Mit Solarenergie können die Menschen in Afrika nicht nur Licht für die Nacht oder Strom für das Mobiltelefon erzeugen, sondern auch ihre Felder bewässern und düngen. 791 Millionen Afrikaner ohne Stromanschluss profitieren davon.

Als Gemüsebauer Peter Kimani aus Ngecha in Kenia bei der Bewässerung seiner Maisfelder und Kartoffeläcker noch vom Regen abhängig war, fiel die Ernte dürftig aus. Jetzt fährt er mehr ein, weil er seine Felder mit einem System bewässern und düngen kann, das mit Solarstrom betrieben wird.

„Dadurch habe ich kaum Verluste, vor allem beim Dünger. Ich spare viel, weil ich den Pflanzen genau so viel gebe, wie sie brauchen“, sagt Kimani. Zuvor hat er seinen Boden von dem Unternehmen SunCulture analysieren lassen, damit er genau weiß, wie viel Wasser er braucht. „Ich baue jetzt mehr verschiedene Gemüsearten an – Kohl, Zwiebeln, Tomaten und Paprika. Außerdem auch Obst.“

Mithilfe von SunCulture können die Bauern ihre Ernte um 300 Prozent steigern und gleichzeitig den Wasserverbrauch um 80 Prozent senken. Das Unternehmen, das solarbetriebene Bewässerungssets entwickelt und vertreibt, wird vom Energy Access Ventures Fund (EAVF) unterstützt, an dem die Europäische Investitionsbank beteiligt ist. Daneben investiert die EU-Bank noch in einige andere Fonds in Afrika, die dazu beitragen, die Lebensbedingungen von Kleinbauern zu verbessern.

„Mit ihrer Beteiligung an dem Fonds will die EIB dazu beitragen, dass Menschen und Kleinbetriebe in Afrika Zugang zu bezahlbarem, verlässlichem und sauberem Strom erhalten. Nur dann können sie der Armut entrinnen und wirtschaftlich auf die Beine kommen“, sagt Sophie Jablonski, die als Energieexpertin bei der EIB mehrere Energieprojekte in Ländern südlich der Sahara betreut hat, die von der EU-Bank mitfinanziert wurden. Dazu zählen neben dem EAVF d.light, Off Grid Electric, PEGAfrica, PayGo Energy und InspiraFarms.

Laut SunCulture sind 83 Prozent der 5,4 Millionen Hektar Ackerland in Kenia auf Bewässerungs- und Pumpentechnik angewiesen. (Copyright: SunCulture)

Laut SunCulture sind 83 Prozent der 5,4 Millionen Hektar Ackerland in Kenia auf Bewässerungs- und Pumpentechnik angewiesen. (Copyright: SunCulture)

Solarenergie für ein besseres Leben in Afrika

Der Anschluss an das Stromnetz ist in den Ländern südlich der Sahara so teuer wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Deshalb haben nur 37 Prozent der Menschen dort Strom. Mindestens 50 Prozent der Bevölkerung in 38 der 49 Länder in der Region haben keinen Stromanschluss. Die meisten Menschen geben bis zu ein Drittel ihres Einkommens für umweltschädliche Brennstoffe wie Kerosin oder für Kerzen und Batterien aus. Oft legen sie weite Wege zurück, nur um ihr Mobiltelefon aufzuladen.

mit Piktochart erstellt

Der EAVF ist ein Risikokapitalfonds aus Nairobi in Kenia mit einem Volumen von 55 Millionen Euro. Er investiert in wachstumsstarke kleine und mittlere Unternehmen, die vor allem im ländlichen Afrika moderne Lösungen für eine bezahlbare Stromversorgung anbieten. Beispiele dafür sind d.light, Off Grid Electric, PEGAfrica, InspiraFarms und PayGo Energy.

„Unser Fonds unterstützt verschiedene Geschäftsmodelle und Technologien, die zur Stromversorgung beitragen und ärmeren Menschen zugutekommen“, erklärt Investmentmanager Emmanuel Beau vom EAVF. „Für uns kommen verschiedene Energiequellen in Betracht – erneuerbare und hybride. Wir geben aber nicht nur Kapital, sondern beraten auch viele Start-ups.“

Solarstrom für einen Dollar pro Tag

Im Jahr 2016 haben Unternehmen, die der EAVF finanziert, rund 343 000 Haushalte und 1 000 Kleinst-, Klein- und mittelgroße Betriebe südlich der Sahara netzunabhängig mit Strom versorgt. Manche Einstiegsprodukte können sich selbst Menschen leisten, die nicht mehr als 1,90 Dollar am Tag verdienen.

