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    Eigenkapital hilft Start-ups auf die Beine

    Eigenkapital hilft Start-ups auf die Beine

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    EIB und EIF versorgen kleine Unternehmen in großem Umfang mit Eigenkapital

    Die Idee stammt von Nikos Moraitakis. Der griechische Jungunternehmer wollte eine Software entwickeln und vertreiben, mit der Wachstumsunternehmen Stellenanzeigen schalten, Bewerbungen bearbeiten und Bewerbungsgespräche organisieren können. Großkonzerne hatten bereits eine derartige Software. Für kleine, im Aufbau befindliche Unternehmen war sie allerdings zu teuer. Moraitakis rechnete damit, dass er eine ähnliche Software für nur 17 Euro auf den Markt bringen könnte.

    Aufgrund der Krise waren griechische Investoren jedoch nicht bereit, in Start-up-Unternehmen zu investieren. Zum Glück hatte Moraitakis mit seiner Firma Workable eine alternative Anlaufstelle – der Europäische Investitionsfonds (EIF) unterstützt kleine und mittelgroße Unternehmen in Europa mit direkten Kapitalbeteiligungen. Parallel dazu investiert der EIF in Beteiligungsfonds. Von einem griechischen Risikokapitalfonds, der mit dem EIF zusammenarbeitete, bekam Workable dann die erste Kapitalspritze.

    Drei Jahre später beschäftigt die Firma bereits 48 Mitarbeiter. Nächstes Jahr sollen noch einmal 100 dazukommen. „Der EIF stellt Start-up-Unternehmen Mittel zur Verfügung, bis sie groß genug sind, um sich aus anderen Quellen zu finanzieren“, erklärt Moraitakis.

    Die EIB-Gruppe, zu der die Europäische Investitionsbank und der Europäische Investitionsfonds gehören, hat mehr als 11 Milliarden Euro für Beteiligungsfonds zur Verfügung gestellt. Die aus diesen Fonds bereitgestellten Mittel kommen in erster Linie Unternehmen oder Projekten zugute, für die es sonst schwierig sein könnte, an Eigenkapital zu kommen. Neben der finanziellen Unterstützung bewirkt die Beteiligung der EIB-Gruppe zudem, dass private Investoren mit ins Boot kommen.

    „Wir sind in Europa der absolut größte Dachfonds für Kapitalbeteiligungen an kleinen und mittelgroßen Unternehmen“, erläutert John Holloway, der für Kapitalbeteiligungen zuständige Direktor des EIF. „Unsere Aufgabe besteht vor allem darin, kleine und mittelgroße Unternehmen mit möglichst viel Kapital zu versorgen. Damit haben wir schon enorm viel auf die Beine gestellt.“

    Die EIB vergibt in erster Linie Darlehen für große Infrastrukturvorhaben und Industrieprojekte. Gemeinsam mit dem EIF engagiert sie sich jedoch auch zunehmend im Bereich Kapitalbeteiligungen und verhilft dadurch kleineren Branchen und Nischenmärkten wie Klimaschutz und Entwicklungsländern auf die Beine.

    Das Beteiligungsportfolio der EIB-Gruppe im Überblick:

    • Finanzierungen des EIF zugunsten kleiner und mittelgroßer Unternehmen in Europa: 8,8 Milliarden Euro,
    • Beteiligungen der EIB an Infrastruktur-, Klimaschutz- und Umweltfonds: 1,3 Milliarden Euro,
    • Beteiligungen der EIB an Fonds, die in kleine und mittelgroße Unternehmen in Ländern südlich der Sahara, in der Karibik und in den südlichen Mittelmeerländern von Marokko bis Jordanien investieren: 860 Millionen Euro.

    Der Schlüssel für kleine Vorhaben

    Beteiligungen sind risikoreicher als Darlehen. Projekte werden in der Regel mit Krediten und Eigenkapital finanziert. Geht etwas schief, bekommen jedoch zuerst die Gläubiger ihr Geld zurück. Für Eigenkapitalgeber ist das Verlustrisiko höher. Im schlimmsten Fall ist alles weg.

