Die irische Grafschaft ersetzt alte Kaminöfen in Wohnhäusern durch saubere Heizungen. ELENA macht's möglich.

Im Winter begannen die Tage für Aileen McCarthy immer ausgesprochen beschwerlich.

Ihr Haus war kalt, und gleich nach dem Aufstehen musste sie die Asche vom Vortag aus dem Kamin räumen. Dann ging sie mit dem Staubsauger durch alle Räume, um den Ruß und Staub wegzusaugen. Anschließend machte sie im Kamin Feuer und setzte sich für den Großteil des Tages ihre Sauerstoffmaske auf. Aileen McCarthy ist krank und hat nur noch 20 Prozent ihrer Lungenkapazität.

„Das war wirklich schlimm“, erzählt die 59-Jährige aus dem Dorf Cullen in der irischen Grafschaft Tipperary. „Asche und Rauch waren für mich ein ständiges Problem. Ich konnte durch die schlechte Luft kaum atmen und hatte immer wieder Lungenprobleme.“

>@Tipperary Energy Agency
© Tipperary Energy Agency

Aileen und John McCarthy aus der irischen Grafschaft Tipperary. Früher musste Aileen im Winter morgens erst einmal den Ruß im ganzen Haus wegsaugen.

Saubere Luft dank neuer Energie

Heute kann Aileen McCarthy endlich aufatmen. Ihr Haus wurde mit den Geldern eines Energieprogramms komplett saniert und hat nun keinen Kamin mehr. Jetzt kann sie ohne Hustenanfälle durchs Haus gehen, und auch die Lungenprobleme sind seltener geworden. „Ich bin ein völlig anderer Mensch“, sagt sie. 

Die McCarthys sind nur eine von vielen Erfolgsgeschichten, erklärt Louise White, Expertin für Energieeffizienz bei der Europäischen Investitionsbank.

„Energieprogramme wie das in Tipperary können nicht nur die Heizkosten senken. Sie können auch die Lebensbedingungen der Menschen spürbar verbessern“, so White. Sie arbeitet am Programm ELENA mit, das in ganz Europa mit Zuschüssen dabei hilft, Projekte für mehr Energieeffizienz auf den Weg zu bringen.

So zum Beispiel in Irland. Die Energieagentur von Tipperary erhielt im Juli letzten Jahres einen ELENA-Zuschuss von 1,5 Millionen Euro. Damit kann die Agentur die Voraussetzungen schaffen, um Hunderte Wohnhäuser energieeffizient zu sanieren. Häuser werden gedämmt, und veraltete Kohleheizungen werden durch moderne Elektro-Wärmepumpen ersetzt. Mit dem Zuschuss kann Tipperary außerdem Energieeffizienzprogramme für öffentliche Gebäude und kleine Unternehmen sowie eine energiesparende Straßenbeleuchtung planen.

Vorbild für weitere Projekte

Die EIB hofft, dass in Irland nun weitere Energieprojekte folgen werden. Ziel ist vor allem, Know-how aufzubauen, das sich dann auf andere Projekte übertragen lässt. Ein Programm in der nordfranzösischen Picardie etwa, bei dem mit einem ELENA-Zuschuss Tausende von Wohnungen saniert werden, dient als Vorbild für andere Regionen. Auch im slowenischen Ljubljana wurden mit ELENA-Mitteln zahlreiche Gebäude saniert und energieeffizient gemacht. Anschließend gab die slowenische Regierung Leitlinien zu dem Projekt heraus, damit andere Städte ihrem Beispiel folgen können.

ELENA nimmt derweil weiter Fahrt auf. Die Europäische Kommission wird weitere 94 Millionen Euro für das Programm bereitstellen, damit in Europa auch Wohngebäude energetisch saniert werden können. Die EIB verwaltet das ELENA-Programm im Auftrag der Europäischen Kommission.

„ELENA gibt den entscheidenden Anstoß für neue Energieprojekte – sogar für private Wohngebäude“, meint White.

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© Tipperary Energy Agency

Aileen McCarthy verabschiedete sich von ihrem Kohlekamin und ließ stattdessen eine energieeffiziente Elektro-Wärmepumpe einbauen.

Mehr Geld für Energieeffizienz

Bisher hat ELENA hauptsächlich Städten und Regionen bei der Sanierung öffentlicher Gebäude geholfen. Durch das zusätzliche Geld kann das Programm nun über Banken, Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungseigentümer­gemeinschaften, Energieagenturen und ähnliche Einrichtungen auch die Sanierung von Wohngebäuden ermöglichen.

Das Sanierungsprogramm von Tipperary ist ein gutes Beispiel dafür, wie die zusätzlichen ELENA-Mittel eingesetzt werden sollten. Die Energieeffizienz irischer Wohnhäuser muss dringend verbessert werden. Viele ältere Häuser sind schlecht gedämmt und werden mit Holz- und Kohleöfen beheizt. So auch bei den meisten Nachbarn der McCarthys in Cullen.

„Wir rüsten jetzt immer mehr Häuser nach“, sagt Paul Kenny, der Chef der Energieagentur von Tipperary. „Ohne die alten Kamine und Öfen wird die Luftqualität deutlich besser.“

Das Haus der McCarthys bezeichnet Kenny nach der Sanierung als „SuperHome“, d. h. es hat

  • eine gute Wärmedämmung und mehrfachverglaste Fenster
  • eine moderne Belüftung
  • keinen offenen Kamin
  • Solarmodule und Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser

Seit der Sanierung sind die monatlichen Energiekosten der McCarthys um rund 175 Euro gesunken. Vor allem aber ist Aileen nicht mehr so oft krank.

„Letztes Jahr lag ich um diese Zeit mit Lungenbeschwerden im Krankenhaus“, sagt sie. „Es war so schlimm, dass ich ohne Sauerstoffmaske kaum bis zum Schlafzimmer gehen konnte. Jetzt brauche ich die Maske seltener, und auch zum Arzt muss ich kaum noch.