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    Von Brian Field.

    Der nachfolgende Text gibt die Ansicht der Autoren wieder, die nicht unbedingt der Sichtweise der Europäischen Investitionsbank entspricht. 


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    Burgas, die viertgrößte Stadt Bulgariens, war lange Zeit ein wichtiges Industrie-, Verkehrs- und Kulturzentrum des Landes. Die Stadt – heute größte Hafenstadt und Zentrum der Fischerei und der fischverarbeitenden Industrie – hat in den letzten 50 Jahren einen umwälzenden Wandel erlebt, vor allem seit der politischen Loslösung Bulgariens von der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre. Burgas kann heute mit Fug und Recht als eine der „intelligentesten“ Städte Osteuropas bezeichnet werden.

    Als die kommunistische Partei 1944 an die Macht kam, war Burgas das leuchtende Beispiel einer blühenden europäischen Stadt der vielen Kulturen. Der aufkommende Sozialismus brachte jedoch tief greifende Veränderungen für das städtische Gefüge mit sich. Die neuen Machthaber setzten auf die Entwicklung der Schwerindustrie und ließen ganze Stadtviertel mehrstöckiger Plattenbauten errichten. Dabei wurde ein Großteil des baulichen Erbes der Stadt zerstört. Diese Entwicklung und der nationalistisch geprägte Druck auf die türkische Minderheit, sich zu assimilieren und slawische Namen anzunehmen, veranlasste viele in der Stadt lebende Türken und Griechen, in ihre Heimatländer zurückzukehren. 

    Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus begannen vor allem bulgarische Zuzügler aus ländlichen Gebieten und umliegenden Kleinstädten nach Burgas zu strömen. Sie wurden angelockt vom jahrzehntealten Unternehmergeist der Stadt und den Aussichten auf eine besser bezahlte Arbeit. Dadurch schwoll die Bevölkerung im Großraum von Burgas auf etwa 300 000 Einwohner an, was die eher schlecht entwickelte Infrastruktur der Stadt belastete. Die Bevölkerung der Stadt selbst blieb relativ stabil bei rund 200 000 Einwohnern. Das kaufkraftbereinigte Pro-Kopf-BIP verdoppelte sich zwischen 2001 und 2011 nahezu – von 5 600 Euro auf 11 400 Euro. 

    In der jüngsten Zeit hat sich Burgas den Ruf einer visionären „Smart City“ erworben. Um zu westeuropäischen Städten „aufzuschließen“, bemühte sich die Stadt beim Übergang zu einer kapitalistischen Marktwirtschaft vor allem darum, das Infrastruktur- und Mobilitätsangebot zu verbessern.  Burgas hat als erste Stadt Bulgariens ihr ÖPNV-Netz vollständig umgestellt und modernisiert. Nachhaltige Mobilität steht seit Mitte der 2000er-Jahre, als Burgas einen integrierten ÖPNV-Plan auflegte, auf der Agenda der Stadt. 

    Bei ihrer Transformation arbeitete die Stadt eng mit großen europäischen Städten wie London und Mailand zusammen, die bereits intelligente Mobilitätslösungen umgesetzt hatten. Burgas entwickelte außerdem mit EU-Mitteln ein integriertes Verkehrssystem mit autofreien Zonen, ausgewiesenen Fahrradwegen und umweltfreundlichen Bussen. Die Parkplätze in der Innenstadt wurden gebührenpflichtig, um eine Verkehrsberuhigung zu erreichen. Für Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung gibt es spezielle Mobilitätsdienste, die über 20 000-mal pro Jahr in Anspruch genommen werden.  Durch die Modernisierungsmaßnahmen stieg zudem der Anteil der Straßen in verkehrsfähigem Zustand von unter 10 Prozent 2006 auf 42 Prozent 2016.

    In letzter Zeit hat die Stadt auch verstärkt in die Sanierung der Eisenbahninfrastruktur und in Energieeffizienz investiert. Unter anderem modernisierte sie die Eisenbahnlinie Plowdiw–Burgas. Dadurch verkürzte sich die Fahrtzeit zwischen Burgas und Sofia, und die regionale Verkehrsverbindung wurde verbessert. Außerdem hat die Stadt im Rahmen von Initiativen wie dem Konvent der Bürgermeister oder dem Programm Sharing Cities öffentliche Gebäude in Burgas energetisch saniert.  Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Initiativen waren die JASPERS-Hilfe und der Fördermechanismus JESSICA.

    Die Investitionen in die Infrastruktur haben auch positive Ausstrahlungseffekte. Burgas ist heute mit über 16 000 Firmen die wirtschaftlich zweitstärkste Stadt Bulgariens. Die Beschäftigtenzahlen steigen und lagen 2016 zum ersten Mal seit zehn Jahren über dem Landesdurchschnitt. Das Pro-Kopf-BIP wächst doppelt so schnell wie der bulgarische Durchschnitt, und das Passagieraufkommen am Flughafen Burgas nimmt um über 20 Prozent pro Jahr zu. 

    Mit zunehmendem Wohlstand steigt auch die Nachfrage nach Infrastruktur. Die neue Fährverbindung zwischen Burgas und Georgien unterstreicht den Ehrgeiz der Stadt, sich zu einem wichtigen logistischen Knotenpunkt zwischen Südosteuropa und Westasien zu entwickeln. Die Billigfluggesellschaft Ryanair hat die Stadt vor Kurzem als zweite Basis in Bulgarien ausgewählt und dafür 80 Millionen Euro investiert.  Alle diese Vorhaben fügen sich in ein neues Stadtkonzept ein, das Burgas zum Schwarzen Meer hin öffnen soll. Zu diesem Zweck sind auch mehrere neue Wohnquartiere und Autobahnen geplant.

    Der nachfolgende Text gibt die Ansicht der Autoren wieder, die nicht unbedingt der Sichtweise der Europäischen Investitionsbank entspricht. 

    >@EIB