    „Kapitalbeteiligungen machen nur einen ganz geringen Teil des EIB-Engagements aus“, erklärt Barbara Boos, die bei der Bank der EU für die Zusammenarbeit mit Beteiligungsfonds zuständig ist. „Der Markt bietet derzeit kaum Beteiligungskapital an. Aber ohne solche Mittel kommen Projekte einfach nicht in Gang.“

    Das bestätigt auch die Erfahrung des Europäischen Investitionsfonds, der kleine und mittelgroße Unternehmen in Europa seit Jahren umfangreich mit Beteiligungskapital unterstützt. In diesem Segment sind 65 Prozent aller europäischen Arbeitnehmer beschäftigt. Ende 2014 beliefen sich die Beteiligungen des EIF auf 8,8 Milliarden Euro. Beteiligt sich der EIF an einem Fonds, nehmen private Investoren das als Beweis, dass das Konzept stimmt, und steigen ebenfalls ein. Es wird davon ausgegangen, dass der EIF durch seine Beteiligungen weitere 45,6 Milliarden Euro aus anderen Quellen mobilisiert hat. Der EIF erwartet, dass diese Zahl bis zum Jahresende noch deutlich steigen wird.

    Bis Ende Oktober hatte er bereits 60 Beteiligungen von insgesamt 1,6 Milliarden Euro unterzeichnet und damit 7,7 Milliarden Euro aus anderen Quellen mobilisiert.



    Viel gewagt und viel gewonnen

    Ein Großteil der Beteiligungen erfolgt über Partner wie Open Fund. Der griechische Investor hat auch EIF-Mittel an Workable in Athen weitergeleitet. Über Fonds vor Ort kann der EIF ein ausgesprochen breites Spektrum an kleinen Unternehmen erreichen.

    „Durch den EIF konnten wir unseren Aktionsradius deutlich ausweiten“, so George Tziralis, ein Partner von Open Fund. „Ohne die Unterstützung des EIF hätten wir weit weniger erreicht.“

    Als Risikokapitalgeber ist Open Fund in einem Bereich tätig, in dem auch der EIF eine zentrale Rolle spielt. Durch die Beteiligungen des EIF an mehr als 300 Risikokapitalfonds wurden

    • mehr als 85 000 Arbeitsplätze für Fachkräfte geschaffen,
    • 129 Unternehmen der Börsengang an 21 verschiedenen Börsen ermöglicht,
    • mehr als 12 000 Patente erteilt.

    2014 bewirkten die Beteiligungen des EIF 66 Prozent aller Risikokapitalfinanzierungen in Europa. Viele bekannte Firmen haben in der Start-up-Phase Kapital von Fonds erhalten, an denen der EIF umfangreich beteiligt ist. Dazu gehören:

    • der Internettelefonie-Anbieter Skype,
    • der finnische Spieleentwickler Rovio, bekannt durch seine Spiele-Reihe „Angry Birds“,
    • der schwedische Musik-Streamingdienst Spotify,
    • der Musik-Identifikationsdienst für Mobiltelefone und Smartphones Shazam,
    • der finnische Onlinespieleentwickler Supercell,
    • die Suchmaschine für Flüge, Hotels und Mietwagen Skyscanner,
    • der Betreiber des Netzwerks Xing aus Deutschland.

    „Wir sind der Ankerinvestor in der europäischen Risikokapital- und Private-Equity-Branche“, erklärt Jean-Philippe Burcklen, stellvertretende Direktor der Abteilung Kapitalbeteiligungen des EIF.



    Frühzeitige Beteiligung an Fonds außerhalb der EU

    Auch in Entwicklungsländern investiert die EIB eher in Fonds als direkte Beteiligungen einzugehen. Insgesamt ist sie mit 860 Millionen Euro an 70 verschiedenen Fonds beteiligt. Über diese Fonds bringt die EIB ihr Fachwissen ein, das letztlich bei den zahlreichen unterschiedlichen Unternehmen ankommt, in die der jeweilige Fonds investiert. Aus diesem Grund ist die EIB auch bestrebt, möglichst als erster Investor in einen Fonds einzusteigen. Dadurch hat sie Einfluss auf seine künftigen Beteiligungen.

