und der öffentliche Sektor in den Aufbau einer wissensbasierten Wirtschaft investieren. Auch die erforderliche Finanzierung muss vorhanden sein, und die Finanzierungsinstrumente der EU können hier eine Rolle spielen.“

Vazil Hudák, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank: „Polen hat eindeutig erhebliche Fortschritte bei den Unternehmensinvestitionen erzielt, gehört in diesem Bereich aber offenbar zu den Schlusslichtern in der EU. Vor allem in immaterielle Vermögenswerte wird wenig investiert – selbst im Vergleich zu anderen EU-Ländern, die hier noch Nachholbedarf haben. Die EIB steht daher bereit, Polen mit der notwendigen Finanzierung unter die Arme zu greifen, damit das Land sein Wachstumsmodell durch qualitativ hochwertige Investitionen umstellen und seinen erfolgreichen Konvergenzkurs in der EU fortsetzen kann.“

Link zum Bericht 

Wichtigste EIBIS-Ergebnisse im Überblick:

Unternehmen: Der Anteil der polnischen Unternehmen, die ihre Investitionen im vergangenen Geschäftsjahr gesteigert haben, ist höher als der, die ihre Investitionen zurückgefahren haben. Diese positive Tendenz hält im bisherigen Jahresverlauf an: Insgesamt erwarten alle Sektoren, ihre Investitionen zu erhöhen. Allerdings haben rund ein Viertel der polnischen Unternehmen (24 Prozent) ihrer Meinung nach in den letzten drei Jahren zu wenig investiert. Dieser Wert liegt über dem EU-Durchschnitt von 15 Prozent. Auch wenn die meisten Firmen nach eigenen Angaben vor allem Ersatzinvestitionen tätigen werden, gehen sie allmählich zum Aufbau neuer Kapazitäten und zur Entwicklung neuer Produkte über. Als größte Investitionshürden werden der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften (89 Prozent) und die insgesamt ungewissen Zukunftsaussichten (87 Prozent) genannt. Beide Faktoren werden in Polen häufiger angeführt als im EU-Durchschnitt.

Kommunen: Für die letzten fünf Jahre melden knapp unter 60 Prozent der polnischen Kommunen einen Anstieg der Investitionstätigkeit in ihrem Gebiet und nur neun Prozent einen Rückgang. Dennoch sind 38 Prozent der polnischen Kommunen der Ansicht, dass die Investitionstätigkeit bei ihnen hinter dem erforderlichen Maß zurückbleibt. Als größten Hemmschuh für Infrastrukturinvestitionen führen sie das langwierige Genehmigungsverfahren an. Danach folgt der Zugang zu externen Finanzierungen, ein Punkt, der in Polen mehr Gewicht hat als in anderen EU-Ländern. Für ihre Infrastrukturinvestitionen greifen die Kommunen meist auf eigene Mittel sowie auf EU-Programme zurück.