Sozial orientierte Organisationen in Portugal haben keinen Zugang zu Kapital. Doch dafür gibt es Abhilfe, wie aus einem heute veröffentlichten Bericht hervorgeht, den das EIB-Institut in Auftrag gegeben hatte. Erstellt wurde der Bericht* vom Konsortium Quaternaire Portugal (QP) und von Laboratório de Investimento Social (LIS).

Die Ergebnisse des Berichts wurden in einem Rundtischgespräch vorgestellt, das am 27. September in Amarante stattfand. Dort hat auch das Gründerzentrum für soziale Innovation IRIS seinen Sitz, das kürzlich vom EIB-Institut und PortusPark eingerichtet wurde und die Regionalentwicklung fördern soll.

In Portugal werden die meisten sozialen Dienste von rund 5 000 Organisationen erbracht, die als private Institutionen für soziale Solidarität (IPSS) eingestuft sind. Sie sind unterkapitalisiert und finden nur schwer Zugang zu Finanzierungsmitteln. Da Banken in diesem Segment kein Marktpotenzial sehen, entwickeln sie auch keine Finanzprodukte, die den Bedürfnissen dieser Organisationen entsprechen. Öffentliche Mittel sind auch knapp.

Für dieses Problem bieten sich verschiedene Lösungen an: Großanleger wie die EIB-Gruppe oder EMPIS (Estrutura de Missão Portugal Inovação Social) sollen mit ihren Finanzierungen in erster Linie Risiken übernehmen und so Mittel von privaten Investoren mobilisieren. Dabei müssen sie dafür sorgen, dass keine Überschneidungen zwischen ähnlichen Initiativen auf nationaler Ebene (Portugal) und auf europäischer Ebene auftreten.

Private Investoren (Banken, Unternehmen, Business Angels und Risikokapitalfonds) sollen neue Produkte entwickeln, die den Anforderungen von Sozialunternehmen entsprechen. In diesem Zusammenhang wurden wiederholt zwei Arten von Finanzprodukten genannt: Factoring und flexible Cashflow-Lösungen. Die Entwicklung maßgeschneiderter Produkte für Sozialunternehmen könnte dazu führen, dass der Bankensektor die Sozialwirtschaft als besonderes Kundensegment erkennt.

Um leichter Zugang zu Kapital zu erhalten, sollten sich sozial orientierte Organisationen auf Programme für den Aufbau und schnelleren Ausbau ihrer Kompetenzen konzentrieren. So werden sie eigenständiger und können die vorhandenen Finanzierungsmechanismen wie Crowdfunding oder Peer-to-Peer-Kredite besser verstehen.

Der öffentliche Sektor, der die wichtigste Finanzierungsquelle für sozial orientierte Organisationen in Portugal ist, sollte ihnen gegenüber einen anderen Ansatz verfolgen (z. B. neue, ergebnisbasierte Vertragsmodelle) und mit Pilotprojekten wie der Junior Code Academy in Lissabon beginnen.

Außerdem brauchen sozial orientierte Organisationen in Portugal einen rechtlichen Status, der es ihnen ermöglicht, über die Ausgabe von Anteilen Beteiligungskapital aufzunehmen. Beispiele aus anderen Ländern (Vereinigtes Königreich, Italien, Frankreich, USA) zeigen, dass Mischstrukturen aus sozial orientierten Organisationen und privatwirtschaftlichen Unternehmen möglich sind.

„Portugiesische Sozialorganisationen können sich nur entwickeln, wenn sie über Finanzierungsmittel verfügen. Ich bin sicher, dass die Schlussfolgerungen des Berichts und die Empfehlungen der heutigen Gesprächsrunde dazu beitragen werden, die derzeitigen Engpässe bei der Kreditvergabe abzubauen“, erklärte Francisco de Paula Coelho, Dekan des EIB-Instituts.

Für die Co-Autoren des Berichts – QP und LIS – ist das ein wichtiger Schritt, damit die auf Organisationen der Sozialwirtschaft ausgerichteten Finanzinstrumente dem Finanzierungsbedarf dieser Kunden künftig besser entsprechen. Zur Korrektur des Marktversagens sind weitere Schritte erforderlich. Dabei spielt auch die öffentliche Sozialpolitik eine Rolle, die Organisationen der Sozialwirtschaft dazu veranlassen muss, effizienter zu arbeiten und bessere Organisationsstrukturen aufzubauen.



* Der Bericht „Social enterprises’ access to finance: an exploration into the constraints around social businesses’ access to finance in Portugal“ ist abrufbar unter http://institute.eib.org/.