    „Wir steigen frühzeitig ein“, sagt Jesper Persson, der das Referat Kapitalbeteiligungen der EIB leitet, das sich auf Fonds konzentriert, die in kleine und mittelgroße Unternehmens investieren. „Wenn wir uns beteiligen, ist das für andere Investoren wie eine Art Gütesiegel, sodass weitere Gelder eingebracht werden.“

    Das Referat von Persson plant in diesem Jahr Engagements von mehr als 100 Millionen Euro. Mit diesem Betrag wird dann noch ein Mehrfaches an Mitteln mobilisiert. Die EIB investiert in einen Fonds. Der Fonds beteiligt sich an einem Unternehmen, und mit diesem Eigenkapital ist dieses Unternehmen dann in der Lage, Fremdmittel aufzunehmen. Letztlich kann das Unternehmen das Fünffache des Betrags aufnehmen, den die EIB eingebracht hat.



    Sanierung alter Industriebrachen

    Gehen Sie doch mal zu Ihrer Bank und sagen Sie zu Ihrem Berater: „Es gibt da in Belgien eine verfallene Papierfabrik aus dem 19. Jahrhundert. Der Boden ist über Jahrzehnte hinweg mit giftigen Kohlenwasserstoffen wie Teer und Benzin, toxischen Schwermetallen und chlorhaltigen Lösungsmitteln verseucht worden. Ich will dort Wohnhäuser bauen. Können Sie mir dafür 5 Millionen Euro leihen?“

    Die Bank wird Sie für verrückt erklären. Und mit Sicherheit bekommen Sie keinen Kredit.

    Genau deshalb hat sich Bruno Farber an die EIB gewandt. Nicht um ein Darlehen zu beantragen (was die meisten Kunden tun), sondern um für eine Beteiligung an seinem Fonds zu werben. Farbers Konzept: In Europa gibt es etwa 3,5 Millionen Industriebrachen. Wenn man einen Teil davon dekontaminiert, würde das der Zersiedelung entgegenwirken, die mit einem enormen Flächenverbrauch einhergeht. Gleichzeitig sah es einen Markt für die sanierten Grundstücke.

    „Dekontaminierungsarbeiten kosten viel Geld“, erklärt Farber, Managing Director von Ginkgo Adviser in Genf. „Banken geben keine Darlehen für Dekontaminierungsvorhaben und auch nicht für den Kauf solcher Grundstücke. Deshalb braucht man für beides Eigenkapital.“

    Die EIB beteiligte sich mit 15,6 Millionen Euro an seinem Fonds. Dadurch konnte Farber dann weitere Investoren ins Boot holen. Bis 2010 hatte sein Ginkgo Fund 80,8 Millionen Euro eingesammelt. Nach der zeitaufwendigen Sanierung läuft nun der Vorverkauf von 300 Wohnungen, die am Standort der alten Papierfabrik in Mont-Saint-Guibert, 25 km südöstlich von Brüssel, gebaut werden sollen. Insgesamt wird Ginkgo in den nächsten zwei Jahren 3 000 Wohnungen auf dekontaminierten Flächen in Belgien und Frankreich bauen.



    Eigenkapital für den Klimaschutz

    Die Hauptabteilung Klimawandel und Umwelt der EIB, die die Beteiligung am Ginkgo Fund in die Wege geleitet hat, stellt seit 2005 Mittel für Beteiligungsfonds bereit. Ihre Aufgabe bestand darin,

    • auf die Marktnachfrage nach Eigenkapital zu reagieren (das betrifft vor allem Nischensektoren wie den Klimaschutz sowie unzureichend versorgte Regionen),
    • das Angebot der EIB zu diversifizieren, um weitere Produkte anzubieten, die einen höheren Zusatznutzen bewirken, indem sie weitere Investoren anziehen,
    • Projekte zu unterstützen, die für ein typisches EIB-Darlehen zu klein sind.

