Peking positioniert sich im Markt für grüne Anleihen – mit Hilfe der EU-Bank.

Gute Nachrichten für den Klimaschutz: Der Markt für grüne Anleihen dürfte deutlichen Auftrieb erhalten, nachdem auch China eingestiegen ist.

China, einer der größten Kohlendioxidproduzenten, ist rasch zu einem wichtigen Emittenten von grünen Anleihen geworden. Im Jahr 2016 begab das Land grüne Anleihen im Umfang von 30 Milliarden Euro – das sind rund 40 Prozent des weltweiten Volumens. 2015 waren es noch fast null.

„China kämpft mit enormen und ernstzunehmenden Umweltproblemen“, sagt Aldo Romani, der Experte der Europäischen Investitionsbank, der vor zehn Jahren die erste grüne Anleihe entwickelte. „Mit grünen Anleihen kann China über die internationalen Märkte zur Lösung globaler Probleme beitragen.“

Mitarbeiter der EIB besuchten dieses Jahr China, weil die Bank Klimaschutzprojekte in dem Land verstärkt fördern möchte. Die EIB wird dieses Jahr voraussichtlich zahlreiche Klimavorhaben in ganz China genehmigen, etwa in den Bereichen Verkehr, Forstwirtschaft und Energieeffizienz. 2016 vergab die Bank 298 Millionen Euro für Klimaprojekte in dem Land.

Die Bank der EU und die chinesische Zentralbank vereinbarten, einen gemeinsamen Rahmen für grüne Anleihen abzustecken und klarer zu definieren, welche Projekte infrage kommen. Beide Seiten hoffen, das Vertrauen chinesischer und internationaler Investoren zu stärken, indem sie eine gemeinsame Sprache sprechen.

Auf dem Gipfeltreffen EU-China im Juni in Brüssel wurde die Bedeutung dieser Zusammenarbeit hervorgehoben. Die Teilnehmer betonten, den Klimawandel mit vereinten Kräften bekämpfen zu wollen. Die EIB arbeitet mit der Volksrepublik China bereits bei grünen Anleihen zusammen, um einen Beitrag zur Arbeit der sogenannten Hochrangigen Sachverständigengruppe für nachhaltige Finanzierungen zu leisten. Diese von der Europäischen Kommission eingerichtete Gruppe soll die Nachhaltigkeit der EU-Finanzmarktpolitik fördern.


Aldo Romani von der EU-Bank erinnert daran, dass der Erfolg von grünen Anleihen vor zehn Jahren keineswegs sicher war.
Aldo Romani von der EU-Bank erinnert daran, dass der Erfolg von grünen Anleihen vor zehn Jahren keineswegs sicher war.

Erinnerungen an schwierige Zeiten

Dass grüne Anleihen sich zu einem solchen Erfolg entwickeln würden, war keineswegs abzusehen. Romani erinnert sich noch daran, wie angespannt die Lage im Büro vor zehn Jahren war. Das Thema Klimaschutz wurde damals heiß diskutiert, aber nur wenige sahen in grünen Anleihen eine mögliche Lösung.

Viele Experten hielten es für zu schwierig oder zu kompliziert, die Verwendung der beschafften Mittel nachzuverfolgen und zu beweisen, dass sie tatsächlich für die Umwelt eingesetzt werden.

„2007 glaubte niemand daran, dass sich grüne Anleihen auf lange Sicht durchsetzen würden, und alle wunderten sich, warum die EIB als einzige davon sprach“, so Romani, der bei der EIB für die Mittelbeschaffung in Euro zuständig ist.

Romani wurde erst kürzlich das dritte Jahr in Folge vom Finanznachrichten- und ‑datendienst Global Capital mit einem Preis für Umweltfinanzierungen ausgezeichnet. Von ihm stammt die Idee für grüne Anleihen, da er und seine Kollegen das Potenzial erkannten, auf den Finanzmärkten mehr Geld für die Umwelt zu mobilisieren.  „Wir sahen eine gute Chance, die Anleger zu begeistern und die Kapitalmärkte für einen guten Zweck zu nutzen“, erinnert er sich.

Heute feiert die EIB das zehnjährige Bestehen ihrer grünen Anleihen, und der Markt hat sich zu einer der größten Erfolgsgeschichten in der Klimafinanzierung entwickelt.

Wann ist eine Anleihe grün?

Mit grünen Anleihen wird Geld beschafft, um die Umwelt zu schützen, Emissionen zu verringern und nationale Treibhausgasziele zu erreichen. Die EIB begibt solche Anleihen und überwacht dann, in welche Projekte das aufgenommene Geld fließt. Anschließend teilt sie die Projektergebnisse online in sogenannten Wirkungsberichten mit.

„Das Konzept der grünen Anleihen der EIB ist ganz einfach“, so Romani. „Wir teilen das Geld Projekten zu, die zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen. Ganz wichtig dabei: Die Öffentlichkeit kann nachverfolgen, was wir tun.“

Die Bank der EU hat Projekte in über 40 Ländern mit den Erlösen aus grünen Anleihen finanziert. Zu den jüngsten Vorhaben gehören Solarkraftwerke in Spanien, Marokko und Südafrika, die Wärmedämmung von rund 1 000 Gebäuden in Bukarest, Wasserkraftwerke in Frankreich und Italien sowie Windparks in England und Österreich.

Letztes Jahr wurden weltweit grüne Anleihen im Volumen von 80 Milliarden Euro begeben. Vor fünf Jahren waren es nur wenige Milliarden, 2007 gerade mal knapp über 700 Millionen Euro. Laut Schätzungen der Climate Bonds Initiative, einer Nichtregierungsorganisation zur Förderung dieses Marktsegments, werden dieses Jahr grüne Anleihen im Volumen von 110–120 Milliarden Euro begeben werden. Mit bisher über 19 Milliarden Euro ist die EIB weltweit der größte Emittent grüner Anleihen.