Wenn Sie das hier lesen können, sind Sie vermutlich gerade nicht auf dem Land. Dort ist das Internet nämlich meist extrem langsam. Ein neuer Investitionsfonds soll dies nun ändern.

Wie lange hat Ihr Smartphone oder Tablet gebraucht, um diese Seite zu laden? Bestimmt nur ein paar Sekunden, denn sonst würden Sie diesen Beitrag wahrscheinlich nicht lesen. Stellen Sie sich vor, Sie würden weitab von den großen Ballungszentren wohnen und das Internet wäre immer langsam. Stellen Sie sich nun vor, wie Sie versuchen, in diesem Schneckentempo Ihren Geschäften nachzugehen.

Nur wenige von uns denken an die Infrastruktur, die es uns ermöglicht, überall und jederzeit online zu sein.  Doch für Menschen in ländlichen Gebieten kann sich der Internetzugang als große Herausforderung erweisen.  In dünn besiedelten Gebieten mit vergleichsweise wenigen Kunden gibt es oft nur einen einzigen Internetanbieter. Und der verspürt in der Regel wenig Anreiz, Kabel oder andere Infrastrukturen zu verbessern. Die Verbindungen werden daher nicht schneller.  Andere Anbieter schrecken wiederum vor den Investitionen zurück, weil Telekommunikationsprojekte sich erst langfristig rentieren und die Rendite aufgrund der geringen Kundenzahl als unzureichend erachtet wird.

Der Breitbandinfrastrukturfonds reagiert auf das Marktversagen

Der Breitbandfonds der Connecting-Europe-Fazilität (CEF) will gegen dieses Versagen des Breitbandmarktes in ländlichen Gebieten angehen.  Der Fonds, der von der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission im Rahmen der Connecting-Europe-Fazilität eingerichtet wurde, soll für Anleger einen Anreiz schaffen, den Ausbau des Breitbandnetzes in abgelegenen Gebieten zu finanzieren.

„Wenn der CEF-Breitbandfonds bei der Finanzierung ländlicher Projekte erfolgreich ist, können weitere Eigenkapitalfonds aufgelegt werden, die die Lücken bei den privaten Finanzierungen für digitale Projekte in Europa schließen“, so Harald Gruber, Leiter der Abteilung Digitale Wirtschaft bei der EIB.

Die Connecting-Europe-Fazilität soll dafür sorgen, dass bis 2020 alle Haushalte in der EU über einen schnellen Breitbandinternetzugang verfügen und 50 Prozent aller Haushalte sogar ultraschnelle Breitbanddienste nutzen können.

Hohe Nachfrage für den ländlichen Raum vorhergesagt

Der Fonds wird zeigen, ob es auf dem Land trotz der recht geringen Bevölkerungsdichte tatsächlich eine hohe Nachfrage nach Hochgeschwindigkeitsinternet geben wird. Schätzungen zufolge dürften bis zu 80 Prozent der Haushalte, die Zugang zum Glasfasernetz haben, auf das Angebot zurückgreifen. In den meisten Fällen werden die vom Fonds unterstützten Projekte nämlich die einzige Möglichkeit für einen Breitbandzugang bieten.

Der Fonds soll 500 Millionen Euro einwerben und damit drei Milliarden Euro für Investitionen in Breitbandinfrastrukturprojekte mobilisieren. Die Struktur des Fonds bietet privaten Anlegern, die in Vorhaben in ländlichen Gebieten investieren wollen, einen hohen Schutz.

Weniger Risiken für private Investoren

Die höchste Risikotranche des Fonds – der Beitrag der Connecting-Europe-Fazilität – deckt alle Erstverluste ab. Sämtliche darüber hinausgehenden Verluste werden durch einen Beitrag der EIB abgedeckt. Letzterer wird durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen, der Teil der Investitionsoffensive für Europa ist, abgesichert. Die EFSI-Garantie trägt entscheidend dazu bei, dass die Tätigkeit des Fonds in Gang kommt. Ohne diese Garantie könnte die EIB ein Projekt mit einem derart hohen Risiko nicht finanzieren.

Durch die ersten beiden Tranchen sind die Kapitalzusagen für die letzte Tranche – von nationalen Förderbanken und privaten Anlegern – effektiv geschützt. Der Fonds dürfte daher vor allem für private Anleger attraktiv sein: Sie sind gegen die größten Risiken abgesichert, akzeptieren jedoch im Gegenzug die lange Kapitalrückflussdauer, die für relativ kleine Telekommunikationsprojekte typisch ist.

Die EIB ist derzeit mit der Auswahl eines Fondsmanagers beschäftigt. 2017 will sie dann mit der Finanzierung von konkreten Vorhaben beginnen. Harald Gruber meint: „Dies zeigt, dass Infrastrukturprojekte langfristig betrachtet werden müssen. Der Fonds könnte uns völlig neue Finanzierungslösungen für den digitalen Sektor aufzeigen.“