Auf der kleinen Insel Mauritius presst ein innovatives Unternehmen den letzten Cent aus Zuckerrohr – und schützt dabei die Umwelt.

Dies ist die Geschichte eines Zuckerrohrproduzenten auf einer Insel zweitausend Kilometer vor der Küste des südlichen Afrika. Die Manager des Unternehmens standen vor bedrohlichen Veränderungen und reagierten darauf mit einer ganzen Reihe von Innovationen. In der Europäischen Investitionsbank fanden sie einen Partner, mit dem sie im Lauf von sechs Jahren neue Geschäftsfelder aufbauten. So konnte ihnen das Damoklesschwert, das über ihnen schwebte, nichts mehr anhaben. Gleichzeitig machten sie sich auch noch um den Umweltschutz in ihrer kleinen Heimat im Indischen Ozean verdient.

„Sie haben nicht nur ihre Grundstoffe selbst produziert. Sie verknüpften auch verschiedene Geschäftsfelder in der Agrarwirtschaft und bewirkten damit handfeste soziale Verbesserungen“, meint Diederick Zambon, Leiter der EIB-Abteilung Öffentlicher Sektor – Afrika. „Es ist eine tolle Story.“

Zuckerschock

Vor rund zehn Jahren reformierte die Europäische Union im Zuge internationaler Handelsverhandlungen den Zuckermarkt. 33 Jahre lang hatten die Zuckerproduzenten in mehreren Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifischen Ozeans feste Mengen Zucker nach Europa exportiert und dafür einen Garantiepreis erhalten.

Mit dem Wegfall der Garantie brach der Zuckerpreis zwischen 2006 und 2009 auf diesen Märkten um 36 Prozent ein. Es musste etwas geschehen.

Mon Tresor & Mon Desert, ein Zuckerproduzent mit einer 150 Jahre alten Firmengeschichte, erfand sich 2009 neu und wurde zu Omnicane. Die Pläne des neuen Unternehmens waren alles andere als nostalgisch.

Während andernorts viele Zuckermühlen schlossen, modernisierte Omnicane seine Fabrik in La Baraque im Süden der Insel. Heute wird das gesamte Zuckerrohr, das im Süden von Mauritius geerntet wird, hier verarbeitet. Und nicht nur das: Omnicane zündete ein wahres Feuerwerk von Innovationen und errichtete auf seinem Gelände in La Baraque Anlagen, die die Nebenprodukte der einzelnen Verarbeitungsstufen in neue Produkte verwandeln. In jedem Schritt fand eine Wertschöpfung statt.

Omnicane erschloss sich Geschäftsfelder wie die Zuckerraffination, Stromerzeugung und Destillation von Ethanol, an die zu Zeiten der Garantiepreise niemand gedacht hätte.

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Omnicane raffiniert selbst

Traditionell schnitten die Zuckerrohrbauern auf Mauritius das Zuckerrohr, stellten daraus in einem einfachen Prozess Rohzucker her und schickten diesen nach Europa. Dort wurde der Zucker raffiniert und verbrauchsfertig gemacht. Omnicane errichtete nun eine Raffinerie für seinen Rohzucker, um mit dem Export und Verkauf des Fertigprodukts, dem Weißzucker, mehr Geld zu verdienen.

Mit einem Darlehen der Europäischen Investitionsbank von 15 Millionen Euro baute Omnicane eine Zuckerraffinerie in La Baraque. Diese Mittel waren Teil eines Darlehens von 30 Millionen Euro, das die EIB mauritischen Unternehmen gewährte.

Die Raffinerie gab 100 Beschäftigten Arbeit. Einige hatten vorher schon in der Rohzuckerproduktion des Unternehmens gearbeitet, andere wurden neu eingestellt. „Diese Menschen waren entweder arbeitslos oder wären es geworden“, erklärte Rajiv Ramlugon, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Omnicane. „Unraffinierter Zucker hatte keine Zukunft mehr.“

In La Baraque produziert Omnicane bis zu 200 000 Tonnen raffinierten Zucker jährlich. Der Bau der Raffinerie erwies sich als kluger Schachzug. Aber er schuf auch ein neues Problem.

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Kristalle, Brei und Sprudelbläschen

Bis der Zucker verbrauchsfertig ist, muss er eine Reihe von industriellen Prozessen durchlaufen haben. Das Zuckerrohr wird ausgepresst und der gewonnene Saft wird gereinigt, wobei Schwebstoffe herausgefiltert werden. In weiteren Schritten wird der Saft erneut gefiltert und mit Harzen behandelt, um ihm den grünen Farbstoff des Zuckerrohrs zu entziehen.

Der entstehende halbflüssige Brei wird weiter eingedickt und fließt dann in Zentrifugen, in denen die Zuckerkristalle vom Sirup getrennt werden. Dann wird der Zucker getrocknet, noch einmal gesiebt und verpackt.

Jetzt endlich können Sie ihn essen.

Aber wohin mit den Nebenprodukten, meist Melasse? Am Anfang musste Omnicane die Melasse billig verkaufen und in verschiedene Ecken der Welt schicken, wo sie in Ethanol umgewandelt oder als Tierfutterzusatz verwendet wurde.