„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir großartige Unternehmer unterstützen, uns für bessere Lebensbedingungen einsetzen und den Energiesektor in Afrika voranbringen“, sagt Beau. „Der Fonds bewirkt so viel für die Menschen: Sicherheit bei Nacht – das Gefühl, Teil der modernen Gesellschaft zu sein – eine bessere Ernte und auch die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen. Wo die Beleuchtung mit Kerosin durch Solaranlagen ersetzt wird, sinken auch die Brandgefahr, das Risiko von Gesundheitsschäden durch schmutzige Raumluft und der Ausstoß von Treibhausgasen.“

Bezahlbare Bewässerungstechnik mit Solarstrom

Die Gründer von SunCulture, Charles Nichols (links) und Samir Ibrahim (Copyright: SunCulture)

Die Gründer von SunCulture, Charles Nichols (links) und Samir Ibrahim (Copyright: SunCulture)

Auch SunCulture hat Kapital vom EAVF erhalten. Gründer des Unternehmens, das Bewässerungssysteme anbietet, sind der 25-jährige Samir Ibrahim, ein Ostafrikaner mit indischen Wurzeln, und der Amerikaner Charles Nichols. Ibrahim hat Finanzwesen und internationale Betriebswirtschaft an der Stern School of Business der New York University studiert, Nichols ist Maschinenbauingenieur.

Vier von fünf afrikanischen Familien verdienen ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft, aber nur vier Prozent nutzen Bewässerungsanlagen. Der Rest ist auf Regen anwiesen – und auf den ist immer weniger Verlass.

Die meisten Kleinbauern in Afrika stehen nur eine Missernte vor dem finanziellen Ruin“, sagt Ibrahim. „Die Bewässerung mithilfe von Solarstrom ist eine günstige Alternative zur teuren Diesel- oder Elektrotechnik. Dadurch haben die Bauern viel geringere Energiekosten und einen höheren Ertrag.“

Genau die richtige Menge Wasser

Das Bewässerungssystem profitiert von einem positiven Zusammenspiel: Wenn die Sonne scheint, ist Strom da – also genau dann, wenn die Pflanzen wegen der Hitze mehr Wasser brauchen.

Bald will SunCulture auch eine App anbieten, mit der sich das Bewässerungssystem über das Mobiltelefon steuern lässt. „Per Textnachricht kann der Bauer von jedem Ort aus die Ventile öffnen oder schließen. Dadurch ist er unabhängiger und kann sich um andere Dinge kümmern“, so Nichols.

Damit das System bezahlbar bleibt, wollen Ibrahim und Nichols mit örtlichen Finanzinstituten zusammenarbeiten.

Direkte EU-Förderung für visionäre Unternehmer

Vertreter von d.light erklären, wie sie Dörfern in Afrika helfen können.

Vertreter von d.light erklären, wie sie Dörfern in Afrika helfen können.

d.light ist ein weiteres Start-up-Unternehmen, das der EAVF finanziert. Das Unternehmen hat bereits mehr als 17 Millionen Solarleuchten und solarbetriebene Produkte in 62 Ländern verkauft.

„Die Solarleuchten von d.light laden sich tagsüber auf“, erklärt Firmenchef Sam Goldman. „Nachts geben sie dann bis zu vier Stunden Licht ab – und sie halten mehr als fünf Jahre.“

Selbst Familien mit geringem Einkommen können sich die Solaranlage für den Hausgebrauch leisten, weil sie den Kaufpreis über einen längeren Zeitraum in Raten per Mobiltelefon abzahlen können.

Bezahlbarer Strom für jene, die ihn am dringendsten brauchen

Dank einer kleinen Solaranlage kann Margaret Muchina ihren Lebensmittelkiosk abends länger öffnen. Dadurch ist ihr Tagesumsatz um 30 Prozent gestiegen. (Copyright: d.light)

Dank einer kleinen Solaranlage kann Margaret Muchina ihren Lebensmittelkiosk abends länger öffnen. Dadurch ist ihr Tagesumsatz um 30 Prozent gestiegen. (Copyright: d.light)

Früher musste Margaret Muchina ihren Lebensmittelkiosk bei Einbruch der Dämmerung schließen, weil es für den Verkauf dann zu dunkel wurde. Das änderte sich im November 2016, als sie die kleine Solaranlage D30 von d.light bekam. Die D30 ist ein zuverlässiges Beleuchtungssystem für den Hausgebrauch, aber sie ist besonders leistungsstark und tragbar.

„Mit der D30 von d.light kann ich zweieinhalb Stunden länger verkaufen als vorher“, sagt Muchina.

Das bringt ihr 30 Prozent mehr Umsatz. „Die meisten meiner Kunden kommen jetzt abends. Und das sind viele. Außerdem benutze ich nicht mehr mein Mobiltelefon, um Licht im Laden zu machen. Auf dem Heimweg brauche ich es auch nicht mehr.“

Da benutzt sie jetzt die Taschenlampe, die als tragbare Lichtquelle bei der D30 dabei ist.