    Inzwischen hat die EIB in fast 40 Fonds investiert, die zumeist von Managementteams geleitet werden, die erstmals in dieser Funktion tätig sind. Rund zwei Drittel dieser Fonds wären ohne den Erstinvestorbeitrag der EIB und ihre vertrauensbildende Wirkung nicht in der Lage gewesen, genügend Mittel einzusammeln, um ihre Tätigkeit aufnehmen zu können. „Wir suchen nach neuen Konzepten, um die Ziele der EU umzusetzen“, erklärt James Ranaivoson, Berater in der Abteilung Klimawandel und Umwelt.

    Mit diesen Mitteln, die sonst vielleicht nicht zum Einsatz gekommen wären, wurden in Europa und in anderen Regionen der Welt mehr als 400 Projekte in verschiedenen Sektoren finanziert. In einem unabhängigen Bericht kommt die Evaluierungsabteilung der EIB Generalinspektion zu dem Schluss, dass die Beteiligungen

    • einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet haben,
    • Leistungen für die Öffentlichkeit in den Bereichen Verkehr, Energie, Abfall, Telekommunikation, Wasserversorgung, Gesundheit und Bildung sowie städtische Umwelt bewirkt haben.


    Kapitalbeteiligungen und der Plan der EU-Kommission

    Beteiligungen sind auch ein wichtiges Instrument, um eine der großen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen die EIB derzeit steht – die Umsetzung des Investitionsplans für Europa, über den die EU in den nächsten drei Jahren 315 Milliarden Euro mobilisieren will.

    Von den 46 Vereinbarungen, die der EIF bis Ende September im Rahmen dieses neuen Plans unterzeichnet hat, betrafen 26 Beteiligungsoperationen. Damit wurden insgesamt 1,9 Milliarden Euro zugesagt, durch die nach den Berechnungen des EIF Investitionen von insgesamt 15 Milliarden Euro mobilisiert werden dürften.

    Zu den ersten Finanzierungen der EIB, die die Europäische Kommission im Rahmen dieses Plans genehmigt hat, gehört eine Beteiligung von 75 Millionen Euro am Fonds Copenhagen Infrastructure II, der große Energieprojekte wie Offshore-Windparks finanzieren wird.

    Durch den neuen Investitionsplan kann sich die EIB umfangreicher an dem Fonds beteiligen als normalerweise üblich. Aufgrund der Präsenz der EIB beteiligen sich nun wiederum institutionelle Investoren, die anderenfalls die neuen Technologien, die der Fonds finanziert, vermutlich eher gemieden hätten. Durch die mitfinanzierten Projekte entstehen in der Bauphase 4 000 Arbeitsplätze sowie 1 000 Stellen für den Betrieb der fertiggestellten Anlagen.

    „Wir passen uns kontinuierlich an die sich verändernden Marktanforderungen an“, erklärt Enrico Canu vom Team für Fondsbeteiligungen bei der EIB.

    Eine grundlegende Änderung kam im Mai, als der Verwaltungsrat der Bank die Kofinanzierung von Vorhaben genehmigte, bei denen die EIB parallel zu Fonds Beteiligungen übernehmen kann, statt einfach nur in die betreffenden Fonds zu investieren. Nächsten Monat will die Abteilung Klimawandel und Umwelt in ein schwedisches Windparkprojekt investieren, an dem sich auch der Fonds Mirova Eurofideme 3 beteiligt, ein Partnerfonds der Bank, der ebenfalls Erneuerbare-Energien-Projekte finanziert. Der Windpark wird 2 600 Haushalte in Schweden mit Ökostrom versorgen.

    Kommenden Monat beginnt auch für Bruno Farber und Ginkgo Adviser ein neues Kapitel. Nachdem das gesamte Kapital des Ginkgo Fund für bereits laufende Dekontaminierungsprojekte zugesagt ist, will Farber nun 120 Millionen Euro für Ginkgo II einwerben. Auch wenn der neue Ginkgo-Fonds weiterhin vorrangig in Frankreich und Belgien agieren wird, sucht Farber inzwischen nach potenziellen Industriebrachen in Großbritannien, Spanien und Italien.

    Der Kreis der anvisierten Eigenkapitalinvestoren ist jedoch nach wie vor derselbe. Die EIB dürfte im Dezember eine Beteiligung von 30 Millionen Euro an Ginkgo II unterzeichnen.




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