Omnicane wollte auch diese Verarbeitungsschritte auf der Insel durchführen. Im Jahr 2013 erhielt das Unternehmen ein weiteres Darlehen von der EIB. Dieses Mal waren es acht Millionen Euro für den Bau einer Destillerie, in der Melasse zu Bioethanol vergoren wird. Hier sind 50 Mitarbeiter beschäftigt.

Aus den 90 000 Tonnen Melasse aus der eigenen Zuckermühle und den anderen Zuckerfabriken auf der Insel produziert Omnicane bis zu 24 Millionen Liter Bioethanol, das als Kraftstoffzusatz den Benzinverbrauch von Fahrzeugen senken kann. Bioethanol wird aber auch zu Alkohol verarbeitet, der im Lebensmittelsektor und für medizinische Zwecke zum Einsatz kommt.

Das ist aber noch nicht der letzte Schritt. Denn auch bei der Herstellung von Bioethanol fallen Nebenprodukte an, mit denen Omnicane selbstverständlich Geld verdient.

Bei der Vergärung von Melasse zu Ethanol entsteht Kohlendioxid. Omnicane scheidet täglich rund 25 Tonnen Kohlendioxid ab und verkauft sie nach einer Waschstufe an eine Nachbarfabrik, die Kohlensäure für Getränke herstellt – die Bläschen, die in Ihrer Cola sprudeln. Diese Technologie reduziert den Treibhausgasausstoß, weil zur Abscheidung von Kohlendioxid normalerweise fossile Brennstoffe verbrannt werden.

Bei der Destillation der Melasse fällt als Rückstand auch die sogenannte Vinasse an, die reich an Mineralstoffen wie Kalium ist. Auch diese weiß Omnicane lukrativ zu verwerten:

  • Die Vinasse wird in einem Verdampfungsprozess in konzentrierte Melasseschlempe verwandelt und als organischer Dünger an Zuckerplantagen verkauft.
  • Demnächst soll aus Vinasse auch Biomethan erzeugt werden. Omnicane arbeitet an einer Methode zur Gewinnung von Methangas aus Vinasse. Damit will das Unternehmen grünen Strom produzieren und in das Stromnetz des Landes einspeisen.
  • Auch Wärmeenergie in Form von Dampf und warmem Wasser wird erzeugt. Diese Energie wird für einige industrielle Prozesse auf dem Gelände in La Baraque verwendet.

„Omnicane verwertet alle Nebenprodukte, um maximalen Nutzen aus jedem Schritt zu ziehen“, lobt Vincent Girard, Kreditreferent in der EIB-Hauptabteilung Partner weltweit. „Das Unternehmen lässt sich keine Gelegenheit entgehen, um mit seinen Abfallprodukten Geld zu verdienen.“

Der Masterplan

Aus dem Einbruch des Zuckerpreises zogen die Manager von Omnicane den Schluss, dass eine weitere Diversifizierung nicht schaden kann. So nahmen sie bei der EIB ein Darlehen von acht Millionen Euro auf, um auf einem firmeneigenen Grundstück nahe dem internationalen Flughafen von Mauritius ein Viersternehotel mit 139 Zimmern zu errichten. Auf dem Gelände hatte vorher das Herrenhaus des Verwalters der Zuckerrohrplantagen gestanden. Das Holiday Inn Mauritius Airport wurde im Dezember 2013 eröffnet und beschäftigt rund 140 Mitarbeiter.

Mit weiteren 700 000 Euro von der EIB entwickelte Omnicane einen Masterplan für den Bau von Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Umgebung des Hotels. Nach Abschluss des Projekts werden rund 4 000 direkte und etwa ebenso viele indirekte Arbeitsplätze entstanden sein.

„Omnicane weiß, wie wichtig Diversifizierung ist“, meint Philippe Brown, Kreditreferent bei der EIB. „Das Unternehmen hat in Bereiche expandiert, die lukrativer als die Zuckerherstellung sind.“

Carbon Burnout

Not yet burned out

But Omnicane still had a circle to close.

Industrial designers are increasingly examining the way products are made to find techniques to avoid waste. Known as Circular Economy, this thinking begins long before the stage at which a product is discarded, reused, or recycled. Circular Economy is intended to be part of the planning and design phase of a product to ensure a long life, and high potential for reuse, repair and recycling.

“You transform an output that’s currently considered waste into a valuable input for another process,” says Marco Francini, an EIB engineer who worked on several Omnicane loans. “The environmental benefits are tremendous.”

The EIB has funded about EUR 15 billion in Circular Economy projects in the last 10 years.

Including the final stage of Omnicane’s industrial process.

In November 2015, the company signed a EUR 8 million deal, once again with the EIB. This time Omnicane will build an innovative “carbon burn-out” facility, which will be completed by August 2016. Employing around 15 people, the carbon burn-out will thermally reprocess the coal ash left over from three power plants in the company complex and elsewhere on the island, creating:

  • an additive for cement, reducing the import of Portland cement and saving tonnes of carbon dioxide that would have been emitted from the manufacture and import of that product
  • steam to power Omnicane’s other facilities

“It’s an industrial ecosystem,” says Rajiv Ramlugon. “It’s a cradle to cradle concept.”