Erneuter Schuldenabbau im Bankensektor im 2. Quartal – Thema im September werden länderübergreifende Aufsichtsmaßnahmen sein

Am 18. Juli tagte der Lenkungsausschuss der Wiener Initiative* unter Vorsitz des Gouverneurs der polnischen Zentralbank, Marek Belka, in Warschau.

Der Ausschuss nahm die Erklärung über die zukünftigen Ziele der Wiener Initiative an und diskutierte über ihre beiden wichtigsten Arbeitsthemen,  den Abbau von Risikoaktiva (Deleveraging) der Tochtergesellschaften ausländischer Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) sowie die Koordination der Aktivitäten der Mutterbanken und ihrer Tochtergesellschaften in den CESEE-Ländern.

Dem Ausschuss wurde ein Bericht über das Deleveraging ausländischer Bankentöchter vorgelegt. Er wurde von Mitarbeitern internationaler Finanzinstitutionen, die der Wiener Initiative angehören, erstellt. Daraus ging hervor, dass die Forderungen und Verbindlichkeiten von Banken gegenüber der CESEE-Region in der zweiten Jahreshälfte 2011 deutlich abgebaut wurden. Dieser Trend verlangsamte sich im 1. Quartal 2012 wieder, wahrscheinlich infolge der Liquiditätshilfen (LTRO) der Europäischen Zentralbank. Einige Daten weisen auf eine Fortsetzung des Deleveraging im 2. Quartal hin. Um einen zu planlosen Abbau der Risikoaktiva zu vermeiden, müssen die Aktivitäten eng überwacht und weitere detaillierte Analysen vorgenommen werden, unter anderem nach einzelnen Ländern und nach einzelnen Banken. Der Ausschuss könnte auch regelmäßige Berichte über das Deleveraging in den CESEE-Ländern vorlegen, um auf systemrelevante Probleme hinzuweisen und die zuständigen nationalen und europäischen Behörden zu informieren.   

Der Ausschuss sprach außerdem über länderübergreifende Aufsichtsmaßnahmen. Er beschloss, im September einen Workshop für öffentliche und private Teilnehmer der Wiener Initiative 2 zu veranstalten. Dabei sollen Aufsichtsthemen sowie der jüngste Vorschlag der EU-Kommission für einen Gesetzesrahmen zur Bankenwiederherstellung und Bankenabwicklung diskutiert werden. Der Schwerpunkt wird darauf liegen, eine wirksame Zusammenarbeit zwischen den Behörden am Heimatsitz der Banken und in ihren Gastländern sicherzustellen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass letztere ihrer Verantwortung für die finanzielle Stabilität in ihrem Land gerecht werden. Auf der Tagesordnung steht auch eine Einschätzung, wie sich das Deleveraging der Banken auf die Schwellenländer Europas auswirken wird.   

Die Wiener Initiative

Die Wiener Initiative wurde auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008/2009 als Plattform des privaten und öffentlichen Sektors gegründet, um sicherzustellen, dass westliche Banken ihre Tochtergesellschaften in den CESEE-Ländern in der Krise mit ausreichend Kapital und Liquidität versorgten.  Im Januar 2012 wurde die Initiative unter der Bezeichnung „Wien 2“ wiederaufgelegt, da sich aus der Eurokrise erneut Risiken für die Region ergeben hatten. Ihr Schwerpunkt liegt nun auf der verstärkten Koordination der Behörden in den Heimat- und Gastländern der Banken, um länderübergreifende Aktivitäten zu stabilisieren und einen zu planlosen Abbau von Risikoaktiva zu verhindern. Westliche Bankengruppen spielen weiterhin eine wichtige Rolle in der Initiative. Sie unterstützen die Abstimmungsbemühungen und tragen selbst ihren Teil dazu bei, das Deleveraging möglichst geordnet durchzuführen.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Wiener Initiative: http://vienna-initiative.com.